Kommentare auf Online-Medien moderieren? NZZ schaltet Kommentar-Spalte ab

Am 8. Februar 2017 wird die „Neue Züricher Zeitung“ ihre Online-Kommentarspalte abschalten. Von da ab wird die Redaktion täglich drei Themen aus NZZ-Artikeln auswählen, die in einem Online-Forum von den Lesern diskutiert werden können. Im eigenen Newsroom werden die Diskussionsbeiträge der Leser begleitet und moderiert. Um destruktive Debatten zu verhindern, werden zu jedem der drei Artikel Fragen von der Redaktion vorformuliert, die einen konstruktiven, anspruchsvoll sachlichen Diskussionsverlauf sicherstellen sollen. Außerdem können sich die Leser jede Woche mit einem anderen Redakteur zu einem seiner aktuellen Artikel austauschen. Viele NZZ-Leser bedauern diese Entscheidung – doch was sind die Alternativen?

megaphone-147176_640Wohl alle Online-Zeitungen beklagen, dass die Kommentare zu Artikeln immer aggressiver und gehässiger werden. Ob auf der eigenen Website oder bei Facebook – die Destruktiven beherrschen die Kommentar-Spalten. Nachdenkliche, optimistische und lösungsorientierte Leser ziehen sich zurück, um Beleidigungen, Drohungen und Beschimpfungen aus dem Weg zu gehen. Das letzte Wort zu behalten, ist häufig verbunden mit dem Charakterzug, den „Gegner“ einzuschüchtern und zu vertreiben.

Die „Welt“ ist bekannt geworden dafür, dass die Social Media Redaktion mit Ironie und Humor den Trollen begegnet. Das hat ihr viele Sympathien eingebracht von Journalisten-Kollegen und Lesern. Andere Online-Zeitungen haben die Registrier-Funktion für Kommentare auf der Website extrem erschwert, um sich zu schützen – oder die Kommentarfunktion komplett gesperrt. Bei Facebook ist es für die Online-Medien etwas leichter geworden, seit nicht mehr die Anzahl der Kommentare gezeigt wird – sondern nur die Auswahl: „Top-Kommentare“, „Neueste Kommentare“, „Ungefilterte Top-Kommentare“. Der Kommentar-Leser sieht also nicht mehr den kompletten Strang und verliert dadurch ein wenig die Kontrolle.

Kommentare einschränken – gut oder manipulierend?

In Zeiten von „Fake-News“ sind die Menschen sicher noch empfindlicher geworden gegenüber Aktivitäten der Presse, Meinungen zu filtern und Kommentare zu bewerten und zu löschen. Auf der anderen Seite gewöhnen sich die Menschen langsam daran, dass zum Beispiel bei Facebook Kommentare und Besucher-Beiträge gelöscht werden, wenn diese gegen die Fanpage-Richtlinien verstoßen. Je häufiger das gängige Praxis wird, desto mehr wird es hingenommen – machen ja schließlich alle so.

Was mich persönlich besonders davon überzeugt, dass die NZZ einen guten Weg einschlägt mit dieser Entscheidung ist, dass sich nun die nachdenklich konstruktiven Leser wieder trauen können, Beiträge zur Diskussion zu liefern. Ich finde es sehr wichtig, dass wir alle zum politischen und gesellschaftlichen Diskurs beitragen und aus unserer Passivität herauskommen. Politik geht alle an, und es wäre wünschenswert, wenn wir lernen, mit Verantwortung, Zugewandtheit und Faktenwissen in Debatten zu argumentieren.

Quelle: NZZ vom 4.2.16

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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