Männer kaufen Gadgets, Frauen kaufen Mode. Was für ein klischeehaftes Urteil – aber nicht ganz aus der Luft gegriffen. Wir alle versuchen stets, die Zukunft in den Griff zu bekommen, indem wir uns auf alle Eventualitäten vorbereiten. Elektronischer „Schnickschnack“ regt den Spieler, Jäger und Herrscher in uns an – Fashion und Kosmetik sind nützlich, um beeinflussbare Gegner zu manipulieren: Schau doch mal, wie hübsch und niedlich ich bin…
Während der Corona-Krise ist demnach alles, was wir zu Hause bei Langeweile verwenden können und was unseren Spieltrieb befriedigt, attraktiv. Doch was den Auftritt in der Außenwelt betrifft, sinkt die Konsumbereitschaft. Warum sich schön machen, wenn es ja doch keiner sieht?
Ich selbst bemerke, wie meine Shoppingsucht bei dieser 2. Lockdown-Ankündigung sofort in den Keller rutscht. Zu Hause ist es ja so gemütlich – es gibt kein Grund mehr, sich herauszuputzen oder die bequemen Pantoffeln gegen schicke Schuhe einzutauschen. Ich liebe Homeoffice und diesen Luxus von dehnbarer Zeit und übermütigem Einfach-Sein.
Was erhöht die Kaufbereitschaft im Lockdown?
Selbstverständlich habe ich sofort ergooglet, was unsere Kaufbereitschaft erhöht und wie wir in unserem jeweiligen Business mit Marketing-Methoden Kunden zum Kauf anregen können während der Corona-Zeit. Warum zum Beispiel sollte ich ein Buch kaufen, obwohl eine Menge Bücher sehnsüchtig darauf warten, von mir gelesen zu werden? Warum sollte ich mein Heim weiter dekorieren, obwohl doch Besuch nicht zu erwarten ist in der nächsten Zeit?
onlinemarketing.de: Neuromarketing und Storytelling
Der Mensch hat in unserem postkapitalistischen Zeitalter vor Allem die Aufgabe, zu kaufen und damit das Schwungrad der wachsenden Wirtschaft in Gang zu halten. Obwohl wir alle wissen, wie Müll und schnelllebige Konsumgüter unseren Planeten in die Senilität und Sklerose treiben, sind wir brave Konsumenten, wenn wir nur einen Funken von Sinn in unseren Käufen erkennen können.
Corona-Zeit-Produkte
In Corona-Zeiten sind Genuss und Werthaltigkeit von Nahrungsaufnahme gestiegen. Wir kaufen also mehr hochwertige Lebensmittel und Küchenwerkzeuge. Erlebnis-Konsumartikel wie Reisen und Freizeit-Attraktionen werden ersetzt durch Online-Produkte wie Fitnessgeräte, Streaming – und das entsprechende Unterhaltungs-Equipment. Geselligkeit und menschliche Wärme findet mensch nicht mehr in Diskotheken und auf Festivals – aber wir sind offener für Dienstleister, die Gespräche und persönliche Weiterentwicklung anbieten. Wir kaufen Resilienzfähigkeit.
Käufliche Problemlösungen bei Einsamkeit, Schlafstörungen, Zukunftsangst und Krankheit werden dringend gebraucht in der Corona-Krise. Zwar wünscht sich mensch auch etwas Materielles, etwas „Beweisbares“ für sein gutes Geld, doch das können kluge Dienstleister durchaus als Zugabe zu ihren Freundschafts- und Liebesprodukten hinzufügen!
Erinnerungs-Pantoffeln nach einer Telefontherapie-Flat-Buchung – eine DVD nach einem Coaching-Prozess, ein digitales Kochbuch beim Kauf einer hochwertigen Gewürz-Box für das mediterrane Lebensgefühl. Die Welt geht nicht unter – wir werden einfach nur in eine neue Sphäre erhoben! Der Konsument wird digital und (noch) hat er Geld. Bringt Leichtigkeit, Freude und Anerkennung in die Welt der immateriellen Konsumgüter. Wir werden viele Pioniere erleben in unserer neuen Zeit. Und es ist ok, dass es so ist…