Eine im November 2022 veröffentlichte Trendstudie der Jugendforscher Simon Schnetzer und Klaus Hurrelmann zeigt, dass junge Menschen zwischen 14 und 29 mit ihrer persönlichen Situation weiterhin relativ zufrieden sind. Allerdings wächst die Sorge, dass Deutschlands Wohlstandsjahre vorbei sind. Die größten Sorgen im Oktober 2022 sind Inflation (71%), Krieg in Europa (64%) und Klimawandel (55%). 20 Prozent gaben an, dass sie persönlich Schulden haben.
Obwohl mehr als die Hälfte der befragten Jugendlichen angab, wegen der Inflation Energie und Geld zu sparen (bzw. preisreduzierte Produkte zu kaufen), haben zwanzig Prozent der jungen Generation ab dem 14. Lebensjahr bereits Schulden. Den Autoren nach gibt es bei jungen Menschen den Trend, online Produkte zu bestellen und über Klarna abzubezahlen.
„Klarna-Schulden“
20 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen gaben an, Schulden zu haben. Dies sei eine »erschreckende Erkenntnis«, heißt es in der Studie. Die Autoren beobachten nach eigenen Angaben »vermehrt den Trend sogenannter Klarna-Schulden«. Über den Zahlungsdienstleister Klarna werden dabei Onlinekäufe vorgenommen, und das beliebte „Buy now, pay later“ angeklickt. Bei Tiktok gibt es bereits den Hashtag #klarnaschulden.
The Last Generation
Es kann also sein, dass es in einigen Jugendkreisen angesagt ist, leichtfertig Konsumschulden anzuhäufen. Würde gut zu einer Dauerkrisen-Jugend passen, die sich daran gewöhnt hat, dass es anscheinend für die ganze Menschheit keine Zukunft mehr gibt.
Wie gut, dass es seit einiger Zeit bei Privatinsolvenzen nur noch eine dreijährige Wohlverhaltenszeit gibt. Schon bei 3.000 Euro Schulden nehmen nicht wenige Zahlungsunfähige diesen Weg, um sich zu entschulden. Falls diese Endzeit-Stimmung irgendwann vorbei ist, kann immerhin auch mit diesen angehäuften Konsumentenschulden relativ rasch ein Leben mit Beruf, Zukunftszielen und dem Aufbau einer Familie begonnen werden. Meistens werden wahrscheinlich Eltern und Großeltern einspringen als „private Schuldentilger“. Darauf setzen wohl Klarna und Co zu Recht.
Neue Resilienz
Schön ist, dass laut der Trendstudie bei den jungen Leuten eine gewisse Routine beim Umgang mit Ausnahmesituationen eingesetzt hat. Die Forscher benennen diese neue Gelassenheit gegenüber Katastrophenmeldungen „Resilienz“.
Allerdings geben sechzehn Prozent der Befragten an, dass sie sich psychisch hilflos fühlen. Zehn Prozent haben demnach Suizidgedanken. Ein Viertel der Jugendlichen und jungen Erwachsenen gaben an, mit ihrer psychischen Gesundheit unzufrieden zu sein. Das ist erschreckend und wir werden nicht umhinkommen, die professionellen Hilfen mit Psychotherapie, psychiatrischen Angeboten und auch mit Selbsthilfegruppen auszuweiten. Auch wenn es gut ist, dass wir Medikamente haben für psychisch Belastete – diese können kein Ersatz sein für therapeutische Heilungswege. Sonst werden wir ein Volk von Medikamentenabhängigen, das wäre eine Katastrophe.
Quelle Spiegel: Studie zu Sorgen der jungen Generation