Vielleicht wäre das aktuelle Aufregerthema im Social Media Bereich nun nicht so der Aufreger wenn es sich um einen privaten oder persönlichen Fall handeln würde. Doch es geht um Dirk Bach und den Umgang von großen Medien mit dem Tod des beliebten Schauspielers auf Facebook.
Während sich Online-Kondolenzbücher eingebürgert haben ist dieser Umgang mit dem Tod in Sozialen Medien neu. Und daher reizt der die Comfortzone derjenigen, die sich im Gewohnten eingerichtet haben. “Arschlochoresk” nannte Carsten Knobloch so das Verhalten von Stern, BILD und anderen, die kurzerhand in einer Facebook-Meldung den Gefällt-mir-Knopf zum “Beileidsknopf” umfunktionierten. Während Carsten Knobloch das deftige erwähnte Wort dafür fand, wiegeln andere wie Nico Lumma ab: Man müssen den Menschen einen Kanal geben um ihre Emotionen auch bei Facebook kundtun zu können. Dafür böte sich der Like-Button an, auch wenn dessen Name kontraproduktiv zum Gesagten ist.
Doch es geht BILD und Co. nicht um die Gefühle von Menschen. Es geht schlicht und einfach um Klicks. Quote, Quote, Quote. BILD versteht das Spiel mit den Grundemotionen des Menschen schon im Print, im Online-Angebot und bei Facebook werfen sie noch eine Schippe Drama drauf. Unschön, dass der Stern sich ebenfalls an dieses “Wir brauchen Klicks, kommt, füttert uns damit und scheiß auf die Gefühle”-Spiel mitmacht. Natürlich kann man folgendermaßen argumentieren: Menschen drücken den Like-Button sowieso bei solchen Geschichten, ebenso wie sie ihn drücken wenn man ausdrücklich formuliert, etwas gefalle einem NICHT. Ja, das ist ein Argument. Aber: Wenn Menschen freiwillig den Link-Button drücken ist das eine andere Geschichte als wenn die Funktion für Kenntlichmachen der eigenen Marke genutzt wird. Das sind zwei Paar Schuhe.
Im Prinzip hätte man die Postings nur umformulieren müssen, hätte einfach nur etwas in der Richtung: “Eilmeldung … Dirk Bach tot. Wir trauern um ihn. Was fühlt ihr momentan?” schreiben müssen. Allein durch die ausdrückliche Aufforderung und Umdeutung des Like-Buttons hat man diese Option zunichte gemacht. Schade.
Eigentlich eine gute Idee, den Like-Button im Todesfall zu einem Beileidsbutton umzubenennen. In einem Workshop zum Thema am vergangenen Wochendene haben die Teilnehmer genau dies angeregt. „Gefällt mir“ zu klicken, wenn jemand gestorben ist, ist irgendwie makaber. Wenn der Mechanismus genutzt wird, um Klickzahlen bei gestorbenen Promintenten für das Ranking zu nutzen, ist das in meinen Augen eine Begleiterscheinung, die nicht zu verhindern ist.