Native Advertising: Die digitale Revolution in der Werbung?

Werbung hat sich vom Grundsatz her in den letzten Jahrzehnten kaum verändert – Prinzipien aus der Ära von Print und TV haben sich zunächst ins digitale Zeitalter fortgepflanzt – wenn auch interaktive Elemente zunehmend eingebaut werden. „Native Advertising“ ist von der Bedeutung her eine Werbeform, die nicht vor Allem darauf setzt, direkt zu verkaufen, sondern die PR und kommerzielle Werbung vereint: Es werden Artikel, Videos, Bilder und auditive Inhalte bei viralen Medien platziert, die dem Adressaten einen konkreten redaktionellen Mehrwert vermitteln: Information und/ oder Unterhaltung bringen Vertrauen und Autorität – doch ab wann befindet sich „Native Advertising“ im Bereich der Schleichwerbung? Und ist diese Werbeform auch interessant für kleine Unternehmen?

Native Advertising: Vom „Verführer“ zum Partner und Experten?

Wohl niemand wird bestreiten, dass Hersteller von Torten Backwaren-Profis sind. Und sicher ist es für viele Werbung1Konsumenten auch im Erwachsenenalter noch interessant, von einem Anbieter zu erfahren, wie ihre Produkte hergestellt wurden – ähnlich wie in der „Sendung mit der Maus“. Und unter Coaching lässt sich leichter etwas vorstellen, wenn ein Coach aus seinem Beratungsalltag erzählt und seine Arbeitsweise transparent macht.

Kunden anzusehen wie professionelle Geschäftspartner, ist erst durch das Internet wirklich möglich geworden. Zwar habe ich als Schuhverkäufer auch schon früher im Verkaufsgespräch mein fundiertes Wissen über Füße, Haltung, Schuhe und Modetrends einfließen lassen – doch dass mir mit einem einzigen Artikel/ Video Tausende von interessierten Verbrauchern lauschen, ist erst jetzt, im digitalen Zeitalter, möglich geworden.

Native Advertising Studie 2015

Der Digital Vermarkter ForwardAdGroup (100% Tochter der BURDA Digital) hat eine Studie erstellt zum Thema Native Advertising. An den Ergebnissen erkennt man, dass Verbraucher zunehmend an redaktionellen Inhalten von Anbietern interessiert sind. Durch die Sponsored Posts bei Facebook hat man sich zwischenzeitlich daran gewöhnt, dass kommerzielle Inhalte und redaktionelle Inhalte miteinander verschmelzen. Entscheidend ist allerdings, dass gekaufte Posts, Bilder, Videos und Artikel als solche gekennzeichnet sind – ebenso wie platzierte Produkte bei YouTube etc.

Was den Adressaten gefällt an Native Advertising ist, dass es sich bei kommerziellen Inhalten nicht einfach um Werbebotschaften handelt, sondern dass der Leser/ Zuschauer einen echten Mehrwert erhält. Neben dem informativen Charakter von Content steht auch gut gemachte Unterhaltung ganz oben auf der Werteskala der Befragten. Native Advertising Studie 2015, 36 Seiten als pdf

Native Advertising – interessant für kleine und mittlere Unternehmen?

Grundsätzlich ist die Platzierung von redaktionellen Beiträgen in reichweitestarken Blogs, Online-Medien und Social Media Accounts sehr interessant für kleine Anbieter, doch unserer Erfahrung nach scheuen kleine Unternehmen grundsätzlich die Kosten für Werbung, die nicht direkt Produkte verkauft. Die meisten kleineren Unternehmen investieren weniger als 100 Euro monatlich in Marketing und Werbung, da ist für redaktionelle Inhalte kaum Platz. Investiert wird eher in Messen und in die „Gelben Seiten“ (ja, tatsächlich immer noch!), selbst Print-Anzeigen werden kaum noch gebucht. Manchmal erscheint dieses Verhalten wie eine Schockstarre, da die Möglichkeiten im digitalen Zeitalter die Inhaber zu überfordern scheinen – und dank Social Media viele meinen, Werbung sei in der heutigen Zeit kostenlos.

Selbstverständlich kann man auch über einen eigenen Blog in Kombination mit Facebook und Twitter redaktionellen Mehrwert für potentielle Kunden publizieren, doch Reichweite ist sehr schwer aufzubauen in einer Zeit, in der es Milliarden von Websites gibt. Da ist es wahrscheinlich günstiger, relevante Blogs, die die eigene Zielgruppe ansprechen, zu identifizieren, und dort Artikel für ca 200 Euro zu platzieren (bei einer Reichweite von etwa 15.000 Unique Visitorn monatlich ein üblicher Marktpreis). Gute Erfahrung mit der Messung eines ungefähren Traffics von Websites/ Blogs habe ich mit hypestat.com gemacht: Einfach eine Website-URL eingeben und abschätzen, wie relevant die entsprechende Seite ist. Zumindest für www.steadynews.de stimmt das Ergebnis ziemlich genau.

Ist Native Advertising „Schleichwerbung“ und verboten?

Schleichwerbung liegt immer dann vor, wenn Verbraucher über den werbenden Charakter getäuscht werden. Kurz gesagt: Kommerzielle Artikel, Bilder, Videos, Posts und Audio-Beiträge müssen gekennzeichnet werden. Häufig findet man den Zusatz „Sponsored Post/ Sponsored Article/ Sponsored Video“. In den SteadyNews verwenden wir die Kennzeichnung: „Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit …“

Alter Wein in neuen Schläuchen – oder die digitale Revolution in der Werbung?

Wir Konsumenten, Mandanten, Klienten und Kunden wünschen uns Transparenz und Glaubwürdigkeit, wenn wir Kaufentscheidungen treffen. Wir sind keine dummen Goldgräber, denen windige Verführer die letzten Nuggets aus der Tasche ziehen für Wundermedikamente und andere Betrügereien, wir sind bewusste Partner in einer Wohlstandsgesellschaft – Konsumenten wollen ernst genommen werden und fordern im interaktiven Zeitalter Respekt und Dialog. Der Wunsch zu Konsumieren muss nicht mehr eingeredet werden – auf die bestmögliche Auswahl kommt es an!

Im Vergleich zu Bannerwerbung, TV-Werbespots und Anzeigen in Zeitungen bietet Native Advertising viel mehr: Ich erfahre etwas über das Produkt, über Hintergründe, über das Unternehmen, die Unternehmenskultur, ich kann gemeinsam mit dem Anbieter staunen, lachen, lernen, mich emotional verbinden. Das was Konzerne nun schon sehr professionell verstehen, sollten auch kleine Anbieter ins Auge fassen: Redaktionspartnerschaften mit passenden Blogs, um die Reichweite der fleißigen Blogger für sich zu nutzen und gemeinsam guten Mehrwert zu verbreiten.

Bildquelle: Pixabay_ArtsyBee

 

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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