Lohnt sich Social Media? Oder ist es nur ein Zeitfresser?

Eva Ihnenfeldt: Gestern war es mal wieder so weit: Wir haben in der Weiterbildung zum Social Media Manager Facebook-Fanpages untersucht, bei denen kleine Unternehmen besonders aktiv und vorbildlich die Kommunikation mit ihren potentiellen Kunden bzw. mit Freunden nutzen. Und da entfuhr es (etwas ärgerlich) einer Teilnehmerin: „Mein Gott, lohnt sich das denn überhaupt? Da stehen doch Aufwand und Erfolg in keinem Verhältnis mehr! Ist Social Media nicht einfach nur ein totaler Zeitfresser?“

Ich kann es ja wirklich gut verstehen. Ich selbst wende täglich etwa zwei bis drei Stunden auf für E-Mails, Twitter, Facebook, Xing, RSS-Feeds und die SteadyNews mit dem wöchentlichen Newsletter. Ich twittere beim Frühstück und abends, wenn ich interessante News finde, ich lese die Facebook-Meldungen und reagiere auf manche Posts (schreiben tu ich weniger bei Facebook – ist nicht mein Medium), ich lese gezielt über meinen RSS-Reader Nachrichten zu Themen, die für mich geschäftlich relevant sind.

E-Mails

Am meisten Zeit verbringe ich weiterhin mit E-Mails. Wenn vom Absender gewünscht, beantworte ich jede Mail persönlich und individuell – so bauen sich Beziehungen auf und vertiefen sich. So verabredet man sich im „Real Life“ und bereitet Projekte und Aufträge vor. Ich habe es schon mehrmals gemessen: Lesen, Schreiben und Beantworten von eMails brauchen täglich 1,5 Stunden.

Blog (Die SteadyNews)

Da wir ja nun ein Redaktions-Team von vier Autoren sind, ist es etwas weniger geworden – doch noch immer schreibe ich etwa 30 Minuten täglich für die SteadyNews. Ich schreibe, um mich zu sortieren (wie bei diesem Beitrag), um News zu verbreiten und zu analysieren, um Tipps zu geben und um Traffic auf die SteadyNews zu bringen (mit SEO-optimierten Überschriften – und in Kombination mit dem wöchentlichen Newsletter). Mit der Newsletter-Redaktion sind das wöchentlich etwa 7 Stunden. Was das bringt?

Mein ganzer Ruf ais Social Media Expertin begründet sich auf Blog und Newsletter. Gerade diesen beiden Instrumenten habe ich zu verdanken, dass ich deutschlandweit als Referentin und Moderatorin angefragt werde. Meine Freundin meint schon: „Du bist nicht Eva Ihnenfeldt sondern Eva Spamfeld“ – weil andauernd die SteadyNews auftauchen, wenn sie etwas zu Social Media Themen sucht im Netz.

Abgesehen davon, dass hier mein mehr als erfolgreicher Marketingerfolg liegt, werde ich durch das ständige Recherchieren, Analysieren, Schreiben und Kreieren immer schlauer. ich weiß wirklich nicht, wie ich Lehrgangsleiterin für Social Media sein könnte, ohne mich täglich genau in Social Media weiterzubilden! Es ist fast wie bei Profi-Pianisten, die nach dem Motto leben: Wenn ich einen Tag nicht über, merke ich es, wenn ich zwei Tage nicht übe, merken es die Experten, wenn ich drei tage nicht übe, merkt es das Publikum…

Bei Social Media ist es nicht ganz so extrem – doch schon nach wenigen Tagen Nachlässigkeit kann es mir passieren, dass mir beim Unterricht von Teilnehmern eine Frage gestellt wird („Muss man jetzt eigentlich die neue Facebook-Chronik aktivieren, die gestern aktiviert wurde?“) und ich reichlich dumm dastehe, weil ich nicht auf dem Laufenden bin.

Xing

Xing macht keine Arbeit, Xing macht nur Freude. Ich erhalte per Mail alle Benachrichtigungen – muss mich also selbst nicht kümmern. Etwa alle zwei Tage kommt eine Kontaktanfrage, die ich so gut wie immer gern annehme – schließlich bewerbe ich unsere Veranstaltungen und Weiterbildungen über Xing! Ich habe nun über 800 Kontakte, und wenn ich (was wenige Minuten dauert) unsere Seminare. Weiterbildungen, kostenlosen Workshops und Netzwerkveranstaltungen bei Xing einstelle, ist das immer sehr nützlich. Etwa ein Drittel der Social Media Manager – Studenten kommen über Xing. Zeitaufwand: ca 15 Minuten täglich.

