Ich habe Geburtstag! Und möchte Euch allen etwas schenken…

Was für eine Beziehung haben Sie zu Ihrem Geburtstag? Beseligte Vorfreude auf die die Liebsten, mit denen man feiern wird? Melancholie, weil der Zeiger der Lebensuhr schon wieder weitergerückt ist? Glücksempfinden, weil so viele Menschen an den Geburtstag gedacht haben mit Telefonaten, Briefen, in Mails und den sozialen Netzwerken? Kindliche, aufrichtige Freude über Geschenke? Oder gehören Sie auch zu den Vielen, denen unwohl ist und die sich wünschten, niemand wüsste überhaupt, dass man Geburtstag hat? Ich selbst bin eine Mischung aus Allem  – meine Hormone können sich anscheinend nicht entscheiden 😉 Drum heute ein Geburtstagsbrief an alle, die so viel Geduld mit mir haben – und mit einem festen Wunsch an alle.

Der Tag, an dem ich geboren wurde, ist der Tag, an dem ich in diese Welt gepresst wurde. Seitdem ist kein Tag wie der Andere, Eva_Ihnenfeldt_FischeGefühlszustände, Beurteilungen und Handlungsaufforderungen wechseln sich ab wie das Wetter. Gute Zeiten, schlechte Zeiten, Sicherheit, Alarmzustände, Glückseligkeit, Verzweiflung, Aufbruch, Müdigkeit, Verbinden, Loslassen, Ideen, Stillstand, Glauben und Zweifel.

Ich lebe gern. Ich lebe gern, weil ich nun schon seit achtundfünfzig Jahren getragen werde von der Gewissheit, dass Leben eine Richtung hat, eine Bestimmung, einen Sinn. Ich bin stolz darauf, dass wir Menschen uns immer weiter entwickeln und dass es dank technischer Fortschritte und dank Bildung und wachsender Selbstbestimmung langsam immer lebenswerter wird auf der Welt.

Natürlich sehe ich auch das viele Unrecht, das Leid und die Gewalt – und vor Allem, wie sehr unser wachsender Wohlstand beruht auf dem Leid der Tiere und des lebendigen Organismus „Erde“. Meine Zuversicht beruht auf meinem Glauben, dass der Mensch zu seiner ursprünglichen Unschuld zurückfinden wird, mit der wir alle geboren werden. Meine Zuversicht beruht auf dem Wissen, dass jedes menschliche Wesen bei der Geburt „gut“ ist, voller Vertrauen und Hilflosigkeit. Ich glaube an die Macht der Bildung und des Strebens nach Glück. Wer nach Glück strebt, findet zwangsläufig dahin, sich zu wünschen, dass es allen fühlenden Wesen gut gehen möge. Das Recht auf eigenes Glück führt zu Liebe zu Allem, was es gibt auf der Welt.

Ja, da sind wir also bei der Geburt – bei dem heiligen Moment, in dem ein Menschlein geworfen wird in die Kälte und Unzulänglichkeit des Unkontrollierbaren. Wird es versorgt werden? Beschützt? Ermuntert? Wird es erfahren, dass es „ganz richtig ist“ – genau so wie es ist? Oder wird es mit der Zeit merken, dass irgendetwas mit ihm nicht zu stimmen scheint, da die Autoritäten, denen es in bedingungsloser Ergebenheit ausgeliefert ist, tadeln, strafen, ihrer Unzufriedenheit Ausdruck geben? Wie wird das Menschlein Wege finden, diesen Autoritäten zu gefallen und sich deren Wohlwollen zu sichern? Wird es überhaupt solche Wege und Strategien geben?

Und dann später, wenn die Außenwelt immer weiter eindringt in die kleine Welt: Wie verhält sich dieser fremde, sich öffnende Planet in Form von Kindergarten, Schule, Nachbarschaft und Beruf? Werden dem Menschlein alle Türen begeistert geöffnet? Wird es überall willkommen geheißen und angenommen, ganz so wie es ist? Oder lernt es, sich zu verstellen, zu ducken, dem Fremdem zu gehorchen, um bestmöglich zu überleben? Lernt es, Dinge zu tun, die ihm widerstreben? Lernt es, einen Teil von sich abzulehnen? Lernt es, im Außen all das zu bestrafen, was an diesen in sich selbst abgelehnten Teil erinnert? Lernt es zu hassen, Leid und Zerstörung zu wünschen? Lernt es, die empfindsamen kindlichen Gefühle absterben zu lassen in Zweckpessimismus und Enttäuschung? Lernt es aus dem eigenen Schmerz, dass es besser ist, misstrauisch und abgrenzend zu sein?

