„Was ist für mich Glück?“ Ein Moment? Eine Sehnsucht? Ein Versprechen?

Gustav Gans in Walt Disneys „Lustigen Taschenbüchern“ hat stets Glück. Als Gegenspieler zum Pechvogel Donald muss er sich für nichts anstrengen, das Glück fliegt ihm nur so zu – wie durch Zauberei. Sein Glück macht ihn bei seinen Mitmenschen in Entenhausen unbeliebt. Die angebetete Daisy Duck lässt ihn abblitzen, Dagobert verachtet ihn als Nichtsnutz. Donald betrachtet ihn als höhnisches Symbol für die Vergeblichkeit der eigenen Anstrengungen. Die drei Neffen verurteilen ihn für seinen Egoismus. Er zahlt einen hohen Preis für sein stetiges Glück haben, Gustav ist einsam. Glück haben ist also etwas ganz anderes als glücklich sein.

Danke für diesen Aufruf zum Thema „Glück“

Zunächst möchte ich Julie aus Wien herzlichen Dank sagen für ihren Aufruf zur Blogparade zum Thema Glück. Bis zum 13 November 2017 kann sich jeder noch beteiligen, Julie nimmt auch Gastbeiträge an.
Hier der Aufruf von Julie zur Blogparade zum Glück

Glück haben? Sich einen Sechser im Lotto wünschen?

Natürlich habe ich schon unzählige Male in meinem Leben Glück gehabt – einfach nur Glück gehabt. Einen Zug noch erwischt, der zum Glück Verspätung hatte, eine Katastrophe vermieden, die ich eigentlich verdient hätte, etwas gefunden, erlebt, geschenkt bekommen… das Gustav Gans Glück kenne ich schon, wenn ich mich auch nicht als Glückspilz bezeichnen würde. Ehrlich gesagt registriere ich diese glücklichen Zufälle nicht einmal besonders. Ich wünsche mir keine freien Parkplätze und glaube nicht daran, dass ich mit der Kraft meiner Gedanken Magie ausüben kann, um Glück zu haben. Noch schlimmer: Ich verurteile eine solche Geisteshaltung ähnlich wie die Bewohner von Entenhausen: Wer versucht, für sich das Glück zu pachten, erzeugt mein Misstrauen. Scheint sich um einen skrupellosen Egoisten zu handeln, der sich lieber selbst einen komfortablen Parkplatz wünscht, als diesen Jemandem mit Behinderung oder schwerem Gepäck zu wünschen…

Der Inbegriff von „Glück haben“ ist wohl der berühmte Sechser im Lotto. Im Geld schwimmen, nie wieder Geldsorgen haben, Gustav Gans sein über Nacht: Für alle Zeiten reich sich sämtliche Wünsche erfüllen könne. Viel Spaß liebe Lotto-Millionäre oder „Reich und glücklich“ Sektenangehörige. Ich bleib dann lieber unter den Anderen in Entenhausen. Wir sind zwar oft genug vom Pech verfolgt, zählen täglich unsere Sorgen – aber wir sind eben Teil einer von Schicksalen geplagten Community, die die ganze Welt umschließt.

Von Afrika bis Schweden, von den existenziell Leidenden bis zu den abgesicherten Wohlstandsbürgern: Niemand von uns ist etwas Besseres oder Schlechteres. Einige von uns haben das unverdiente Glück, in einem reichen Land und einer intakten Familie geboren worden zu sein – andere haben von Baby an mit Hunger, Gewalt und Unterdrückung zu kämpfen. Es gibt keine magische Zauberformel für selbst verdientes Glück. Das Leben ist nicht gerecht. Das gibt uns eine Grundbescheidenheit, die uns verbindet. Und wir können miteinander auf Augenhöhe diskutieren über die alte philosophische Grundfrage: Wie führen wir ein glückliches Leben? Was brauchen wir, um glücklich zu sein?

Was bedeutet Eva Ihnenfeldt „Glück“?

