Eva Ihnenfeldt: Auch wenn ich nicht konfessionell motiviert bin (Papst Benedikt XVI hat es 2008 mit der Aufnahme der Piusbrüder geschafft, mich als treue Katholikin endgültig von einer Lebenslüge zu befreien) bedeutet mir die Fastenzeit sehr viel. Wenn der Winter zur Neige geht und das Frühjahr langsam anbricht, ist der Mensch in einer besonderen Stimmung, die vielleicht vergleichbar ist mit einer Puppe, die Schmetterling werden will – wir streben unserer alljährlichen Auferstehung entgegen. Es ist eine echte Chance, diese Zeit nicht zu ignorieren sondern sich spirituell, körperlich und geistig auf den Erneuerungsprozess einzulassen – und nicht nur der Wunsch nach der Bikini-Figur ist gemeint! Es gibt noch viel mehr Erneuerungsprozesse, im Folgenden 10 Tipps für eine geglückte Fastenzeit:
Zunächst sollte man sich bewusst machen, was man mit dem Begriff Fastenzeit verbindet und was man davon erwartet. Ich selbst bin jedes Jahr (wie gesagt, katholisch geprägt) ein bisschen melancholisch, habe den Wunsch mich von alten Lastern zu befreien und zu reinigen. Ich wünsche mir einen neuen geistigen, seelischen und leiblichen Körper, der mich dann ab Ostern durch ein neues Jahr kraftvoll und selbstbewusst trägt – ich wünsche mir, mich stolz und liebevoll im Spiegel anzugucken – dafür brauche ich die Fastenzeit. Wikipedia Artikel zur Fastenzeit
Also hier 10 Tipps für Menschen, die die Fastenzeit gern bewusst und erfüllend erleben wollen – und sich total auf Ostern freuen!
- Tipp: Wie der Anfang so der Rest... Nimm Dir Aschermittwoch Zeit für Dein ganz persönliches „Aschekreuz“ – Was willst Du an Dir erneuern – was willst Du abwerfen, was willst Du loswerden? Schreibe auf, was Dir an Dir nicht gefällt, ob körperlich, seelisch oder geistig. Es kann sein, dass Du zuviel fernsiehst, dass Du zuviel Süßigkeiten isst – aber es kann auch sein, dass Du Freunde und Familie vernachlässigst und das an Dir nicht magst – was willst Du ändern?
- Tipp: Schreibe auf, was Du Aschermittwoch erkennst. Nimm Dir eine Stunde Zeit, um Struktur in Deine Gedanken zu bringen. Schreibe Deine Gedanken auf ein Blatt Papier und trau Dich, auch mal negativ zu sein. Erneuerung funktioniert meiner Erfahrung nach nur mit aufrichtiger Reue – auch wenn das heute unmodern ist.
- Tipp: Trau Dich, Dich für diese 40 Tage aus einem kritisch moralischen Blickwinkel zu betrachten – muss man wirklich immer alles so „positiv“ sehen? Mir tut es gut, mich auch mal klein zu machen, nur unten ganz am Grund bin ich in der Lage, aufzuräumen – Süchtige wissen, dass sie erst dann aufhören konnten, als sie verzweifelt waren und keine Alternative mehr sahen. Sind wir nicht alle ein bisschen süchtig? Was ist in diesem Jahr DEINE Sucht die Du abwerfen willst wie einen zu eng gewordenen Lederoverall?
- Tipp: Denk nicht nur an Essen, Fernsehen, Alkohol, Unsportlichkeit – sei kreativ in Deinen Fastenrezepten. Letztes Jahr habe ich jeden Morgen 40 Tage lang 10 Minuten meditiert – das war so schön, immer mit Blick zum Fenster – ein sehr genussvoller Reinigungsprozess, kann ich nur empfehlen.
- Tipp: Formuliere die Fastenregeln, die Du Dir ausdenkst, sehr konkret – und natürlich schriftlich. Begründe Deine Entscheidung für Dich, damit sie festen Boden bekommt, der besser trägt als der Wunsch nach einer Bikinifigur. Warum willst Du schlank sein? Schlank sein ist wunderbar und ein sehr schönes Ziel – aber warum ist das so?
