Die „verbotene Tür“ im Leben – öffnen oder lieber nicht?

Im Märchen ist es ein beliebtes Motiv: Wir lernen einen Menschen (ein Kind, ein Mädchen) kennen, der eine verbotene Tür öffnet und dadurch schlimmstens bestraft wird. Im Grimms Märchen „Marienkind“ ist es die Jungfrau Maria persönlich, die das ungehorsame Mädchen bestraft und verstößt. Doch wie wollen wir damit umgehen? Gibt es überhaupt verbotene Erinnerungen, die wir nicht anrühren? Werden wir bestraft, wenn wir sie anrühren? Was ist das Motiv, verbotene Türen öffnen zu wollen – auch im Bewusstsein darüber, dass wir womöglich komplett zerschlagen werden, wenn wir es tun!

Jeder hat sein Päckchen zu tragen…

Auch wenn viele Menschen Stein und Bein schwören, dass sie eine glückliche, unbeschwerte Kindheit hatten, hat jeder Mensch sein Päckchen zu tragen. Ob im Großen oder im winzig Kleinen, der Mensch braucht es, an Herausforderungen, Ängsten und Zweifeln zu wachsen. Selbst das geliebte und sich frei entfalten dürfende „Bullerbü“-Kind beherbergt verbotene Türen in sich, womöglich ebenso schmerzhaft wie das Kind, dessen Heimat aus Schlägen und Demütigungen besteht. Das ist durchaus möglich!

Die verbotene/n Tür/en…

Woran erkennen wir in unseren Erinnerungen die verbotene Tür? Unser Überich verbietet uns, unserer Neugier und unserem Forschungsdrang nachzugehen. Wir überziehen uns sofort mit Attributen wie lieblos, anmaßend, faul, dumm, lächerlich, hochmütig, undankbar, zerstörerisch, wenn wir nur einen Spalt der Tür öffnen wollen. Es ist verrückt, aber bei vielen Menschen fehlt sogar jede Erinnerung an die ersten entscheidenden Jahre der Kindheit, so hervorragend funktioniert die Selbstzensur.

Sigmund Freud ging irgendwann zunehmend davon ab, per Hypnose die verbotenen Türen zu öffnen. Der Weg des „freien Assoziierens“ dauert zwar erheblich länger, erschien ihm aber der bessere, weil die Patientinnen Unbewusstes und Bewusstes zusammenbringen konnten. In Hypnose waren sie dem Therapeuten ausgeliefert, was schwierige Konsequenzen nach sich zog.

Wohl alle Psychologen sind sich einig darüber, dass die ersten fünf Lebensjahre darüber entscheiden, welche Störungen und Krankheiten der Seele wir entwickeln. Später kommen noch traumatisierende Erlebnisse wie Unfälle, Vergewaltigungen, Gewalt, Mobbing etc. hinzu, doch auch diese von außen eindringenden Schrecken sind letztendlich mit den frühen Prägungen verwoben. Da muss man ran – da liegen die verbotenen Türen wie Haftzellen in einem Gestapo-Gefängnis.

Hast Du Mut? Bist Du bereit, die Strafe zu erdulden?

Wer verbotene Türen öffnet, erlebt das gleiche Schicksal wie das Marienkind im Märchen. Ungehorsam und Lüge führt zu Verbannung und Pech. Die geliebte Autorität (wie die Jungfrau Maria) wendet sich ab und entzieht uns Schutz und Liebe. Wir sind selbst schuld. Wir werden verlassen von dem, was uns immer am Teuersten war.

Nach der Verstockung folgt in dem sehr klugen Märchen die Explosion der Wahrheit. Erst als das Marienkind auf dem Scheiterhaufen gefesselt ist und brennen soll, lernt es das Gefühl der Reue kennen und plötzlich öffnet die Stumme den Mund und ruft hinaus: „Ja, ich habe die verbotene Tür geöffnet!“ Reue nicht darüber, nicht gehorcht zu haben, überwältigen sie – sondern die Reue, mit dieser Lüge und dieser Verdrängung so lange gewartet zu haben. Die Wahrheit herausschreien befreit. Plötzlich wird alles ganz federleicht.