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Ich bin als Bürgerin vom weltweiten Entenhausen ein schwarzes Schaf. Wundere mich selbst darüber, dass mich trotzdem so viele mögen und mich ständig loben und bestätigen und mir danken und mit mir gerne Zeit verbringen. Was für ein unverdientes Glück, das mich glücklich macht – ja, das Wurzel meines Glücks IST! Ich bin unbekümmert, unstet, lebe in Echtzeit, fliege durch mein Leben wie die Grille in Janoschs Traumstunde. Schlimm. Und genau wie diese Grille habe ich das unverschämte Glück, dass pflichterfüllte Menschen es erstaunlich oft gut finden, dass es mich gibt. Natürlich ärgern sich auch einige über mich, und das verstehe ich total gut.

Glück bedeutet für mich, dass meine Umwelt es mir gestattet, so zu sein, wie ich bin. Ich darf mich zeigen in meiner kleinsten Größe, und es passiert nichts Schlimmes. Ich darf auch jetzt, mit 58 Jahren, glauben, woran ich glaube, ohne dass ich ausgelacht werde. Ich darf meine Überzeugungen leben und dafür arbeiten – und ich verdiene ausreichend Geld damit (natürlich ohne Garantie auf die Zukunft!). Was für ein unfassbares Geschenk, dass ich mich nicht verstellen muss, dass ich in jeder Minute danach streben kann, noch besser Fühlen, Denken, Sprechen und Tun in Übereinstimmung zu bringen. Mein Lebensziel ist seit meiner Jugend Authentizität, und ich fühle mich immer freier und freier und freier – was für ein unverschämtes Glück ich habe! Ist Gustav Gans nicht ein Witz gegen dieses Glück?

Ist authentisch sein zu dürfen mächtiger als Reichtum?

Der Börsenguru André Kostolany hat mal definiert, was aus seiner Sicht Reichtum ist: „Reichtum ist, wenn man machen kann was man will“. Ein Diogenes in der Tonne ist reich, weil er ein nackter Diogenes in der Tonne sein will – weil er sich kein schöneres und erfüllteres Leben vorstellen kann! Mir ist es egal, ob jemand Regent oder Mäzen ist, ob jemand hundert Yachten besitzt oder auf 25 Quadratmetern lebt und sich in Minimalismus perfektioniert. Ich wünsche mir von Herzen, dass jeder Mensch in sich herausfindet, was er am allerliebsten tun möchte.

Will jemand Regent sein, weil er das in sich fühlt wie eine Berufung? Dann bin ich einverstanden! Hitler kam nicht an die Macht, weil er die falsche Berufung in sich fühlte – Hitler kam an die Macht, weil die fremdbestimmten, autoritär verklemmten Deutschen sich einen starken Führer wünschten, der ihnen sagt, was sie zu tun und zu lassen haben! Hätten sie frei und selbstbestimmt gelebt, wäre er wohl Anstreicher geblieben – und abends in der Kneipe hätte man milde geseufzt: „Oje, da kommt Adi mit seiner Weltherrschaft – ich bestell ihm mal ein Bier…“ 

Der Widerstandskämpfer Dietrich Bonhöffer, der später im KZ hingerichtet wurde, hat im Nazi-Gefängnis die wunderschönen Zeilen gedichtet „Von guten Mächten treu und still umgeben“ – nicht im Sommerurlaub auf Lanzarote. Er hat das Wunder erlebt, wie es ist, wenn die äußeren Umstände nicht mehr an Grausamkeit zu überbieten sind – und man sich innerlich trotz alledem unendlich geliebt und unendlich geborgen fühlt. Glücklich sein ist sehr viel mächtiger als Glück haben. Innerer Reichtum ist sehr viel mächtiger als Geld. Glücklich sein bedeutet Geborgenheit. Die Krone es Glücks ist es wohl, sich völlig in Einklang zu fühlen mit der eigenen Berufung, die man sich in sich spürt.

