USA: 86% der Frauen zwischen 13 bis 38 Jahren wollen Influencer(in) werden

Wie die Vogue am 11. November 2019 berichtet, hat eine Umfrage in den USA bei Mädchen zwischen 13 und 38 Jahren ergeben, dass 86 Prozent eine Karriere als InfluencerIn anstreben. Tatsächlich posten 61 Prozent der jungen Frauen bereits über Marken, allerdings ohne dafür bezahlt zu werden – immerhin zwölf Prozent gaben an, bereits InfluencerIn zu sein. Warum ist es für so extrem viele Frauen ein Traumjob, sich bei Instagram, YouTube und Co als Testimonial für Brands zu vermarkten? Ob in Deutschland bei Umfragen ähnliche Ergebnisse erzielt würden? Und überhaupt: Steckt der Antrieb zu äußerlicher Attraktivität und erotischer Ausstrahlung vielleicht doch in den weiblichen Genen?

Angeboren oder anerzogen?

Auch ich kann diese Ur-Frage zur Persönlichkeit des Menschen nicht beantworten. Zurzeit herrscht wohl die Auffassung, dass Gene und Umwelt in etwa sich fiftyfifty die Waage halten. Tatsache ist, dass gerade heute Mädchen und Jungen sich schon im frühesten Kindheitsabschnitt durch die Farbe „pink“ unterscheiden lassen. Sehr viele Mädchen sind völlig fixiert auf pink und kümmern sich intensiv um ihr Aussehen.

Man hat dabei den Eindruck, dass dies auch so ist in Familien, in denen nicht über traditionelle Mütter den Mädchen vermittelt wird, dass sie ihr wichtigstes Lebensziel darin sehen sollen, durch Attraktivität und erotischer Ausstrahlung einen reichen bedeutenden Ehemann zu finden und zu verwöhnen. Also woher kommt diese Fixierung auf Schönheit, Weiblichkeit und pinkfarbene Produkte?

Das Mädchen, die Sehsucht, die Medien und die Werbung

Ich kenne viele Eltern, die sich redlich bemühen, ihre Kinder so lange wie möglich von Internet, Smartphone und Medienkonsum fernzuhalten. Und doch schafft es die verlockende Werbung, auch in die Kinderzimmer und die Familienaktivitäten Einzug zu halten. Mädchen sind dabei eine seht beliebte Zielgruppe, da sie dem „Kaufen“ näher stehen als Jungen. Angeblich werden 80 Prozent aller Kaufentscheidungen von Frauen getroffen. Das wissen die Anbieter natürlich und setzen auch beim Kind gleich da an, wo am Besten was zu holen ist: Bei der sich entwickelnden Frau.

Jedes Mensch möchte sich selbst einschätzen können, wünscht sich Anerkennung, Freiheit und Geborgenheit. Wenn nun Tag aus, Tag ein, kleine Mädchen durch Medien und Werbebotschaften erfahren, dass sie wunderschöne Prinzessinnen sind, deren Aufgabe es zukünftig sein wird, eine eigene Familie liebevoll zu führen und dabei wie eine Göttin zu strahlen, hat das natürlich einen starken Einfluss auch bei den Mädels, wo die Eltern den ganzen Pink-Zirkus verabscheuen.

Und nicht nur zu Hause – auch in der Kita erleben die Mädchen eine Welt, in der die Mädchen traditionelle Rollenmuster nachspielen – während die Jungen wild und laut auf Abenteuer aus sind. Egal wo sie sind, Mädchen sind umgeben von verführerischen Produkten, die auf ihr Äußeres zielen – und auf ihre Ausstrahlung als liebende, anziehende, verführerische Person.

Früher prägte die Kirche unser Wertesystem, heute sind es Marken. Wenn junge Mädchen freiwillig Instagram-Posts publizieren, in denen sie ihre geliebten Marken zeigen und verbreiten, ist nicht der zentrale Grund, dass sie auf Business-Kooperationen hoffen. Sie stehen ganz einfach hinter dieser Konsum-Vision von Schönheit und Bewunderung. Sie lieben es, sich selbst darzustellen und für ihre schönen Fotos bewundert und gelobt zu werden.