Ich bin 1959 geboren, in einer Zeit, in der bei uns im Ruhrgebiet noch viel erlebbar war vom Krieg, der vierzehn Jahre zuvor geendet hatte. Samstags gab es noch Fliegeralarm, und meine Mutter stellte noch Kerzen auf das Fensterbrett, um den Deutschen in der Ostzone ein Zeichen zu senden aus Trauer und Mitgefühl. Ich bin aufgewachsen mit den Geschichten aus der Kindheit meiner Mutter, die die Schrecken der autoritären Nazizeit nie verwunden hatte, und die ihr Leben lang Politik aufsog, um sich innerlich zu befreien aus den Erfahrungen mit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, die in jeden Menschen eindrang bis in die intimsten Bereiche. Sie wurde geboren, als Hitler an die Macht kam, und sie musste erleben, wie sich Unterdrückung und Hass immer weiter zuspitzen, bis alles in Trümmern lag und die gleichen Menschen, die zuvor in Begeisterungsstürme ausgebrochen waren bei der Vorstellung einer völkischen Überlegenheit, nun jammerten – und unter einer neuen Regierung eine neue Rolle zelebrierten.

Ich selbst habe natürlich auch viel erlebt, auch ohne Krieg und Gewaltherrschaft einer „überlegenen Rasse“. Ich bin nicht der Typ, der am glücklichsten ist in ruhigen Gewässern, ich scheine nach Aufwühlendem zu streben, und Aufwühlendes begleitet mich, seit ich auf der Welt bin. Was mich trägt, ist tatsächlich dieser Glaube an das Gute, auf das wir alle unweigerlich zustreben. Das gibt mir Kraft und Mut und Glücksgefühle. Das inspiriert mich und führt immer wieder zu Momenten, die Hermann Hesse so treffend beschreibt alsUnd jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“

Würde ich diesen Zauber verlieren, würde ich das Futter für mein Lebenslicht verlieren. Dann – und nur dann – würde es mir schlecht ergehen. Manchmal erlebe ich zwei, drei Tage lang, dass mir alles sinnlos und belanglos vorkommt – es muss die Hölle sein, aus einer solchen Stimmung nicht mehr herauszukommen. Ich glaube, das sind dann Depressionen. Wenn ich mir eins wünschen darf zu meinem diesjährigen Geburtstag, dann das: „Der liebe Gott bewahre mich vor Zweckpessimismus und dem Gefühl der Sinnlosigkeit. Der liebe Gott bewahre mich davor, meinen Glauben an das Zustreben nach dem Guten zu verlieren. Möge mich meine Gewissheit, dass es ich lohnt, immer wieder etwas Neues zu beginnen, begleiten bis zur Sekunde meines Todes.“

Die Sonne geht auf – die Sonne geht unter…

Alles Andere lässt sich bewältigen nicht wahr? So lange uns diese Gewissheit trägt, können wir beruhigt sein, auch wenn das Leben uns noch viel abverlangen sollte an Angst, Mangel, Verlust und Schmerzen. Darum nein Geburtstagsgeschenk an alle, die das gerade lesen – von einer Sentimentalität genießenden Eva, die mal wieder so froh ist, die SteadyNews zu haben als „Tagebuch“:

„Die Sonne geht auf – die Sonne geht unter. Ich wünsche Euch allen, die Ihr Augenblick für Augenblick tapfer überlebt und zu Recht nach Eurem ganz persönlichen Glück strebt, dass Ihr selbstbewusst und selbstverliebt Geborgenheit erfahrt – Ganz so wie Ihr seid und mit jeder Zelle Eures Seins. Dass Ihr staunen könnt über Eure Einzigartigkeit und Eure Unersetzbarkeit. So, und nun noch ein kleines Lied und kleiner Tanz zum Abschluss – einen schönen Frühling allerseits!“

 

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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