Authentizität und Berufung

Ich selbst bin glücklich, wenn ich mich echt und ehrlich fühle – und wenn  ich dabei meinen Traum und meine Vision leben kann. Ich würde depressiv, wenn ich meinen Glauben verlieren würde, das wäre das Schlimmste, was mir passieren könnte. Ich glaube daran, dass jeder Mensch in sich so eine Vision hat. Ich glaube daran, dass dieses „I have a dream“ von Mensch zu Mensch so unterschiedlich ist wie unsere Fingerabdrücke. Ich glaube daran, dass wir in einigen Grundsätzen alle Dasselbe wollen: Wir wollen alle, dass wir in einer glücklich machenden Umgebung leben – und ich glaube daran, dass die Ausgestaltung dieses Wunsches sich je nach Persönlichkeit und Erfahrung verschieden ausprägt. Und das ist gut so!

Berufung heißt Arbeit – und Arbeit macht glücklich

Vor einigen Tagen hat ein junger Unternehmern zu mir gesagt „Das Grundproblem ist, dass der Mensch egoistisch und faul ist“. Ich war ganz verwirrt, weil ich ihn viel zu jung fand für so eine pessimistische Grundhaltung. Er tat mir irgendwie total leid. Ja, aus Egoismus und Faulheit resultieren unsere Leiden, da bin ich völlig seiner Meinung. Aber IST der Mensch von Grund auf so? Ist es nicht viel mehr eine Störung, wenn ein Mensch faul ist wie die Pechmarie in Frau Holle? Und ist es nicht eine krankmachende Störung, wenn ein Mensch skrupellos und rücksichtslos so viel wie möglich an sich raffen will?

Ich brauche Arbeit, um glücklich zu sein. Ich brauche es, abends erschöpft und glücklich ins Bett zu fallen – mit einem Grinsen auf den Lippen, weil ich viel geschafft habe. Ich brauche es, zu forschen, zu testen und mich ständig weiterzuentwickeln. Ich bin wie ein Kind, das Neues staunend aufnimmt und sich zu eigen machen will – wenn dieses Neue meine Aufmerksamkeit und mein Interesse weckt.

Zum Nichtstun verurteilt zu sein, ist kein Glück sondern eine Strafe. Man kann Gefangene auch auf einer herrlichen Insel unterbringen und sie mit Essen und Medien versorgen – wenn sie dort keine Aufgabe haben und sie nichts gestalten und bewirken können, werden sie unglücklich. Davon bin ich überzeugt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein gesunder Mensch es toll findet, nichts weiter als tägliche Rituale durchzuexerzieren. Wir brauchen doch einen Sinn im Leben!

Glück, Berufung und Sinn

In der Wirtschaft wissen wir, dass ein Unternehmen nur dann stark, fruchtbar und widerstandsfähig bestehen kann, wenn es einen unverwechselbaren Wert für sich und seine Umwelt hat. Das sind in der Wirtschaft Kunden, Lieferanten, Mitarbeiter, Netzwerke, Kapitalgeber und andere Stakeholder. Auch ein einzelner Mensch ist nur dann stark und widerstandskräftig, wenn er einen unverwechselbaren Wert sein eigen nennt. Ob Eremit im Wald, Dachdecker oder Mutter von zehn Kindern – das Bewusstsein um den eigenen Wert macht glücklich. Sich seiner selbst bewusst sein und stolz und selbstbewusst diesen Wert leben, macht glücklich. Seine Berufung zu leben macht glücklich. Sein Schicksal selbst zu gestalten macht glücklich. Seinen Sinn im Leben zu spüren macht glücklich.

Wie fühlt sich Glück an?

Nun zum letzten Punkt: „Woran erkenne ich, dass ich glücklich bin?“ Da spreche ich wieder nur für mich selbst. Ich erkenne mein Glück daran, dass ich energiegeladen bin. Energie und Glück haben sehr viel miteinander zu tun. Jesus hat mal gesagt „Hätte Ihr wahren Glauben, so könntet Ihr Berge versetzen“. Wenn ich so richtig glücklich bin, bilde ich mir ein, ich könnte Berge versetzen. Dann strotzte ich vor Energie und Übermut. Dann fühle ich meinen Glauben, meine Berufung, meinen Wert und meinen Sinn.

