Kolumnen leben von der Überzeichnung

Welche Ungeheuer hab ich jetzt schon wieder mit der Kolumne entlassen???

Welche Ungeheuer hab ich jetzt schon wieder mit der Kolumne entlassen???

Schlägt man die Definition der Kolumne nach – ein Format, dass ich hier hege und pflege, nicht immer zum Wohlgefallen aller Leser im Ruhrgebiet – dann liest man bei der Wikipedia folgendes: „Die Kolumne (von der Kolumne des Drucksatzes, von lateinisch columna ‚Stütze‘, ‚Säule‘) bezeichnet in der Presse einen kurzen Meinungsbeitrag als journalistische Kleinform. Der Autor einer regelmäßig erscheinenden Kolumne wird Kolumnist genannt.“ Na schön, das mit dem KURZ ist bei mir nicht so gegeben…

Dies ist meine Meinung, die ich begründe

Eine ausführlichere Definition dessen, was eine Kolumne ist, findet sich dann auf der Webseite Wortwuchs.Dort ist zu lesen:

  • Die Kolumne ist ein meinungsbildender Text, der meist in einem Printmedium erscheint und von einem einzelnen (bekannten) Autoren oder von renommierten Gastautoren verfasst wird. Diese Autoren sind meist Journalisten und werden als Kolumnisten bezeichnet

Gut, jetzt wird auch noch festgestellt, Kolumnen seien kurz und würden meist in Geschichten mit Ich-Form benutzt. Was auf meine Art an dieser Stelle nicht unbedingt zutrifft, aber mit Fug und Recht kann ich mich als Kolumnist bezeichnen. Subjektiver Standpunkt, regelmäßige Erscheinung – das passt schon. Wichtig aber schon mal: Eine Kolumne ist kein Interview, keine Dokumentation und keine Reportage. Eine Kolumne ist ein Meinungsformat. Wortwuchs dazu:

  • Die Kolumne ist grundsätzlich eine Art der Meinungsäußerung und deshalb auf kein bestimmtes Thema festgelegt, dennoch werden oft aktuelle Nachrichten und bekannte Bereiche behandelt.

Genau: Ich behandle aktuelle Nachrichten und habe meine Meinung, die ich in der Regel sogar ausführlich begründe. Eine Kolumne darf man also nicht mit einem faktenorientiertem Beitrag verwechseln. Sie ist und bleibt das Kind ihres Autors, durch ihren Stil geprägt, durch seine Brille sieht der Leser die Welt. So wie Sie jetzt beim Lesen. Eine Nachricht ist objektiv, der Kommentar bewertet die Nachricht – man könnte jetzt überlegen, ob das hier ein Kommentar ist, aber Kommentare beziehen sich ja auf konkret Dinge und es gibt Leute, die es sich verbitten kommentiert zu werden. Was natürlich nicht geht, der Auftrag des Journalismus besteht gerade darin dorthin zu gehen wo es weh tut. Für eine Glosse ist das hier nicht spitz genug.

Wenn Meinungen stören…

Nicht jeder kann meine Meinung teilen. Das ist in Ordnung. Teilweise verstehe ich zwar nicht, warum man in die Luft gehen muss, wenn es um eine Meinungsäußerung geht, die vom Grundgesetz gedeckt ist. Soweit keine unwahren Behauptungen aufgestellt werden, solange nicht verleumdet wird ist eine Meinungsäußerung halt eine Meinungsäußerung. (Und da mögen gewisse Leute noch so wettern und toben und zagen: Wer behauptet, jemand hätte unwahre Behauptungen aufgestellt ist erstmal in der Beweispflicht und sollte dann auch belegen können, wo denn jemand beleidigt worden sei.) Solange ich mich im Rahmen des Gesetzes bewege und solange ich meine Meinung begründe – solange muss man akzeptieren, dass die Kolumne eine Meinung ist. Die muss man wie gesagt nicht teilen, aber der eigentliche Sachverhalt selbst steht ja außer Frage.

Wobei eine Kolumne auch polemisch sein kann und darf und gegen Zustände protestiert. Sascha Lobo kann das beim Spiegel ja und der Regel ganz gut und bisweilen sind meine Ergüsse auch spitz und zugenäht. Manchmal vielleicht auch voreilig. Ungerecht? Bisweilen auch, aber eine Kolumne ist eine aktuelle Geschichte und ich kann nur mit Informationen arbeiten, die mir bis zur Deadline für dieses Format vorliegen. Insofern ist es durchaus auszuhalten, wenn ich mal Leute nicht ausdrücklich anrufe. Ich bemühe mich aber immer um Sorgfalt und eine gute Begründung.

Abschließend bleibt noch zu sagen: Die Kolumne lebt von der Überzeichnung. Sagte Stefan Laurin. Und der muss das wissen.

Der selbstständige Journalist und Social Media Redakteur Christian Spließ begleitet Unternehmen und Organisationen bei der erfolgreichen Umsetzung von Social Media Kampagnen. Christian Spließ ist einer der Social Influencer in NRW - vor allem über Twitter und Facebook.

www.homo-narraticus.de

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