Instagram erweitert seine Maßnahmen gegen Mobbing und Hasskommentare

Mobbing und Hassbotschaften sind ein gigantisches Problem auf dem digitalen Planeten. Gerade Jugendliche, die ja sehr viel online unterwegs sind, geben laut einer Forsa-Studie an, dass sie fast zu hundert Prozent schon einmal Hasskommentare wahrgenommen haben. 39 Prozent meinen, dass diese abwertenden, verletzen wollenden Beiträge sogar die sachlichen überwiegen. Zwar sind es zahlenmäßig nur wenige Nutzer, die mobben und verletzen wollen – doch sie sind sehr aktiv und können dadurch viel Schaden anrichten. Zur Forbes-Studie

Instagram ergreift weitere Maßnahmen gegen Mobbing

Instagram ist dafür bekannt, dass mit allen Mitteln versucht wird, aktiv postende User vor Hatern zu schützen. Liebe, Zuspruch und Lob sind in keinem anderen sozialen Netzwerk so tonangebend wie bei Instagram. Doch dieser Anspruch ist natürlich mit einer hohen Verantwortung verbunden. Wie leicht ist es für destruktiv orientierte Menschen, bei Instagram massenhaft abwertende und verletzende Kommentare zu hinterlassen!

Machine-Learning-Tools sollen nun noch besser dabei helfen, sicher zu sein vor Instagram-Mobbing. Negative Kommentare sollen automatisch erkannt und gelöscht werden. Sicher kommen auch User, die durch negative Kommentare auffallen, in die Beobachtung und werden womöglich schneller als bisher gesperrt, wenn sie gegen die Instagram Richtlinien verstoßen. Die automatisierten Prozesse sollen verhindern, dass in Live-Videos Hass-Kommentare veröffentlicht werden, bevor sie entdeckt und gelöscht werden können.
Horizont vom 10.10.18: Anti-Mobbing-Offensive bei Instagram

Auch gibt es einen neuen Filter bei Instagram, der in Stories verwendet werden kann. Story-Zuschauer sehen dann zu einem Selfie-Bild ganz viele Herzchen. Wenn der Story-Creator es will, kann er in dem Selfie einen Freund taggen und diesen mit den vielen Herzchen unterstützen.

Soziale Netzwerke: Zensur oder Medienkompetenz?

Ich persönlich stehe den automatisierten Zensur-Filtern zwiespältig gegenüber. Auf der einen Seite sehe ich ein, dass der digitale Raum ganz andere Schutzmaßnahmen vor Gewalt braucht als das analoge Leben. Es ist so leicht, innerhalb weniger Minuten entsetzlich viel Schaden anzurichten durch Worte und Symbole. Drohungen, Schmähungen, Gerüchte…. Einzelne können in Windeseile gefährden, was von den Vielen aufgebaut wurde.

Doch Zensur ist meiner Meinung nach nicht der richtige Weg. Unsere Gesellschaft ist vielfältig, und auch diese frustrierten Hater gehören dazu. Ich würde es bevorzugen, dass wir in unseren Communities (allen voran in den Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen) gemeinsam nach Lösungen fahnden, wie wir mit den zerstörungswilligen Kollegen/ Kolleginnen umgehen können, ohne sie zu verlieren.

Zensur führt immer dazu, dass sich die freie Meinungsbildung und die freie Rede einschränkt. Das ist in einem demokratischen System eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Bei Facebook und Twitter, wo es ja viel lockerer und „pöbelnder“ zugeht als bei dem liebestrunkenen Instagram, kann man zum Beispiel gut lernen, bei der Auswahl der Freunde und Follower Bewusstsein einzuschalten und sich durch kluge Kommunikation eine konstruktiv ausgerichtete anspruchsvolle Kultur aufzubauen. Blockieren und löschen funktioniert ja – man ist also nicht wehrlos!

Aber die Realität wird es richten. Wenn sich die Jugendlichen bei Instagram gerade deshalb so wohl fühlen, weil es nur Positives und Komplimenttrunkenes gibt, sei ihnen das von Herzen gegönnt. Ich selbst würde es komisch finden, in einem „Versuchslabor der botgesteuerten Manipulation“ das Kaninchen abzugeben, dass sich über jeden Follower, jedes Herzchen und jedes Like freut, selbst wenn ich einfach nur Schnappschüsse von Essen und Natur poste. Ich weiß doch, dass das nicht aus Begeisterung für meine fotografischen Meisterwerke passiert, sondern aus Kalkül 😉

Von mir aus kann Instagram sehr gern zu einem virtuellen Schaufenster werden, an dem wir vorbeibummeln, wenn wir nichts Besseres zu tun haben. Dort werden wir wie in einem gigantischen Kaufhaus gelockt von Produkten, die uns bei unseren Interessen ansprechen. Das Tolle ist ja, dass das System anhand unseres Klick- und Kaufverhaltens immer besser lernt, was wir konsumieren möchten. Ab und zu treffen wir dann in diesem Kaufhaus einen Freund/ eine Freundin, die uns zuwinkt und uns erzählt, was sie gestern gemacht hat (Stories).

Naja, und als Social Network nutzen die jungen Leute dann eben WhatsApp – da guckt keiner rein. Oder sie erstellen einen zweiten Instagram-Account unter einem Spitznamen, der privat eingestellt ist und als Alternative zu Snapchat taugt. Ich selbst bin lieber öffentlich bei Facebook (bei Twitter ist es so unbefriedigend zu diskutieren wegen der Zeichenbegrenzung und der Gesprächs-Usability).

Bei Facebook geben wir uns Inspirationen, verabreden uns, diskutieren über gesellschaftlich relevante Themen und geben uns kleine emotionale Kicks. So findet jeder seine Nische für seine Interessen. Das ist das Wertvolle am digitalen Planeten. Die Nutzer entscheiden durch ihr Verhalten, was erfolgreich ist. Gefällt mir…

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert