Kann man sich selbst zu sehr lieben? Ein zu großes Ego haben?

In Einem sind sich die Menschen, die mich kennen, so ziemlich einig: Eva hat ein sehr großes Ego. Manche sagen sogar, ich könnte neben meinem Ego nicht Anderes zulassen. Das ist in gewisser Weise durchaus richtig. Wenn mich etwas bedroht in meinem „Richtig sein“, kämpfe ich darum, die entstehenden Selbstzweifel und Schuldgefühle wieder loszuwerden. Egal wie. So wie ein Leistungssportler sich täglich darin stählt, sein Bestes zu geben, stähle ich mich seit vielen Jahren darin, so vollkommen wie möglich ich selbst zu sein. Dafür nehme ich auch in Kauf, dass es Anderen nicht gefällt – dass ich irgendwann einsam und abgelehnt „unter irgendeiner Brücke“ verrecke. Hört sich lustig an, ich weiß. Ob ich wirklich so konsequent wäre, lassen wir mal dahingestellt – aber zumindest wünsche ich es mir. Lieber tot als angepasst 🙂

Mein riesengroßes Ego

Heute früh habe ich mal wieder in meinen Selbstzweifeln (bin ich ein schlechter Mensch, weil ich so um mein „Richtigsein“ kämpfe?) gebadet. Bin ich rücksichtslos, skrupellos, narzisstisch, despotisch, der Hölle geweiht? Habe im Web nach lauter einigermaßen seriösen Tests gefahndet, die diese Frage behandeln. Habe sicher zehn verschiedene durchgespielt zu Ego und Narzissmus und mich eher schlechter gemacht als geschont. Den Auswertungen nach habe ich zwar ein gesundes Selbstbewusstsein, doch es ist noch „Luft nach oben“.

Narzisst bin ich so gar nicht. Narzissten können anderen Menschen keinen Erfolg gönnen, ohne dies als Schmerz zu empfinden. Sie vergleichen sich stets und sind sehr leistungs- und erfolgsorientiert. Das, was das Zusammenleben mit ihnen so schwer macht ist, dass sie Macht lieben und es genießen, wenn andere Menschen von ihnen abhängig sind. Da passt so gar nichts zu mir. Ich habe eben einfach ein riesiges Ego, das ist alles, einfach so…

Worum es meinem riesengroßen Ego geht im Leben

Was mich glücklich macht ist, wenn andere Menschen durch den Kontakt mit mir wachsen und gedeihen. Wie Blumen oder Sträucher oder Bäume oder Gras oder Widlkraut in der Natur. Ich will keinen Garten haben und ich will auch nicht, dass diese Pflanzen von meiner Gärtnerskunst abhängig sind, um fröhlich zu wachsen und sich auszustrecken. Mir reichen kurze Kontakte, Begegnungen, gemeinsame Projekte, gemeinsame Abenteuer, die beide Seiten frei lassen, jederzeit zu gehen.

Ich habe am menschlichen Gärtnern nicht so große Freude, weil ich ein „guter Mensch“ bin und voller Selbstlosigkeit heilen will! Nein, ich bin die mit dem großen Ego und die weiß schon seit frühester Kindheit, dass sie nur in einer heilen Welt heil bleiben kann. Ich will gärtnern, so gut ich kann, weil es mir wie nichts Anderes Lust verschafft. Ich bau mir meine Pippi-Langstrumpf Welt.

Als kleines Kind habe ich viel gemalt und gezeichnet, um Welten zu schaffen, die nach meiner Vorstellungskraft gebildet sind. Da war Malen und später Schreiben meine Art zu gärtnern. Nach außen war ich extrem schüchtern. An Menschen traute ich mich kaum heran in meinem Gestaltungsdrang. Da suchte ich bei ganz wenigen Menschen Schutz und lebte meinen Trieb des Gärtnerns im Stillen aus. War am Liebsten allein…

Gärtnern ist das Schönste auf der Welt nicht wahr?

Da ich ja so ein riiiiiiiiieeeeeesengroßes Ego habe, weiß ich, dass nur ein riiiiiieeeesengroßes Ego von Lüge und Knechtschaft befreit. Ich wünsche mir nichts so sehr wie dass alle alle Menschen ihr riiiiiiieeeeesengroßes Ego voller Tatendrang und Mut leben können. Dass wir uns begegnen können als Riesen unter Riesen. Wenn es irgendwann soweit ist, brauchen wir nicht mehr gärtnern. Dann lebt sich die ganze Natur so aus, wie sie es am allerliebsten will. Dann sind alle Wesen frei.

Bis dahin werden die Leute mit dem riiiiiieeeeesengroßen Ego weiter gärtnern. Die Einen so wie ich mit ihrem Beruf und ihren privaten „Projekten“ – andere als Handwerker, als Politiker, als Entrepreneure oder als Eltern und Großeltern. Oder in Kontemplation (spirituelle Einsamkeit) oder als Arbeitsverweigerer, Künstler, Weltenbummler oder was auch immer. Woran man die Menschen mit dem riiiiieeeeesengroßen Ego erkennt?

  • Sie reden nicht schlecht über andere Menschen
  • Sie sind so ehrlich, dass es manchmal weh tut
  • Sie können „nein“ sagen
  • Sie können geben und nehmen
  • Sie sind tüchtig in dem, was ihnen wichtig ist
  • Sie mögen keine Dankbarkeit (da Dankbarkeit bindet)
  • Sie können hässlich, unbrauchbar, lästig, skrupellos sein – es ist ihnen egal
  • Sie sind weder Optimist noch Pessimist – es kommt, was kommt
  • Sie haben alles gleich lieb. Da sie sich selbst so bedingungslos lieben, lieben sie auch das Außen bedingungslos
  • Last but not Least: Sie sterben ohne Reue. Sie sterben friedlich und versöhnt

Ist das nicht schön? Also nur Mut! Leben wir erst einmal in einer Welt voller Riesen, wird unser Planet gesund. 🙂

 

 

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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