Definition Podcast – und eine Anleitung für Anfänger…

Der freie Journalist und Podcaster Thomas Riedel (@boydroid) vermittelte uns Teilnehmern in einem sechsstündigem Seminar Grundlagen zur Produktion von Podcasts. Von der Definition über Hardware, Software bis zu den Kriterien für gute Podcasts waren es sehr lehrreiche Stunden – die ich in diesem Blogbeitrag zusammenfassen möchte. Zu nächst zur Definition: Was ist eigentlich ein Podcast?

Definition Podcast

Ein Podcast kann sowohl ein Audio- als auch Videoformat sein. Podcasts unterscheiden sich von Hörbüchern, Videos, Radiosendungen und Steamings dadurch, dass sie eine Kombination sind aus der Datei (Audio bzw. Video) und einem RSS-Feed. Podcasts sind Serien von einzelnen Folgen/ Sendungen. Man kann diese Audio- und Videodateien dank des RSS-Feeds abonnieren und sowohl im Web anhören/ ansehen – als auch als Datei herunterladen.

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Was sind RSS-Feeds? Dieser leider wenig bekannte Service ermöglicht es dem Webuser, Änderungen auf bestimmten webbasierten Angeboten mitgeteilt zu bekommen. RSS-Dienste (Feedreader) sammeln die vom User ausgewählten RSS-Channel (bestimmte Blogs, Online-Zeitungen, Audio- und Video-Podcasts etc.) und funktionieren wie ein Nachrichtenticker. Der User kann über den Titel und eine kurze Beschreibung bzw. über Schlagwörter auswählen, welche Textbeiträge, Audio- bzw. Videobeiträge der abonnierten RSS-Channel er konsumieren möchte.

Historie der Podcasts

Mit der Etablierung von RSS und mit der Entwicklung von Apples iPod wurden im Jahr 2.000 die ersten Podcasts produziert. (Erst nannte man es Audioblogging -Das Wort Pod-Cast kommt tatsächlich vom i-Pod). 2005 integrierte dann Apple auch Podcasts in den iTunes Store. In der ersten Zeit waren Podcasts eine Spielwiese für Nerds, die sich ausprobierten. In Foren wurde intensiv diskutiert, es ging nicht darum, marktorientierte Produkte zu schaffen , sondern der Spaß und der Austausch mit Gleichgesinnten stand im Vordergrund.

Etwa 2005, 2006 begann die Szene sich zu professionalisieren. Es gab nun auch Video-Podcasts, Radio- und Fernsehsender boten ausgewählte Sendungen an. Der bekannteste Podcaster in Deutschland ist Tim Pritlove. Er produziert nicht nur Podcasts, er wirkt auch als Entwickler von Software-und Toolentwicklungen für Podcasts mit. Heute gelten in Deutschland Podcast häufig als „nerdiges“ Insiderinstrumen, vieles hat sich im Mainstream hin zu Videoportalen wie YouTube verschoben.

Warum Podcasts?

Es ist sehr anspruchsvoll, Serien mit Audiobeiträgen zu produzieren. Beim Video verzeiht der Zuschauer eher Ungenauigkeiten und Fehler, da das Auge vom Ohr ablenkt. Reine Audiobeiträge müssen die Aufmerksamkeit des Zuhörers durch die technische Qualität, angenehme Stimmen, unterhaltsame Elemente und einen echten inhaltlichen Mehrwert fesseln. Außerdem erwarten Hörer von Podcasts Authentizität, Spontanität, Persönlichkeit.

Was ist der besondere Mehrwert für Hörer von Podcasts?

  • Fortsetzungen und Serien sind beliebt, da man weiß, was man bekommt
  • Podcasts sind in der Regel kostenlose „Radiosendungen“ bzw. „Hörbücher“
  • Das individuell zusammengestellte Abonnement von Podcasts ist jederzeit abrufbar
  • Durch die Downloadfunktion können Podcasts später auch ohne Internetzugang gehört werden
  • Podcasts werden von Experten für Nischenthemen produziert und sind häufig extrem lehrreich
  • Die Inhalte sind wichtiger als die Form
  • Smartphones mit Podcast-Apps sind sehr komfortabel für Podcast-Abonnements – z.B. beim Autofahren oder im Fitnessstudio

Ist Soundcloud geeignet für Podcasts?

