2010 haben Forscher entdeckt, wo genau das Zentrum der Angst im Gehirn sitzt: im Mandelkern, in der Amygdala. Was schon länger vermutet wurde, konnte nun durch eine Patientin belegt werden, deren Mandelkernzellen durch krankheitsbedingt abgestorben sind. Die Frau kann alles andere weiterhin empfinden: Trauer, Wut, Freude, Schmerz, Mitgefühl… nur eben keine Angst. Wie ist es wohl, so ein völlig angstfreies Leben?
Die Forscher haben mit der Frau, die in den Publikationen „SM“ genannt wird, zahlreiche Tests durchgeführt, mit riesigen Spinnen, Horrorfilmen, Spukhäusern. Alles, was SM empfindet, ist Neugier, obwohl sie nach eigenen Angaben früher große Angst etwa vor Spinnen gehabt hätte.
Wie ist es wohl, so ein Leben ganz ohne Angst? Keine Angst vor nachteiligen Konsequenzen, keine Angst vor Verletzungen, vor Einsamkeit, vor Ablehnung, Degradierung, Verarmung, vor Reue und Schmerz – und keine Angst vor dem Tod… Wären wir Menschen bewusst genug, um trotzdem heil durch ein langes Leben zu kommen, oder würden wir uns ständig in lebensgefährliche Abenteuer stürzen?
Und würden wir „freiwillig“ unsere Umgebung lieben und achten? Würden wir „freiwillig“ Mitgefühl mit Schwachen empfinden? Oder würden wir rücksichtslos gegen jedermann unsere eigene Lust und unseren Vorteil ausleben, da wir ja keine Angst vor Bestrafung mehr hätten? Würden wir Monster oder Engel, so ganz ohne Angst?