Facebook als Krankheit? Teenager empfinden vor Allem Instagram als Psychostress

Leidet tatsächlich bereits jeder sechste Jugendliche unter Angstzuständen? Und welchen Anteil daran haben soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram, YouTube und Co? 1479 Jugendliche zwischen 14 und 24 Jahren wurden in Großbritannien dazu befragt, wie sich ihr Konsum sozialer Netzwerke auf ihre psychische Gesundheit auswirkt. In der Studie ging es sowohl um negative als auch um positive Effekte. Studie Hier bei Watson. Warum ist der ewige Griff zum Smartphone wohl so belastend? Handelt es sich bei Social Media womöglich um DIE Sucht der neuen Zeit? Und können Eltern und Angehörige da überhaupt helfen – oder müssen die Jugendlichen ihre eigenen Wege finden?

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Zu wenig Schlaf, ein negatives Körperbild, Mobbing-Erfahrungen und „Verpassens-Stress“ – das sind wohl die häufigsten psychischen Belastungen, die beim Surfen in sozialen Netzwerken auftreten. Besonders Instagram als Bilder-Netzwerk scheint als ungesund empfunden zu werden. Ich kann das gut verstehen.

Warum ist gerade Instagram so psychisch belastend?

Bilder anzuschauen ist ganz anders als Texte lesen. In Windeseile rauschen unzählige visuelle Botschaften am Betrachter vorbei: Schöne Urlaubsorte, Speisen, attraktive Menschen, Sport, Lifestyle-Produkte… Instagram hat viel zu tun mit den Werten unserer konsumorientierten Wertegemeinschaft: Wir sind erzogen worden hin zu Ästhetik, ewiger Jugend, Sorglosigkeit, Reisen, Selbstoptimierung, Erfolg.

Wenn Teenager morgens nach dem Wachwerden durch Instagram scrollen, werden sie regelrecht überflutet von Beweisen dieser schönen neuen Welt. Es bleibt keine Zeit für Reflektion. Die Bilder, Kurzvideos und Storys rasen in unendlicher Folge vorbei. Immer neue Inspirationen und Vorschläge verführen zum Weiterklicken – bis man auf letzte Minute aufsteht, um noch rechtzeitig zur Schule oder zur Uni zu kommen.

Abends vor dem Einschlafen noch ein letzter Blick auf Instagram: Man kann einfach nicht aufhören – nur noch ein Bild anklicken, die letzten Likes verteilen, Kommentare lesen und nur noch ein Bild weiter. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte meinen Kindern damals digitale Bilderbücher im Stil von Instagram gezeigt, hätte ich wohl tatsächlich Psychowracks züchten können: Schaut mal, das glückliche Kind hier hat einen tollen Bagger; schaut mal, das glückliche Kind hier baut Sandburgen am Strand von Puerto Rico; schau mal wie lieb diese Mami ihr Kind hat; schaut mal, was für ein wunderschönes Kleidchen dieses glückliche Kind hier trägt!

Teenager brauchen Vorbilder, das ist nun mal so

Wir hatten auch mit 13, 14 Jahren unsere Bravo-Popstars an der Wand hängen und träumten davon, sie würden sich in uns verlieben, wenn wir als Zuschauer auf einem ihrer Konzerte sind. Wir verliebten uns in unsere Lehrer, in Fernsehstars, in unerreichbare Idole. Junge Menschen brauchen diese Sehnsüchte, um sich daran „abzuarbeiten“ und ihren Willen und ihre Identität zu finden. Sie brauchen ihre Sorgen, ihre schlaflosen Nächte, ihre Ängste und ihre Versuche, sich selbst zu optimieren. Bis dann (hoffentlich) irgendwann der heilige Tag kommt, an dem man ganz mit sich versöhnt ist und sich lieben kann, ganz so wie man ist.

Doch was ist, wenn diese Zweifel und und Sorgen ständig in Stakkato-Geschwindigkeit entfacht werden? Wenn Traurigkeit, Neid, das Gefühl der Benachteiligung und Unzulänglichkeit durch unzählige Impulse immer wieder gereizt werden? Sozusagen der berühmte Konditionierungs-Terror aus Clockwork Orange in umgekehrt! Keine Horrorbilder, um Gewalt abzutrainieren – sondern Idealbilder, um die Unschuld der Selbstliebe abzutrainieren! Die Schneekönigin müsste triumphierend auflachen bei dieser Methode, Herzen zu zerstören.

Können Eltern ihren armen, geplagten Teenagern helfen?

Ich glaube tatsächlich, durch diese Sucht muss jedes einzelne Wesen selbst durch. Da helfen keine Regeln, aufklärenden Gespräche, Verbote und Ermahnungen. So wie auch bei anderen Süchten und Selbstzerstörerischen Tendenzen im Jugendalter können Eltern und Geschwister wohl nur helfen, indem sie innerlich das feste Vertrauen haben, dass der oder die Betroffene da schon geheilt wieder herauskommt. Meist passiert etwas Unerwartetes und so Entsetzliches, dass es zu einer Schockheilung kommt. Oder etwas ganz Wundervolles (wie die erste große Liebe) fliegt vom Himmel herab und rettet aus dem „Schöne-neue-Welt-Psychoterror“.

Eltern und Großeltern, lernt soziale Netzwerke kennen!

Was Eltern tun können ist, nicht selbst auf die Konsum-Religion unserer Zeit hereinzufallen. Sich selbst schön zu finden und extrem liebenswert, auch wenn man alt, dick, krumm, arm, vergesslich, zickig, langweilig ist. Darüber schmunzeln können und ohne Neid anerkennen, wenn im Fernsehen die Reichen, Klugen, Mächtigen und Schönen vorgeführt werden. Und natürlich die sozialen Netzwerke kennen lernen, selbst dort tätig sein und die vielen großartigen Dinge nutzen, die dort möglich sind.

Soziale Netzwerke sind keine Droge sondern ein Entwicklungsschritt der Menschheit. Wir können nun in Echtzeit mit der ganzen Welt verbunden sein. Wir können uns je nach Werten, Motiven und Zielen mit Menschen zusammenschließen, überall auf der Welt. Mit Menschen aus den Ghettos in Südamerika, mit Intellektuellen aus China, mit Kreativen und Künstlern aus Afrika. Alles ist möglich, und es ist ein Geschenk der Götter.

Also zeigen wir unseren Kindern und Enkelkindern, wie man dieses Werkzeug zum Wohle des eigenen Lebens – und zum Wohle unserer Gesellschaft einsetzen kann. Wie man mit Spaß, Leidenschaft und Liebe Gutes tun kann. Dann heißt es beten, dass sie nicht an den Klippen der Drogensucht Internet zerschellen. Und ihnen vertrauen. Sie machen das schon – und kommen gestärkt aus der ach so schwierigen Jugendzeit heraus.

Watson vom 28. Mai 2017: Welche sozialen Netzwerke ungesund sind – und welche sogar guttun im Teenageralter

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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