Seit etwa einem Jahr bietet Soundcloud auch einen RSS-Feed an – man könnte also auch hier Podcasts platzieren statt beim traditionellen iTunes-Store. Doch davon rät Thomas Riedel ausdrücklich ab. Um einen guten Podcast zu produzieren, der verbreitet wird und nach und nach mitwächst, braucht man einen WordPress-Blog mit entsprechendem Podcast-Plugin (sehr empfehlenswert ist das Plugin Podlove von Tim Pritlove), man muss den Podcast definieren, Bild (Cover), Beschreibung und Tags hinzufügen.

Welche Podcasts sind erfolgreich?

Podcasts sind dann erfolgreich, wenn sie die Hörer auf Dauer begeistern. Gute Podcasts bieten die Möglichkeit des interaktiven Austauschs über Kommentare, soziale Netzwerke – manchmal auch schon während der Aufnahme per Chat oder Telefon. Podcasts leben von der Persönlichkeit der Podcast-Akteure. Eine technisch gute Qualität ist mit relativ wenig Budget erreichbar – und sehr wichtig, da das Ohr ein empfindliches Organ ist. Meistens sind Podcasts Interviews. Solo-Podcasts sind die „Königsklasse“, da in Interviews nicht jede Minute perfekt sein muss – beim Einzelauftritt schon.

Hardware für Podcasts

Mikrofon: Ideal für den mobilen Einsatz ist der Handy-Recorder H2 für ca 200 Euro. Der H1 Recorder kostet nur 100,00 Euro und ist auch schon sehr brauchbar. Das tolle am Handy Recorder H2 ist, dass man nichts weiter mitnehmen muss für eine Podcast-Produktion. Die Speicherkarte speichert die Aufnahme und kann später am heimischen Rechner nachbearbeitet werden. Man sollte übrigens – anders als beim Video – so wenig wie möglich schneiden. Podcasts sollten zwar gut abgemischt sein – aber schneiden ist selten hilfreich.

Für die Studioproduktion braucht man ein Stativ (schon ab 15€). Empfehlenswert ist ein Kondensator Mikrofon (ab ca 60€) mit USB-Anschluss, das immer Strom braucht und darum nicht für unterwegs geeignet ist. Im zweiten Schritt empfiehlt sich ein Mischpult und ein oder mehrere Headsets mit XLR-Anschluss (z.B. das Shure WH20 Headset Mikrofon für ca 130 €). Headsets sind deshalb besser als andere Mikrofone, da der Abstand zum Mund bei allen Gesprächspartnern immer gleich ist.

Anmerkung: Kaum etwas ist genormt in dem Bereich. es gibt allein ca 17 verschiedene Gewinde! Saturn/ Mediamarkt ist da wenig hilfreich. Es soll in Köln-Kalkar einen Spezial-Laden geben (Nähe Bauhaus) – und hier habe ich ein Podcast Set gefunden bei musik-service.

Im dritten Schritt kann man noch eine Funkstrecke hinzunehmen. So gibt es keinen Kabelsalat zwischen Headset und Mischpult – man ist frei beweglich während der Produktion. Alles in Allem kostet die perfekte technische Hardware-Ausrüstung für drei Akteure kaum mehr als 600 Euro. Aber wie gesagt, dass H2 reicht schon einmal aus.

Mit dem Smartphone kann man theoretisch natürlich auch Podcasts erstellen – zum Beispiel mit einem Aufsteckmikrofon. Doch ein großes Problem ist der Akku. Darum ist ein Grundsatz im Podcasting: „Trenne die Funktionen der Spezialgeräte, denn mit einem Smartphone-Aufsteckmikrophon ist der Akku ganz schnell leer.“

Wie lang sollten Podcasts sein?

Eine einheitliche Formel gibt es natürlich nicht. Kurze 5-Minuten Formate eignen sich z.B. für Comedy-Podcasts wie das wunderbar provokante von Fahrenheit404 (die gedankenwelten eines hobby-autisten), das ich selbst sehr liebe. Es gibt etwa 1.000 Folgen – doch der Podcasts wurde 2013 eingestellt – nach 996 Folgen war es dann wohl auch genug… Hörprobe

Das nächste Format liegt bei 15/ 20 Minuten. Wir kennen ja wohl alle das Radio-Zeitzeichen (das es auch als Podcast gibt). Wunderbar, um lehrreiche Sachverhalte auf den Punkt zu bringen.