Was kann man tun, um den Schüssel zu einer der verbotenen Türen zu finden?

Ausschlag gibt wohl immer ein „Scheiterhaufen“ im Leben. Erst wenn wir wirklich am Ende mit unserem Lebenslatein sind, wenn alles zerstört und vernichtet ist, was uns an unsere Gewohnheiten band und die viel beschworene „Komfortzone“ bildete, sind wir bereit, den Mut aufzubringen, die verbotene Tür zu öffnen. Es ist nämlich kein Spiel es zu tun, es ist hammerhart.

Also packt Euer Brecheisen ein, Eure Bohrmaschine, Eure Machete und den Presslufthammer. Wagt Euch ins Abenteuer, mutig und verwegen. Wie im Bergbau tief unter der Erde beginnt zu bohren und zu hämmern, und dem Berg seine Geheimnisse zu entreißen. Andere schürfen nach Kohle oder Gold – Ihr schürft nach Dreck.

Fangt ganz klein an und brecht irgendwo etwas auf, ungezielt und in der Bereitschaft zu scheitern. Sucht nach dem Anfang des roten Fadens, indem Ihr freie Assoziationen nutzt. Sprecht mit Eurem inneren Kind beim Spaziergang und fragt es, welches wohl die verbotenen Türen sein könnten. Führt Selbstgespräche in freier Natur und möglichst ungestört von anderen Spaziergängern.

Schreibt Eure frühesten Erinnerungen auf und prüft sie auf das, was Ihr an Gefühlen damit verbindet. Anekdoten sind uns egal, wir wollen an die Gefühle des kleinen Kindes heran, das weiterhin unerlöst in Euch lebt und leidet.

Mag es eine Erinnerung mit 12 Jahren sein, die Eure älteste ist – besser als nichts! Sucht nach kleinen Kindern bei YouTube, die sich natürlich und ungestört verhalten. Sehr empfehlen kann ich die TV-Serie „Die geheimnisvolle Welt der Kinder“ bei VOX (TV-now Premium) die Kinder von Eintritt ins Kindergartenalter bis zur Schule beobachtet. Psychologen/Innen erklären dazu die verschiedenen Temperamente und Gefühlslagen der Kinder – da findet sich wohl jeder irgendwie wieder. Auch so kann man sich an sein inneres Kind besser erinnern!

Wünscht Euch in jeder freien Minute, Kontakt mit Eurem inneren Kind aufzunehmen. Schaut alte Fotos, sprecht mit Eltern, Freunden und Verwandten und fragt sie, wie sie sich an Euch erinnern. Aber Vorsicht! Gerade sie sind die Hüter der verbotenen Türen.

Benutzt sie nur insoweit, dass Ihr Euch besser erinnern könnt – aber glaubt ihnen kein Wort, wenn sie Euch beurteilen in Eurem Charakter und Eurem Wesen. Das Schlimme ist ja, dass wir alle möglichen Beurteilungen und Glaubenssätzen mit uns rumschleppen – da wollen wir ja weg von!

Auf in das Abenteuer – die Reise zum inneren Kind. Wer suchet der findet, wer buddelt stößt auf Dreck 😉 Keine Angst vor Strafe. Wer nicht durch die Einöde der Verbannung geht, kann auch nicht den Endkerl besiegen und das nächste Level erreichen. Raus aus der Komfortzone – raus aus dem Elfenbeinturm. Viel Glück 😉

Corinna uns Eva im ehemaligen Gestapo-Knast in Dortmund. Viele „verbotene Türen“ – rein kam man leicht – als heiler Mensch raus eher nicht…

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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