RSS-Reader

Ich habe meine Tageszeitung abbestellt und lese über mein iPad nun eine völlig personalisierte Zeitung – mittels RSS-Feeds. Leider kennen nur wenige Internetuser diese hervorragende Möglichkeit, sich gezielt und passgenau zu informieren. Ich lese beim Frühstück ca 40 Minuten die News – davon gebe ich täglich etwa drei bis sieben wirklich gute News über Twitter und unsere Facebook-Fanpage weiter.

Was das bringt? Ich werde selbst von tollen Twitter- und Facebook Creatoren ständig auf dem Laufenden gehalten. Also ist es ja wohl selbstverständlich, dass auch ich mein Bestes gebe, um andere zu bereichern! Ob ich nur lese oder es weiterreiche, macht nur wenige Sekunden Unterschied – aber ich teile mein Wissen (wie auch andere das tun) und davon lebt die Web-Community!

Twitter

Twitter ist mein Telegramm und meine Massen-SMS im Austausch mit einigen Web-Freunden. Ich denke überhaupt nicht darüber nach, ob Twitter mit als Werbung dienlich ist – das wäre eine Herabwürdigung dieses kostbaren News-Instruments. Natürlich habe ich schon wertvolle Geschäftsbeziehungen darüber gewonnen – und somit auch Aufträge – doch in erster Linie ist Twitter dazu da, um kurz und knapp Infos viral zu „schleudern“ – und sich in wenigen Worten präzise auszutauschen.

Man nennt Twitter darum auch „Flurfunk“ – das passt. Zeitaufwand: geschäftlich etwa 15 Minuten täglich – privat (wenn ich beim Tatort Mörder raten spiele – oder bei „Schlag den Raab“ mich mit den anderen Zuschauern amüsiere) nebenbei beim Fernsehen.

Facebook

Ich muss gestehen, dass Facebook nicht so meine Welt ist. Ich habe Probleme damit, meine eigene Meinung zu sagen, da sich meine Meinungen so schnell ändern wie das Wetter… Facebook ist persönlich, privat, emotional. Unsere Blog-Beiträge werden automatisch mit Twitter und Facebook synchronisiert – so ist auf der Fanpage schon einmal was da, und Christian Spließ und ich posten manchmal noch weitere News, Videos, Fotos hinzu.

Ich weiß, dass wir Fans haben, die die SteadyNews dann eben über Facebook lesen – doch interaktiv findet dort fast nichts statt. Um Facebook wirklich als Dialoginstument zu nutzen, muss man privat und emotional werden – sehr wichtig bei B2C-Business – weniger für uns als B2B-Unternehmen. Zwitaufwand für Facebook: täglich 15 Minuten.

Fazit: Lohnt sich Social Media? Oder ist es nur ein überflüssiger Zeitfresser?

Wenn ich Social Media nicht nutzen würde, woher kämen meine Kunden? Woher kämen meine Redaktions-Mitglieder, meine Netzwerkpartner, meine Multiplikatoren und Empfehlungsgeber? Woher kämen die Teilnehmer für Seminare?

Ich müsste wohl sehr viel Kalt-Akquise am Telefon machen (was mir sehr schwer fallen würde), müsste schicke teure Briefe schreiben, Flyer verteilen, Zeitungsanzeigen aufgeben, zu vielen Veranstaltungen gehen und dort gezielt Menschen kennen lernen, die ich dann wieder telefonisch oder per Brief weiter „angraben“ müsste.

Oder ich würde durch meine Biografie Kontakt zu Unternehmen, Kunden, Organisationen haben, die mir über Jahre hinweg immer wieder neue Aufträge geben, und hoffen, dass diese „Brötchengeber“ mir die Treue halten. So lief es ja in der Vergangenheit: die Kleinstunternehmen bekamen die Aufträge, die für größere Unternehmen uninteressant waren, über irgendwelche Beziehungsgeflechte. Brach da etwas weg, war es sofort existenzbedrohend. Kommerzielle Werbung blieb kleinen Unternehmen verwehrt: Print, Hörfunk, Plakate, Fernsehen? Unbezahlbar für ein Einzelunternehmen oder einen Freiberufler!

Ich habe einen Coachie betreuen dürfen, der ein innovatives Produkt für Privatkunden produzieren lässt und vertreibt – ohne Fremdfinanzierung, ohne großes Eigenkapital. Das Produkt kommt dermaßen gut an, dass es schon jetzt (zwei Jahre nach dem Start) Nachahmer gibt, die über Google-Werbung offensiv versuchen, Marktanteile abzujagen.

