Unglückliche Menschen – traurig und doch schön

Vor Kurzem habe ich erfahren, dass die berühmte Bergpredigt von Jesus eigentlich korrekt übersetzt ist mit „Glücklich sind…“ und nicht mit „selig sind…“. Er zählt in neun Versen all Diejenigen auf, die sich extrem unglücklich fühlen: Die mit Schuldgefühlen, die in Trauer Gefangenen, die Opfer von Ungerechtigkeiten, die Wehrlosen, die mit viel Mitgefühl, die Verachteten, Verfolgten, Verleumdeten… All diese Leidenden sollen sich glücklich schätzen?

Heldinnen und Helden der Bergpredigt

Bild von Jeff Jacobs auf Pixabay 

Nachdem ich nun schon länger mit Menschen arbeiten darf, die von Depressionen und anderen schmerzhaften Erkrankungen der Seele geplagt werden, verstehe ich die Bergpredigt viel besser. Ja, bei allem Leid und allem Schmerz stimme ich Jesus aus vollem Herzen zu: Glücklich zu preisen sind die, die es wagen, sich in die Tiefen des Lebens zu wagen.

Ich habe so wunderbare Menschen kennen gelernt, die tatsächlich – aus welchen Gründen auch immer – nicht in der Lage sind, zu den Gewinnern des Lebens zu gehören. Mag es an Erfahrungen aus der Kindheit liegen, mag es an der auf diesem Planeten inkarnierten Seele liegen, oder mag es an Schockerlebnissen liegen, die irgendwann im Leben alles Bisherige zerstört haben – diese Menschen (die „Unbrauchbaren“, wie wir uns manchmal leise nennen) sind wahrlich glücklich zu preisen. Sie werden erlöst und getröstet werden, da bin ich gewiss.

Güte und Sanftmut

Natürlich sind nicht alle meine mir Anvertrauten überfließend vor Güte und Sanftmut – manche sind auch wütend in ihrem Leid, hilflos wütend in dem Schmerz, sich nicht selbst lieben zu können und ständig an sich zu zweifeln. Manche quälen sich in Misstrauen und haben kennen lernen müssen wie es ist, ausgestoßen zu sein und völlig allein.

Doch die meisten sind so lieb, dass ich total berührt bin. „Zu gut für diese Welt“ sagt man ja und ich denke an Laotse, der uns empfohlen hat, uns unbrauchbar zu machen wie ein alter, knorriger, astlochübersäter Baum, dessen Holz giftige Dämpfe beim Verbrennen produzieren würde. Die Holzarbeiter können nichts mit ihm anfangen und lassen ihn stehen – und so bleibt er fest verwurzelt in der Erde und die Vögel bauen ihre Nester und singen in seinen Zweigen.

Macht Euch unbrauchbar

Und ich denke an den Krieg und an uns Unbrauchbare und muss lächeln. Wir Unbrauchbaren taugen nicht einmal als Kanonenfutter. Wir sind selbst für die einfachsten Schützengräben zu anstrengend und unnütz. Zu ängstlich, zu begriffsstutzig, zu lieb, zu ungehorsam, zu chaotisch, zu krank, zu verrückt.

Ich wünsche mir ein Haus für uns Unbrauchbare, ein Haus mit Garten. Wir sitzen in der Sonne, schnippeln Bohnen fürs Mittagessen und trinken Kaffee. Einige hacken im Garten zwischen den Kartoffeln, andere schrauben an Computern oder drucken mit einer mechanischen Druckerpresse unsere Zeitung. Wieder Andere machen Kunst oder genießen einfach die Stille und den Frieden.

Wir brauchen nicht viel. Etwas zu essen, Wasser, im Winter eine Heizquelle, viel Zeit für Palaver, denn immer mal wieder gibt es etwas zu organisieren oder zu schlichten.

„Glücklich sind, die erkennen, wie arm sie vor Gott sind, denn ihnen gehört sein himmlisches Reich.“

Quelle: Die Bergpredigt, Mathaeus 5

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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