Mit rund 2.400 Unternehmen und Selbstständigen (6,9 Prozent aller Unternehmen), Umsätzen in Höhe von über einer Milliarde Euro und nahezu 14.000 Erwerbstätigen hat die Kultur- und Kreativwirtschaft eine oft unterschätzte Bedeutung innerhalb der regionalen Wirtschaft. Zu dieser Einschätzung kommt der Branchenreport „Kreativwirtschaftsscout“, den die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Dortmund heute vorgelegt hat. Auf 60 Seiten analysiert diese Studie zum ersten Mal ausführlich die Entwicklung, Größenordnung und Potenziale dieses Wirtschaftsbereichs in den Städten Dortmund und Hamm sowie dem Kreis Unna. „Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist in vielen Teilmärkten eine Wachstumsbranche. Sie schafft Arbeitsplätze und trägt durch ihre Produkte und Dienstleistungen zur Wettbewerbsfähigkeit anderer Branchen bei“, sagte IHK-Geschäftsführer Ulf Wollrath bei der Pressekonferenz. Erarbeitet wurde die Studie im Auftrag der IHK von Ralf Ebert, Geschäftsführer des Planungs- und Beratungsbüros STADTart. Der „Kreativwirtschaftsscout“ geht auf das Handlungskonzept der IHK-Vollversammlung der laufenden Legislaturperiode zurück.
„Dortmund kann man als Kreativzentrale der Region bezeichnen: 63 Prozent der Unternehmen haben hier ihren Sitz, zehn Prozent in Hamm und 27 Prozent im Kreis Unna“, erläuterte Ebert. Der wirtschaftliche Stellenwert der insgesamt elf Teilmärkte der Kultur- und Kreativwirtschaft in der Region variiert sehr stark. Die kleinteilige Struktur der Branche zeigt sich darin, dass von den 5.900 Selbstständigen und Unternehmen in der IHK-Mitgliedsdatenbank nur 2.400 wirtschaftliche Kennzahlen liefern, weil sie über der jährlichen Umsatzsteuergrenze von 17.500 Euro liegen.
Hinsichtlich der Zahl der Steuerpflichtigen hat die Designwirtschaft mit knapp 500 Unternehmen und Selbstständigen die größte Bedeutung, gefolgt vom Werbemarkt (472), dem Architekturmarkt (397), dem Pressemarkt (337) und der Software-/Games-Industrie (300).
Gemessen an den Umsätzen steht der Pressemarkt mit rund 335 Millionen Euro auf dem ersten Platz. Dahinter folgen der Werbemarkt (280 Millionen Euro), die Designwirtschaft (168 Millionen Euro) und die Software-/Games-Industrie (157 Millionen Euro). Zwischen dem Jahr 2000 und 2010 stiegen die Umsätze der Kultur- und Kreativwirtschaft in der Region um drei Prozent, allein in Dortmund sogar um zehn Prozent (NRW-Durchschnitt: zwei Prozent). „Insgesamt ist die Branche in unserer IHK-Region stärker ausgeprägt als im Ruhrgebiet. Sie erreicht jedoch noch nicht das Niveau in NRW“, bilanzierte Ebert.
Die Voraussetzungen für die weitere positive Entwicklung der Kultur- und Kreativwirtschaft in der IHK-Region sind gut. Die vorhandenen Ausbildungs- und Weiterbildungseinrichtungen – Technische Universität und Fachhochschule Dortmund, Hochschule Hamm-Lippstadt und Ruhrakademie Schwerte – begünstigen die Branche ebenso wie das vorhandene Kulturangebot und die Initiativen zur Revitalisierung von Stadtquartieren. „Dortmunder Unionviertel, Martin-Luther-Viertel und Kulturbahnhof in Hamm sowie das Lindenviertel in Unna sind gute Beispiele für kreative Hot Spots, die schnell zu Szenevierteln werden und damit die Attraktivität des Standorts erhöhen“, sagte Wollrath.
Auch die Unternehmen selbst schätzen die Geschäftsaussichten überwiegend positiv ein. Bei einer Online-Umfrage der IHK im Herbst 2012 rechnete die Mehrheit mit einer durchschnittlichen oder guten Geschäftsentwicklung. Dies gilt besonders für die Werbe- und Designwirtschaft. Eine negative Erwartung hatte dagegen nur jedes sechste Unternehmen.