Wir haben damals im Coaching eine Strategie überlegt, wie man durch Social Media Kommunikation diese „Feinde“ präventiv abwehren kann, wie man ein Branding aufbaut und die Kunden emotional so an sich bindet, dass sie in ihrem Bekanntenkreis, bei Ärzten und Physiotherapeuten von dem Produkt begeistert schwärmen. Den Gründern ist dies mehr als gut gelungen. Sie haben schon Wettbewerbe gewonnen mit ihrem YouTube Video, sie sind häufig in der Presse, sie werden auf Messen gezielt von Facebook-Fans gesucht und sie haben eine traumhaft hohe Interaktionsrate (also Dialog Rate) auf der Facebook Fanpage.

Sie sind bei Google ganz oben, wenn man das Produkt sucht, sie schießen aus allen Rohren, nutzen Google+ (gut für SEO), organisieren intelligente Gewinnspiele und verstehen die Kunst, sich viral zu verbreiten. Ihre Fans lieben sie und fühlen sich persönlich angenommen und verstanden.

Sicher kostet das die Inhaberin von der Säuglings-Federwiege Nonomo – Angela Koszewa – täglich zwei bis drei Stunden Zeit, aber was hätte dieses vorbildliche (und unglaublich sympathische) StartUp sonst tun sollen? Ganze Seiten in der Zeitschrift Eltern mieten? Fernsehwerbung schalten und über das Radio verbreiten, wie toll die Nonomo davei unterstützt, dass Babies glücklich schlafen und einen gesunden Rücken bekommen? Oder einen professionellen Vertrieb aufbauen mit Vertrieblern in Festanstellung? Oder freie Handelsvertreter finden, die rein auf Provisionsbasis und ohne Dienstwagen bereit sind, die Nonomo an Absatzmittler zu vermitteln? Viel Glück bei DIESER Suche!

Für mich ist Social Medie eine Revolution auch deshalb, weil Kleinstunternehmen, Selbstständige, Künstler und  Erfinder nun endlich die Möglichkeit haben, aktiv ihre Kunden zu gewinnen – ohne Agenturen, Mittler, Abhängigkeiten zu Konzernen und Organisationen. Auch ohne Ladenlokal, einflussreiche Beziehungsgeflechte mit Karnevalsverein und Schützenverein…

Auch ohne viel Geld kann man im Web erfolgreich für sich trommeln, kann überzeugen durch Authentizität, Freundlichkeit und Kompetenz. Sicher kostet das Zeit – aber Aufträge fallen nie nie nie vom Himmel – ein erfolgreiches Unternehmen fordert immer seinen Preis: Liebe und Sorgfalt bei Marketing und Vertrieb – uuuuuund Zeit 😉

Eva Ihnenfeldt
Unternehmensberaterin, Referentin, Dozentin
PR-Agentur und Social Media Agentur SteadyNews
Rheinlanddamm 201
44139 Dortmund
Tel.: 0231/ 77 64 150
Mobil: 01761/ 77 64 150
E-Mail: [email protected]

9 thoughts on “Lohnt sich Social Media? Oder ist es nur ein Zeitfresser?

  • Reply Ralf Wenda 20. Dezember 2011 at 12:40

    Hallo Eva,

    ich frage mich ja immer wie Du das schaffst. „Einfach“ mal so nen Artikel „raushauen“. Das liest sich immer so prima runter und informiert dabei unheimlich stark.
    Ich versuche mir die ganze Zeit eine „Scheibe von Dir abzuschneiden“, aber irgendwie komme ich beim Schreiben immer ins Stocken. Na ja, Übung macht den Meister. Ein Klavierspieler bin ich zwar auch nicht, aber mit der Gitarre klappt es schon ganz gut 🙂

    LG
    Ralf

  • Reply Blogposting 12/22/2011 « Nur mein Standpunkt 22. Dezember 2011 at 11:31

    […] Lohnt sich Social Media? Oder ist es nur ein Zeitfresser? | Steadynews […]

  • Reply Michael Fieth 3. Januar 2012 at 18:05

    Hallo Eva,
    vielen Dank für diesen Interessanten Artikel.
    Du schreibst, dass du täglich 15 Minuten für Twitter verwendest. Du hast über 400 Tweets, dennen du folgst. Wie machst du das? Es kommen ja auch den ganzen Tag tweets rein. Die kannst du doch gar nicht alles lesen, oder?
    Grüße
    Michael Fieth

