Anleitung für Storytelling am Beispiel „Das Toastbrot“

Bei meinen Social Media Marketing Lehraufträgen ist natürlich „Storytelling“ ein wichtiges Modul. Neben der Theorie probieren wir die Kunst des Geschichten-Erzählens auch gern in der Praxis aus. Da ist es immer wieder ein Genuss, wenn zwanzig Probanden und ich Storys schreiben und vortragen – Storys, die nach dem beliebten Schema der Heldenreise aufgebaut sind. Auch mal probieren? Im jetzigen Lehrgang habe ich als „Helden“ ein Toastbrot vorgegeben. Es folgt eine kurze Anleitung – und dann die moraltriefende Toastbrot-Heldenreise der Eva Ihnenfeldt…

Storytelling: Beispiel „Heimkommen“ von EDEKA

Verfolgt man bewusst die Erzählkunst in der Werbung, findet man sehr häufig ein immer wiederkehrendes Schema: Die „Heldenreise“. Ein gutes Beispiel ist die EDEKA-Werbung „Heimkommen“. Der Held (Opa, den die erwachsenen Kinder nie zu Weihnachten besuchen) ist in einer emotionalen Notlage. In dieser Notlage erfindet er eine Lösung, um der Bedrohung entgegenzutreten. Es gibt durch seine Handlung eine „Vorher“ – „Nachher“ Entwicklung. Am Ende steht die Erkenntnis/ die Auflösung der Notlage. Die ganze Geschichte folgt einer zugrunde liegenden Moral (dem Why). Und natürlich gibt es zu Herzen gehende Musik und eine Inszenierung, die wohl fast Jedem die Tränen in die Augen treibt…

Anleitung „Storytelling“

Emotional ergreifende Geschichten folgen also häufig der gleichen Dramaturgie, die auch wir verwenden wollen. Unser Held befindet sich anfangs in einer vertrauten Ausgangslage. Durch ein äußeres Ereignis wird er bedroht/ wird er aus der vertrauten Lage herauskatapultiert. Er trifft Entscheidungen bzw. wird aktiv. Die Lage verändert sich von einem „vorher“ zu einem „nachher“. Am Ende steht eine Erkenntnis.

Um Produkte zu verkaufen, setzt man sich vor der Kreation der Geschichte Ziele: Produkteinführung, Zustimmung eines (Kauf-) Arguments, emotionale Verbindung zum geliebten Produkt, Marken-Identifikation durch gemeinsame Werte…

Einfach mal selbst probieren? Meine Teilnehmer hatten gerade mal zwanzig Minuten Zeit, um nach folgendem Schema eine Story zu kreieren – und wir waren von den Ergebnissen total begeistert. Was mir vor Allem gefiel war, wie sehr die völlig unterschiedlichen Geschichten zu den Persönlichkeiten passten! Das Unterbewusste ist ganz begeistert, wenn es sich einmal spielerisch austoben darf. 🙂

Beispiel: Wir kreieren eine Story um „Das Toastbrot“

  • Ziel der Geschichte (kann auch am Ende der Geschichte hinzugefügt werden)
  • Charakter des Protagonisten/ der Protagonistin
  • Emotional bedeutsame Ausgangslage
  • Konflikt, beängstigende Lage, Bedrohung, Zwangslage….
  • „Vorher – nachher“ Entwicklung
  • Erkenntnis – Auflösung – Nächstes Level erreicht…

Und hier die Toastbrot-Story von Eva Ihnenfeldt – so typisch!

Das Toastbrot

Das Toastbrot Justine kannte ihre Aufgabe genau. „Den richtigen Bräunungsgrad erreichen – nicht zu

Quelle: pixabay

dunkel und nicht zu hell. Gleichmäßig gebräunt werden und in angenehmer Temperatur zur rechten Zeit serviert werden in der richtigen Komposition mit Butter und Konfitüre“.

In der Toastbrotschule hatten die vielen weißbrotigen Novizinnen und Novizen genau das gelernt und warteten aufgeregt auf den Tag, an dem sie sich verwirklichen konnten. Sie alle waren Schläfer voller Inbrunst: „Wir glauben an unsere Verwandlung, an die Verwirklichung unserer Bestimmung…“

Jeden Tag sank die Zahl der Mitschüler – die Klasse wurde zunehmend kleiner. Und eines Tages war es dann auch für Justine soweit. Die junge Novizin wurde von einer undefinierbaren Macht (war es Gott?) aus der schützenden Verpackung erhoben und in den dunklen Schlitz gesteckt, auf den sie wochenlang vorbereitet worden waren. Vorbereitet war sie auf die unermesslich folternde Hitze, die sie erbarmungslos rösten würde, bis ihre Verwandlung – durchs Feuer geläutert – perfekt wäre.

Justine ertrug lautlos die Schmerzen, wurde schließlich wahnsinnig durch die Intensität des Grill-Vorgangs. Unerträglich lange zwei Minuten dauerte es, bis sie endlich ins Nichts eintrat. Justine war nicht mehr. Was sie auf Erden zurückließ war ein verkohltes Stück Toastbrot, das verärgert vom Menschen (oder war es Gott?) in den Müll geworfen wurde.

„Ihr Menschen, Ihr Männer, Ihr Kinder, Ihr Frauen
Wer soll Euch erlösen? Wen wollt Ihr erbauen?
Es gibt nur ein Leben, es gibt keinen Sinn
Drum seid einfach fröhlich, irgendwann seid Ihr hin.“

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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