Bushido und Verona Poth: Bleibt Instagram frei von „Hass-Kommentaren?

Junge Leute meiden Facebook nicht nur, weil dort eigentlich Klarnamenpflicht herrscht und weil sie keine Lust haben, bei Facebook mit Eltern und anderen Kontrollinstanzen verbunden zu sein – sie meiden auch deshalb das soziale Netzwerk der Vielen, weil es dort so viele Hater und Trolle gibt. Instagram hingegen wird scherzhaft als Waldorfschule der Social Networks bezeichnet: Dort wimmelt es vor Herzchen, begeisterten Smileys und bewundernden Kommentaren. Und wenn mal wirklich ein Foto so gar nicht geht, wird höflich geschwiegen und weitergescrollt. Doch ob das so bleibt? Waren nicht alle sozialen Netzwerke Kuschelgruppen, bevor der Mob sie eroberte? Kann es sein, dass Verona Poth und Bushido nun als Prominente den Reigen eröffnen, der auch bei Instagram in einem ähnlichen Hater-Müllberg landet wie Facebook und auch Twitter?

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Verona Poth und Bushido sind dabei allerdings eher entgegengesetzte Fälle, wenn es um die Schlagzeilen Ende Oktober 2017 in der Presse geht. Bushido nutzte seinen Instagram Account, um gegen den OTTO-Versandhändler zu „haten“, und Verona Poth floh ZU Instagram, weil sie die vielen Hater bei Facebook nicht mehr ertragen konnte.

Verona Poth: Rund 100.000 Fans hatte die Entertainerin bei Facebook. Die vielen Hass-Kommentare und sexistischen Äußerungen machten so viel Arbeit, dass zu manchen Zeiten mehrere Mitarbeiter mehrere Stunden täglich mit der Sichtung und Löschung beschäftigt waren. Zusätzlich mussten immer wieder Strafanzeigen gestellt werden gegen Pädophile und gefährliche User – doch bei der Verfolgung von Straftaten gibt es bei Facebook nur wenig Erfolg.

Nun ist Verona Poth ganz zu Instagram gewechselt, wo sie fast 192.000 Follower hat. Sie hofft, mit dieser Flucht auch die vielen Facebook-Gestörten los zu sein, die sich gerade bei Prominenten gern abreagieren. Doch könnte es sein, dass diese Enttäuschten ihr nun zu Instagram folgen und dort weiter ihr hässliches Spiel treiben? Anscheinend ist es viel leichter und schneller, bei Instagram Kommentare zu löschen. Auch die Sichtbarkeit soll wohl weniger relevant sein als bei Facebook. Man darf gespannt sein und die Daumen drücken. Immerhin erlaubt Instagram Phantasie-Accounts – das könnte Hater beflügeln, wenn sie erst einmal die neue Spielwiese für sich entdecken.
w&v vom 20.10.17: Verona Poth wechselt von Facebook komplett zu Instagram

Bushido hingegen hat Instagram anscheinend schon als Kanal entdeckt, um seinem Ärger gegen den OTTO-Versand eindrucksvoll Luft zu machen. Ebenfalls Ende Oktober postet er dort ein Bild mit einem bedauernden Schreiben von OTTO. Der Online-Händler hatte nicht die Ware geliefert, die Bushido bestellt hatte. Die Identität des Hiphop-Sängers erschien nicht glaubwürdig. Zu dem Instagram Bild schrieb Bushido, OTTO sei ein Drecksverein, ein Bastardverein – und rief zum Boykott auf. Könnte auch das ein Vorbild werden für gelangweilte frustrierte Social Network Mitglieder, die zukünftig Instagram überfallen?
w&v vom 20.10.17: Bushido beschimpft OTTO als Bastardverein

Ich vermute, dass soziale Netzwerke es an sich haben, mit dem Mainstream auch immer den Mob nach sich zu ziehen, der mit Gewalt- und Mordgelüsten den anonymen Kontakt zu Menschen in der Öffentlichkeit sucht. Fallen erst einmal die Schranken, schützen auch visuelle Darstellungen nicht vor Häme, Spott, Hass und Bedrohungen. Die Betreiber der Plattformen kommen nicht darum herum, den Schutz vor diesen Menschen wirksam zu machen. Blockieren muss so einfach sein wie liken. Unerwünschte Markierungen und unerwünschtes Hinzufügen zu Facebook-Gruppen darf nicht mehr möglich sein. Das „Recht auf Vergessen“ ist zwar aus journalistischer Perspektive ärgerlich – doch für den Einzelnen unabdingbar. Die Zeiten des wilden „Jeder darf alles“ sind vorbei. Nicht nur Verona Poth braucht Schutz – und nicht nur Bushido muss sich in seiner Ausdrucksweise mäßigen.

Ich hoffe, dass Euer Drecksverein bald pleite geht. Kauft nicht mehr bei Otto!!! #bastardverein

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Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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