Laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung ist die Zahl der Selbstständigen in den letzten zehn Jahren in Deutschland um 40 Prozent gestiegen. Das heißt, es gibt immer mehr „Solo-Unternehmer“, die gegen Honorar ihre Arbeitskraft verkaufen und keine Mitarbeiter einstellen. Ob Freelancer oder gewerblich Tätige, gerade Existenzgründer aus der Arbeitslosigkeit gehören zu dieser neuen Klasse an Selbstständigen.
Seit dem Jahr 2000 haben sich 800.000 Menschen als Einzelunternehmer selbstständig gemacht, insgesamt gibt es in Deutschland heute 2,6 Millionen Freelancer und Solo-Selbstständige. Allerdings ist seit Anfang 2012 die Förderung für Existenzgründungen mit dem Gründungszuschuss extrem zurückgegangen – und die Zahl der Start-Ups dementsprechend zurückgegangen.
Dass es seit dem Jahr 2000 so viele Neugründungen gegeben hat liegt nicht nur an der damals hohen Arbeitslosigkeit und der guten Förderung sondern auch an der Lockerung der Rechtsgrundlagen für das Handwerk. Besonders viele Existenzgründer gab es in den Bereichen Handwerk, bei Publizisten, Künstlern und im Reinigungsgewerbe. Außerdem lagern immer mehr Unternehmen Aufgaben aus und beschäftigen Freelancer, kleine Agenturen und Zeitarbeiter – Selbstständige liegen da im Trend und sind eine Alternative zu Festangestellten.
Die Entwicklung zum Freelancertum hat natürlich viele Nachteile für die Selbstständigen. Es herrscht starker Wettbewerb, die Verhandlungsposition für die Einzelunternehmer ist ungünstig, wenn man als Selbstständiger krank wird oder Urlaub machen möchte, gehen die Einnahmen auf Null zurück. Außerdem ist es vom Zeitmanagement her schwierig bis unmöglich, acht Stunden täglich gegen Honorar zu arbeiten. Verwaltung, Akqusie, Kommunikation und Marketing sind zeitintensiv – viele Solo-Selbstständige arbeiten etwa zwei Drittel ihrer Zeit ohne dass es bezahlt wird.
Der Durchschnittsverdient der Solo-Selbstständigen liegt der Studie nach bei 13 Euro pro Stunde, die Schere zwischen gut Verdienenden und Tätigen im Niedriglohnbereich geht weit auseinander. Bei 13 Euro pro Stunde ist an eine Absicherung fürs Alter, für die Familie oder gegen Arbeitsunfähigkeit natürlich kaum zu denken.
Während also die Zahl der Selbstständigen seit 2000 stark gestiegen ist, bleibt die Zahl der Chefs mit Mitarbeitern stabil. Es sind weiterhin rund 1,9 Millionen Unternehmen, die Mitarbeiter beschäftigen. Das zeigt dass es nur wenige Selbstständige schaffen, aus dem Freelancer Status herauszukommen und ein wirkliches Unternehmen zu starten.
Quelle: SPIEGEL
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