86 Prozent wollen InfluencerIn werden? Warum?

Sissi, Aschenbrödel, Heidi Klum, BibisBeautyPlace, Lisa und Lena… Unsere Mädchen werden von frühster Kindheit an darauf konditioniert, ihre weiblichen Sehnsüchte zu fördern und ihre männlichen Anteile zu ignorieren. Zwar dürfen sie gern die Besten sein in Schule und Studium, dürfen taff sein und sich in NGO’s engagieren, dürfen gebildet und sportlich sein – doch das Ziel der Kleinfamilien-Mutterschaft schwingt immer mit.

Ich bin total gespannt, was aus diesen Mädchen wird, wenn sie erwachsen sind. Ob sie alle einen gutverdienenden, gesellschaftlich bedeutenden Mann finden, der sie finanziert und anbetet, während sie dem stolzen Familienvater den Rücken freihalten, Haushalt und Kinder managen mit Teilzeitstelle?

Wollen Männer überhaupt so eine „Spielerfrau“, die zum Repräsentieren geeignet ist und den gesellschaftlichen Status des Mannes erhöht? Wenn 86 Prozent der US-Mädchen sich wünschen, so etwas wie eine „Spielerfrau“ zu sein, muss es ja auch 86 Prozent der Männer geben, die ehrgeizig, schlank und gebräunt dem Bild entsprechen, das ein Mädchen von einem attraktiven Mann hat! Groß soll er sein, Humor soll er haben, sportlich soll er sein (naja, und dass er Karriere macht, wird mehr so unausgesprochen mit vorausgesetzt). Nene, was für eine Welt…

Mädchen, lebt es einfach aus

Natürlich gibt es auch die Anderen, die Rebellinnen und Unbekümmerten, die sich als Mädchen überhaupt nicht beeinflussen lassen von der neuen „Konsum-Religion“. Sie spielen lieber mit Technik als mit Weiberkram, sie toben lieber als dass sie tanzen, sie sitzen gern in der Grundschule hinten und ihr Zimmer und ihr Tornister sind eine wahre Chaos-Katastrophe. Lebt es aus!

Und Ihr Meerjungfrauen und Prinzessinnen, die verträumt mit pinkfarbenen Einhörnern und Bastelbögen sanfte Abenteuer erleben und die aufmerksam in der Schule den Unterricht verfolgen und stets ihr Bestes geben – lebt es aus! Ich habe vier Kinder, die nun alle erwachsen sind. Bei jedem Kind habe ich festgestellt, dass diese sich fast um 180 Grad gewendet haben, wenn sie erwachsen wurden. Die Rebellen wurden angepasst, und die Schulmüden wurden zu Berufsbesessenen. Lebt es aus!

Ja, Werbung manipuliert uns alle, das ist klar. Ja, gerade in jungen Jahren ist der Mensch besonders empfänglich für Einflüsterungen und Verführungen. Misstrauen bildet sich erst spät aus. Ja, Eltern haben nur begrenzten Einfluss in dieser medial überfrachteten Zeit und müssen sich oft genug zähneknirschend mit den Beeinflussungen der jungen Seelen zurechtfinden. Doch habt Vertrauen!

Auch Sissis werden wach und auch InfluencerInnen werden desillusioniert. Wer weiß, vielleicht ist gerade dieses Ausleben traditioneller Weiblichkeitswerte das Beste, um sie zu erkennen als das, was sie sind: Gesellschaftliche Popanze, die auf Besitzverhältnisse ausgerichtet sind. Onkel Toms Hütte lebt. Doch es gibt genügend Zivilisationen, in denen Frauen schon heute wichtige Rollen einnehmen in Wirtschaft und Politik. Also lasst sie ihre Träume ausleben, ohne es zu bewerten. Glaubt an Eure Mädchen. Es gibt eine Zeit nach dem Influencer-Sein – soviel ist gewiss 😉

 

 

 

 

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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