Ich bin glücklich, wenn ich dankbar bin. Ohne Dankbarkeit ist die Energie des „Berge versetzen Könnens“ für mich nicht denkbar. Dankbarkeit, Energie und Glaube bilden den  Zaubertrank für meine Glückshormone. Ich bin glücklich, wenn die Menschen, die sich mir anvertrauen, mich loben, mir danken, mir verzeihen, mich strahlend anblicken. Wenn wir zusammen lachen, Ideen wälzen, grübeln und planen. Wenn wir Dinge anpacken und gemeinsame Werke gestalten. Wenn Menschen mir zeigen, dass sie mich mögen ganz so wie ich bin. Wenn Menschen mich akzeptieren ganz so wie ich bin. Wenn Menschen mich in Ruhe lasen, ganz so wie ich bin. Wenn Menschen mich milde hinnehmen, ganz so wie ich bin. Das macht mich glücklich.

Könnte ich glücklich sein, wenn es keine Bestätigung von Menschen gäbe? Ich weiß es nicht. Als Einzelkind sehne ich mich danach, im Alter ganz viel allein zu sein, mich in den letzten Jahren nur noch auf „das Eigentliche“ zu konzentrieren und mich auf meinen Tod vorzubereiten. Mein Papa hat das so gemacht und das fand ich wunderschön. Er hat uns alle gerade in dieser Zeit sehr viel Wärme und Güte vermittelt – aber es war ihm nicht so wichtig, wie wir ihn bewerteten. Er war total gern allein mit seinen Büchern. Gesellschaft ermüdete ihn in seiner Demenz, er war glücklich mit seinem Glauben und seiner Geborgenheit.

Fazit: Was ich Menschen empfehle, die das Glück suchen

Übt Euch ständig darin, Euch selbst auf die Spur zu kommen. Überprüft ständig, ob Euer Fühlen, Denken, Sprechen und Tun im Einklang sind. Bemerkt, wenn Ihr Euch nicht traut, etwa auszusprechen, oder wenn Ihr Euch verbietet, etwas zu fühlen, zu denken oder zu tun. Nehmt den Alltag wie ein Fitnessstudio für „Authentizität in Echtzeit“. Traut Euch, Eure Sehnsüchte zu formulieren – erst einmal ganz allein für Euch. Und nun noch ein tröstliches Märchen – vielleicht dürfen wir ja ganz so sein, wie wir sind? Dürfen wir das womöglich wirklich? Ich sage: Ja ich darf!

 

 

 

 

 

 

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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3 thoughts on “„Was ist für mich Glück?“ Ein Moment? Eine Sehnsucht? Ein Versprechen?

  • Reply Sarah 17. November 2017 at 17:30

    Liebe Eva,

    endlich komme ich auch dazu, deinen schönen Beitrag zu kommentieren 🙂 Gelesen hatte ich ihn schon direkt 🙂 Ich finde es super spannend, wie jeder einen eigenen Ansatz zum Thema findet. Danke für deine Gedanken und Anregungen zum Thema Glück 🙂

    Liebe Grüße und schönes Wochenende!

    Sarah

    • Reply Eva Ihnenfeldt 30. November 2017 at 11:30

      Liebe liebe Sarah, verzeih, erst jetzt sehe ich Deinen herzwarmmachenden Kommentar – ich bekomme von WordPress keine Benachrichtigungen mehr bei Kommentaren – und so geht mir das immer wieder durch. Es tut mir los leid! Ich liebe Deine schönen Posts und Beiträge und visuellen Dinge bei Facebook und Co. Du tust mir und vielen anderen Fans total gut damit. Außerdem bist Du einfach wunderschön liebe Sarah. Das muss auch mal gesagt werden 🙂

  • Reply Sarah 1. Dezember 2017 at 15:14

    <3 🙂

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