    • Reply Eva Ihnenfeldt 5. Januar 2012 at 14:15

      Hi lieber Michael, ich lese die Tweets regelmäßig nur morgens beim Frühstück – drehe meinen „Twitter-Zeitungskiosk-Ständer“ und picke mir aktuelle Hits heraus. Twittere selbst vor allem „Hits“, die ich selbst gefunden habe – so dass wir alle möglichst zeitnah Neuerungen erfahren wie die verpflichtende Aktivierung der Facebook Chronik oder so. Wenn ich dann tagsüber irgendwo mal warte, dreh ich mal wieder den Tweet-Ständer – aber nie nie nie habe ich den Ehrgeiz, alles lesen zu wollen – nur auf die DM und Replays sollte man schon reagieren – das ist ja wie bei Mails… Ach ja, das hier ist ein gutes Tool, um nebenbei mal auf die Tweets zu schielen beim Arbeiten am Computer: http://yoono.com/ Das läuft so mit als schmale Leiste auf dem Desktop und „tut nicht weh“… das gibt Gelassenheit beim Telegrammdurchlauf von Twitter

  • Reply Brigitte Jülich 3. Januar 2012 at 18:47

    Liebe Eva, liebe SteadyNews Leserinnen und Leser, ich habe es ja anfangs auch nicht glauben können, aber Social Media hilft wirklich weiter. Als Psychotherapeutin und Erfolgscoach ist man eigentlich gewohnt, dass Menschen meinen Rat suchen und mich finden. Durch meine Blogbeiträge und durch Xing haben ich meinen Kundenstamm vergrößert oder besser gesagt, es finden mich mehr Menschen und buchen mich. Auch meine Klosterreisen sind immer wieder ausgebucht. Daneben habe ich über Xing mehrere Anfragen für Fernesehauftritte erhalten. Auch im letzten Managermagazin und im VDI Magazin waren Interviews mit mir zum Thema Entschleunigung.

    Allen, die es nicht glauben empfehle ich, sich auf den Weg von Social Media zu begeben. Das ist zwar nicht der einzige Weg- man sollte das Netzwerken nicht vergessen- aber das ist meine persönliche Erfahrung.

    Viel Spass wünscht Brigitte Jülich, Erfolg Orange

    • Reply Eva Ihnenfeldt 5. Januar 2012 at 14:10

      Liebe Brigitte, danke für Deine konkreten Beispiele, wie Social Media auch bei Freiberuflern und Einzelunternehmern Meilensteine setzen kann – es muss nur ein erstklassiges Produkt da sein (wie bei Dir) – und man muss beharrlich und diszipliniert daran arbeiten. Und sympathisch sein muss man auch – denn die Gierigen und Geizigen haben im Web keine Chance – sie werden sofort erkannt 😉

  • Reply Axel Schröder 13. Januar 2012 at 08:35

    Hallo Frau Ihnenfeld,

    als Unternehmensberater für Handwerker und kleinere Unternehmen habe ich mich ebenfalls mit der Effektivität von Sozial Media beschäftigt, also der Frage, ob sich ein Engagement überhaupt lohnt.

    Das Ergebnis meiner Untersuchung (die 8-teilige Artikelreiche beginnt unter http://axel-schroeder.de/2011/09/09/lohnt-sich-ein-engagement-in-sozialen-netzen-social-media-fur-handwerker-und-kleine-unternehmen/ ) war, daß es sich dann lohnt, wenn nicht einfach drauf los „genetzwerkt“ wird, sondern der Einsatz von sozialen Netzwerken an der eigenen Unternehmensstrategie refelktiert wird und gezielt eingesetzt wird, um Nutzen für sich und seine Zielgruppe zu generieren.

    Ich denke, Sie sehen das ähnlich und freue mich auf Ihr Feedback!

    Mit bestem Gruß,
    Axel Schröder

  • Reply 6 Tipps, um das Social Media Engagement zu steigern - Business-Academy-Ruhr 9. Februar 2014 at 11:54

    […] Planen Sie ihre Aktivitäten im Voraus. Schauen Sie nach saisonalen Aktionen, nach Jubiläen, Aktionen und Trends etc. Sie wissen am besten wie Ihre Kunden ticken :-). Manchmal hilft es, täglich einen festen Zeitrahmen für die Social Media Aktivitäten festzulegen. Dafür haben Sie keine Zeit? Social Media ist kein Zeitfresser und bringt Erfolge für Ihr Marketing. […]

  • Reply 6 Tipps, um das Social Media Engagement zu steigern - Business Academy Ruhr 27. September 2017 at 13:43

    […] Planen Sie ihre Aktivitäten im Voraus. Schauen Sie nach saisonalen Aktionen, nach Jubiläen, Aktionen und Trends etc. Sie wissen am besten wie Ihre Kunden ticken :-). Manchmal hilft es, täglich einen festen Zeitrahmen für die Social Media Aktivitäten festzulegen. Dafür haben Sie keine Zeit? Social Media ist kein Zeitfresser und bringt Erfolge für Ihr Marketing. […]

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