- Tipp: Schließe einen Vertrag mit Dir selbst – wenn Du Dich nicht an Deine Regeln hältst, dann… Bei jedem Verstoß wirst Du… Man kann sich sehr gut von Plattformen für Süchtige inspirieren lassen, ob Spielsucht, Alkoholismus oder Shoppingsucht – die Methoden um den inneren Schweinehund zu überwinden gleichen sich und können als Vorbild dienen.
- Tipp: Begleite Dich in der Fastenzeit mit geistiger und spiritueller Nahrung. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, es ist wirklich total erfüllend, Bücher zu lesen die sich mit spirituellem Wachstum beschäftigen – und da gibt es heute so viele Richtungen! Für die Einen ist es Buddhismus, für die Anderen die Bibel, für die Dritten Werke aus der Gegenwart. Ich selbst schätze Eckhart Tolle sehr (er ist übrigens in Dortmund geboren) und mag sein Grundlagenbuch „Jetzt – Die Kraft der Gegenwart“. Aber die Bibel ist mir auch sehr kostbar.
- Tipp: Schreibe jeden Abend Tagebuch – es muss ja nicht viel sein! Man kann sich ein Schulheft kaufen und vor dem Schlafengehen kurz Resümee ziehen. Ich selbst versuche die selbstkritische Haltung 40 Tage lang durchzuhalten und mich abends zu fragen, was ich bereue – das dauert Wochen, bis ich endlich mal was bereuen kann – da muss ich durch viele Berge von Selbstzufriedenheit, bis ich mal was bereuen kann! Und versprochen: Reue empfinden ist eine unglaublich befreiende Gnade, man fühlt sich so frisch wie neugeboren.
- Tipp: Übertreibe es nicht mit dem Fasten und nimm Dich nicht zu ernst! Meine Kinder haben schon immer gefürchtet, wenn Mama anfängt mit ihrer Fastenzeit. Sehr leicht gerät auch das Fasten zu einer neuen Sucht, man kann ja so stolz auf sich selbst sein, weil man so toll fastet – unerträglich ist die Eitelkeit der „Gutmenschen“. Also tu es und wisse, es ist nichts Besonderes. Lasse Deine Umgebung nicht darunter leiden – lieber mal das Fasten brechen als anderen den Tag verderben – bleib bescheiden und normal.
- Tipp: Feier auf jeden Fall Ostern! Egal wie Du die Fastenzeit verbracht hast, egal ob Du durchgehalten hast oder nicht – feiere den Frühlingsanfang so ausgiebig Du kannst. Es ist so schön, wenn die Natur erwacht, wenn alles sich neu erfunden hat und mit ganzer Pracht und Kraft zu neuem Leben erwacht! Für mich ist Ostern das schönste Fest im Jahr – viel schöner als Weihnachten – denn Ostern ist das Versprechen, dass das Leben immer weiter geht und dass immer wieder neues Leben entsteht – was für ein Wunder!
RT @steadynews: 10 Tipps zur Fastenzeit: Was man in den Wochen vor Ostern fasten kann http://t.co/6GfLNKlM
Hallo liebe Eva Ihnenfeldt, ich habe meine Fastenzeit schon hinter mir. Allerdings folge ich meinem eigenen Kalender. Fasten bedeutet für mich „Aufräumen“ und „Neustart“. Der Verstand arbeitet messerscharf.
Wie schön! Aber vergiss die Seele nicht – Verstand ist ja nur ein Werkzeug, nicht soooo wichtig 😉
Natürlich nicht. Es ist auch Seelenpflege.
Okay, ueberzeugt, ich bin seit Aschermittwoch dabei: kein Alkohol bis Ostern (*schluck*) bei Zuwiderhandlung jeweils ne Spende von 50€ an Wikipedia 🙂
Uh, das ist hart… ich über mich nur ein bisschen in „Demut und Dankbarkeit“ und meditiere wie letztes Jahr jeden Morgen 10 Minuten. Das erfrischt und macht sogar Spaß!