Vor zwei Wochen amüsierte sich mein jüngster Sohn mal wieder über mein unleserliches Einkaufszettel-Gekritzel und meinte: „Lass doch mal Deine Facebook-Freunde raten, was das jetzt wieder heißen soll“. Gesagt, getan – ich fotografierte den Zettel und stellte ihn bei Facebook ein. Tatsächlich ging ein lustiges Rätselraten los – bis nach drei (!) Tagen eine Facebook-Freundin entnervt schrieb: „Eva, jetzt ist aber Schluss mit Einkaufszettel. Auf meinem Display erscheint nur noch deine Seite.“ Ich hatte mich schon gewundert, warum der Kommentarthread nicht versiegen wollte – es liegt natürlich am Facebook-Algorithmus!
Facebook bemüht sich nach Kräften darum, dass sich die Nutzer so lange wie möglich in ihrem Newsfeed gut unterhalten fühlen. Zum Zweiten bemüht sich Facebook darum, dass kommerzielle Unternehmen wie heftig.co mit ihren Clickbait-Romanzen zurückgedrängt werden. Schließlich sollen Unternehmen für ihre Werbung und ihren Traffic über Facebook Geld bezahlen!
Der Eva Ihnenfeldt „Einkaufszettel-Facebook-Post“
Nicht erwünscht ist, dass rührseliger Content durch tausendfache Likes, Shares und Kommentare nach oben gespült wird. Trotzdem werden natürlich auch organische Posts von Fanpages bei den Fans angezeigt – nur eben immer seltener und nach Kriterien, die solche Clickbaiting-Tricks (Emotionale Überschriften, Bilder und Texte, die den Leser neugierig machen sollen) aufspüren und bestrafen.
Kann man als Unternehmen Facebook-Posts überhaupt noch zeitlich planen?
Ich muss immer lächeln, wenn „Facebook-Berater“ ausschweifend ausführen, zu welchen Uhrzeiten Facebook-Posts angeblich am erfolgreichsten sind. In Zeiten, in denen die Facebook-Algorithmen vor Allem die Relevanz der Inhalte bemessen, und in Zeiten, in denen Fanpage-Posts kaum noch eine Chance haben, eine nennenswerte organische Reichweite zu erzielen, sollte man als Unternehmer doch nüchterner an das wichtige Thema „Facebook-Marketing“ herangehen.
Es geht um Geld, wie überall in der Wirtschaft. Facebook gibt Unternehmen eine Plattform, um für sich zu werben. Der Service, um eine solche Werbung effektiv und messbar zu gestalten, ist in diesem sozialen Netzwerk ausgezeichnet. A/B-Tests, Zielgruppenidentifikation, automatische Einstufung der Anzeigen-Qualität, Kontrolle über Budget und Erfolgsmessung – alles sehr vorbildlich und auch für Laien verständlich.
Beliebte Posts werden immer wieder in den Newsfeed gespült
Wie mein eigenes Beispiel mit meinem privaten Profil zeigt, werden Posts mit viel Engagement immer wieder in den Newsfeed der Freunde gespült. Ob das auch bei Fanpages passieren kann, weiß ich nicht. Schließlich werden Clickbait-Posts abgestraft. Da scheint sich die Katze in den Schwanz zu beißen. Ist mir selbst auf jeden Fall noch nicht passiert. Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich sehe fast nur noch die organischen Posts der Fanpages, bei denen ich „Als Erstes anzeigen“ eingestellt habe. Es sei denn, dass ich immer wieder like, share und kommentiere. Das unterstützt die Sichtbarkeit von Fanpage-Posts in meinem Newsstream enorm.
Allfacebook vom 3.2.17: Newsfeed Algorithmus- in Zukunft Echtzeit und „authentische“ Inhalte
Meine Empfehlung
Selbstständige und Inhaber kleinerer Unternehmen sollten viel mit ihrem persönlichen Profil arbeiten bei Facebook. Da kann man schon häufiger erleben, dass man richtige „Hits“ landet mit kreativen, persönlich ansprechenden Bildern, Videos und Beiträgen. Fanpages hingegen sind eine gute Grundlage, um gezielt Besucher anzusprechen, die bei Facebook mehr über das Leben des Unternehmens wissen wollen. Immer gut, wenn es bei Facebook „menschelt“. Ansonsten müssen wir uns wohl damit abfinden, dass wir Geld in die Hand nehmen, wenn wir Facebook in unser Marketing einbeziehen. Gekaufte Anzeigen im Newsstream sind ja auch für die meisten Facebook-User nicht als Werbung erkennbar! Also es lohnt sich – wenn denn die Anzeige richtig richtig gut ist…
Liebe Eva,
ich halte Deinen Rat, als kleiner Unternehmer mehr das private Profil zu nutzen für doppelt gefährlich: Zum einen untersagt Facebook selbst die geschäftliche Nutzung eines Profils, zum anderen gibt es hier kein rechtssicheres Impressum. Gefahr droht also zweifach:Sperrung des Profils durch Facebook und Abmahnung durch Mitbewerber.
Durch Nutzung verschiedener Post-Arten, geschickter Aufforderung zur Interaktion und dem Einsatz von Live Videos lässt sich auch für kleine Unternehmen auf Facebook eine stattliche Reichweite erzielen. Die Uhrzeit ist allerdings tatsächlich in Deutschland kein entscheidendendes Thema, solange man weiß, wann die eigene Zielgruppe auf Facebook aktiv ist und das erfahre ich direkt auf Facebook selbst.
Zauberhafte Grüße
Birgit
Hi liebe Birgit, verzeih, dass ich erst jetzt antworte! Natürlich könnte ein ganz böser Mitbewerber ein Verfahren wegen fehlendem Impressum anstrengen, weil man im persönlichen Profil Posts von der Fanpage geteilt hat oder auf andere geschäftliche Dinge, Reisen, Erlebnisse hinweist – aber mal ehrlich, das ist schon ein bisschen abstrus. Dass man das private Profil nicht ausschließlich für geschäftliche Dinge nutzen darf, habe ich schon oft geschrieben, steht auch in den Facebook AGB. Das ist klar. Ich selbst bin nicht getrennt zwischen einer privaten Eva und einer arbeitenden Eva – mich gibt es nur einmal, und das ist auch gut und richtig so. Aber mach mal ganz so, wie Du meinst. Viel Erfolg!
Liebe Eva,
herzlichen Dank für Deine Antwort. Ganz ehrlich: Es gibt auch keine echte Trennung bei mir. Bei unseren Berufsfeldern ist das auch gar nicht möglich, ein Solopreneur oder Kleinunternehmer wird da nie wirklich trennen können. Trotzdem halte ich es für wichtig, um die möglichen Gefahren zu wissen – denn so kompliziert unser Medienrecht auch ist – leider gilt ja auch hier der Grundsatz: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.
Beste Grüße
Birgit
Na dann zitiere ich doch mal am Besten aus den Facebook-AGB: „Du wirst deine persönliche Chronik nicht hauptsächlich für deinen eigenen kommerziellen Profit verwenden, sondern eine Facebook-Seite für solche Zwecke nutzen.“ (4.4) https://www.facebook.com/terms.php?ref=pf