Was sagt es uns, wenn Website-Betreiber 64% des Traffics über Werbung generieren?

Lange habe ich bei den Ergebnissen des „Advertising Demand Report 2016“ gerätselt, wie es sein kann, dass in Deutschland 64 Prozent des gesamten Website-Traffics über digitale Werbung generiert werden. Vierundsechzig Prozent??? Wer von uns Web-Usern klickt schon auf Werbeanzeigen im Internet? Oder lässt sich von E-Mail-Newslettern inspirieren? Oder surft zu 64 Prozent im Internet, um zu shoppen – und kommt über Preisvergleich-Seiten zum Anbieter der Wahl? Doch dann endlich fand ich die Lösung: Nicht 64 Prozent der User kommen über Werbung zu irgendeiner Website – sondern deutsche Website-Betreiber generieren 64 Prozent ihres Traffics über Werbeanzeigen – weil sonst überhaupt niemand sich für diese Website erwärmen würde! Hah!

offer-943891_640Coca-Cola hat sein Online-Magazin, OTTO hat sein „Twoforfashion“ Blog, Nestle hat seine Themenwelten, und L’Oreal hat seine Community – Consumer-Unternehmen bemühen sich über Content-Marketing, ihre Kunden zu begeistern und an sich zu binden. Doch was passiert? Die Webuser interessieren sich nur für die Marken, wenn es etwas zu kaufen gibt: Sie kommen zu 64 Prozent, weil sie über kommerzielle Werbeanzeigen neugierig geworden sind und/ oder ein Schnäppchen erwarten. Nur dann…

Lohnt sich Content-Marketing für Marken?

Was sagt uns das? Die Euphorie der ersten Jahre, in denen es die Marken den Bloggern nachmachen wollten und mit spannendem Content die Menschen für sich gewinnen, sind Ernüchterung gewichen. Blogs und Social Media Kanäle können zwar den etablierten Medien durchaus Konkurrenz machen – doch dafür braucht es weit mehr als professionelle Autoren, technische Suchmaschinenoptimierung und googlerelevantes Keyword-Marketing.

Die Leser und Surfer suchen in erster Linie nach Inhalten, denen sie vertrauen – und die ihnen Mehrwert liefern, der einzigartig und neu ist. User wollen informiert und inspiriert werden. Sie wollen sich mit den Creatorn identifizieren. User wollen den Menschen hinter den Beiträgen erkennen, die Persönlichkeit, die mit ihrem persönlichen Wertesystem für eine bestimmte, erkennbare Richtung steht. Sie wollen sich verstanden fühlen und emotional abgeholt.

Man könnte sagen, dass neben den etablierten Medien (die ja auch immer schwieriger ergooglet werden können, da das Leistungsschutzrecht das verhindert) Blogger im Bereich Meinungsbildung sogar an Zuwachs erfahren haben. Zwar gibt es unendlich viele Blogger in unendlich vielen Themengebieten, und wie in der Pop-Musik gibt es nur einen Bruchteil von Bloggern, die ein nennenswertes Einkommen mit dem eigenen Blog erzielen – doch auch eine kleine treue Fangemeinde kann sehr wertvoll sein für Creator, die ein echtes Anliegen haben.

Große Marken müssen Geld in die Hand nehmen

Tatsache ist, dass Hersteller, Händler und Marken kaum eine Chance haben, über Content-Marketing und organische Google-Ergebnisse das Interesse der Webuser zu gewinnen. Ohne Google Adwords, Facebook-Ads, Affliate-Partner und andere digitale Werbeformate haben sie kaum eine Chance, im Web abseits der großen Marktplätze Aufmerksamkeit zu generieren. Blogs, Communities und Social Media sind den Persönlichkeiten und leidenschaftlichen Vertretern vorbehalten, denen es um die Sache geht anstatt um das Geschäft hinter der Sache.

Ist doch eigentlich ein schönes Ergebnis nicht wahr? Sozusagen gerecht, wenn die – häufig vom Staat subventionierten, kaum Steuern zahlenden – Konzerne viel viel Geld bezahlen müssen für Advertising – weil sich sonst keiner für sie interessiert. Ach ja, hier noch einige Ergebnisse aus diesem schwer zu entschlüsselnden „Advertising Demand Report 2016“:

  • Vier von zehn Webusern finden, die Qualität von digitaler Werbung hat in den letzten zwei Jahren zugenommen
  • Sechs von zehn Usern bevorzugen Werbeformate, die auf sie persönlich zugeschnitten sind
  • 46 Prozent der Befragten empfinden digitale Werbung als störend
  • 27 Prozent der Deutschen setzen einen Ad Blocker ein
  • 41 Prozent geben persönliche Daten preis, wenn sie dafür für sie relevante Angebote erhalten
  • 59 Prozent ärgern sich grundsätzlich über Ads mit Auto-Play-Funktion
  • Bei Videos stoppen 36 Prozent der Deutschen das Video, wenn sich die vorgeschaltete Werbung nicht überspringen lässt

Alles über den „Advertising Demand Report 2016“ hier bei absatzwirtschaft.de vom 14.9.16

Bildquelle: pixabay_geralt

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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