Interviews sind häufig lang – es gibt Podcast-Formate mit Interviews, die länger als zwei Stunden sind! Um gute Interview-Podcasts zu erkennen, sollte man schon etwas Geduld mitbringen, da die Akteure meistens erst einige Minuten lang miteinander „warm werden“, bevor es wirklich inhaltlich gewichtig wird. Außerdem gibt es meistens viele Insider-Dialoge die man erst verstehen kann, wenn man zu der treueren Hör-Community gehört. Ich selbst bevorzuge Podcast-Interviews, da die Experten auf unterhaltsame Art Wissen vermitteln, das mir nützt – perfekt für lange Autofahrten.

Man erkennt die Länge eines Podcasts meist an der MB-Angabe. Grob geschätzt sind 1 MB etwa 1 Minute. Bei längeren Podcasts gibt es manchmal im zugehörigen Blog so genannte Shownotes wie hier sehr vorbildlich eingesetzt im Podcast wir.muessenreden.de.  Bei wirmuessenreden diskutieren Michael Seemann und Max von Webel mit Gästen über die die „aktuelle Netz-kultur-politisch-feuilletonistisch-dingsige-Weltlage“.

Bei den Live-Produktionen können die Hörer per Chat oder Twitter mitdiskutieren – für mich eines der hörerfreundlichsten und interaktivsten Angebote. Die Community hilft zum Beispiel mit, die Shownotes zu erstellen (über was wird in welcher Minute gesprochen – springe direkt dort hin).

Podcast Software

Thomas Riedel empfiehlt für die Audio-Aufnahmebearbeitung die freie Software Audacity. Wir haben beim Seminar einige kleine Bearbeitung mit Audacity durchgeführt – wirkt auf mich sehr verständlich und schnell erlernbar. Es ist viel unkomplizierter, Video-Bearbeitungsprogramme zu finden als für Audio! Also ist man mit Audacity wirklich gut beraten.

Wie stellt man Podcasts bei iTunes ein?

Zunächst muss man bei iTunes einen Account erstellen und auf die Freistellung warten. Für kostenfreie Podcasts fallen keine Kosten an. Dann gibt man im Account den RSS-Feed vom Audio-bzw. VideoLog ein. Im Podcast-Plugin von WordPress (am besten Podlove nehmen) fügt man alle erforderlichen Informationen ein – ein Bildcover ist wirklich wichtig! Außerdem die Kategorien, die Tags (Schlagwörter) und eine kurze Beschreibung.

Noch einige Tipps für Podcasts

Wichtig ist auch der Jingle für den Podcast. Nicht zu lang, nicht zu beliebig, am besten zu Anfang und zu Ende jeder Podcast-Folge. Im Freemusicarchive findet Ihr viele kostenfreie Musik. Bei freesound.org gibt es kostenfreie Geräusche.

Licht: Für Video-Podcasts ist das Licht entscheidend. Grundsätzlich ist elektrisches Licht besser als Tageslicht (da Tageslicht wechselt). Hauptsache viel viel Licht – und die Lichtquellen nicht direkt auf Euch richten sondern gegen die Wände strahlen lassen.

Webcam: Für Video-Podcasts ist auch eine gute Webcam wichtig. Die HD Webcam von Logitech C 920 ist laut Thomas Riedel sehr empfehlenswert. Kostet weniger als 100 Euro.

So, das alles habe ich in sechs Stunden Seminar gelernt. Kann man in dieser zeit mehr vermitteln? Vielen Dank an Thomas Riedel, der nicht wie ein „Lehrer“ agierte“, sondern passgenau genau das Wissen vermittelte das wir brauchten. Keine überflüssigen Anekdoten, nie zu viel Theorie, die Teilnehmer wurden total mitgenommen und jede Frage beantwortet. Wir durften testen, ausprobieren – jede Frage wurde verständlich beantwortet. Danke lieber Thomas, das war Spitze!

Tutorial: Podcast mit iTunes erstellen

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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One thought on “Definition Podcast – und eine Anleitung für Anfänger…

  • Reply Mit welchen Tools arbeitet Eva Ihnenfeldt täglich? Beitrag zur #toolparade - Steadynews | 16. Januar 2016 at 11:33

    […] Wenn ich Zeit habe für Audiobeiträge (beim Autofahren oder bei Spaziergängen) höre ich gern Techno- und Marketingpodcasts. Dafür nutze ich die App Pocket Casts. Diese ist zwar nicht kostenlos, bietet aber viel Komfort. Ich kann Podcasts sehr übersichtlich finden,  abonnieren, den Download-Bereich verwalten. Meine Liebling-Podcasts sind Neuland, StartUpRadio, Chaosradio – und einige Podcasts von WDR 5. Was sind Podcasts? […]

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