Eigentlich war die Idee der beiden Kooperationspartner Rewe und DB zur Frauenfußball-WM ausgeklügelt und sehr sinnig: eine Gewinnspielkampagne, bei der Kunden von Rewe Freifahrten mit der Deutschen Bahn gewinnen können:
- Emotionale Identifikation
- Die Gewinne für Jeden geeignet
- Zeitliche Befristung
- Aktion gekoppelt an einen 10-Euro-Mindesteinkauf
- Kostenlose Mitbewerbung durch die allgegenwärtige Medienpräsenz des Themas
- Günstig, da die „80-Millionen-Euro-Aktion“, als welche das Gewinnspiel angekündigt wurde, die Deutsche Bahn nicht viel kostet – es gibt ja ausschließlich Freikarten zu gewinnen.
Doch trotzdem wurde aus der Werbeidee eine PR-Krise – denn Kunden sind empfindlich…
Der Teufel steckte – wie meistens – im Detail. Um dem Gewinnspiel auch einen spielerischen Reiz zu geben und um möglichst viele Kunden anzulocken, mussten die Kunden Stadien sammeln, in denen die Frauenfußball-WM stattfand. Jeder Rewe-Kunde, der für mindestens 10 Euro einkauft, erhielt ein Papiertütchen mit dem Bild einer WM-Spielerin. Zusätzlich enthielt das Tütchen entweder einen Sofortgewinn – oder einen Sticker eines WM-Stadions. Je mehr man bei Rewe ausgab, desto mehr Tütchen erhielt man an der Kasse.
Insgesamt waren neun Stadien zu sammeln – wer den kompletten Satz voll hatte, war glücklicher Gewinner: er konnte die Sammlung gegen einen Freifahrtschein der Deutschen Bahn eintauschen – eine kostenlose Reise innerhalb von Deutschland.
Doch die Werbestrategen hatten es sich etwas einfach gemacht: acht Stadien waren sehr häufig in den Tütchen – doch das Frankurter Stadion nur genau so oft wie es eben auch die Freifahrten gab: genau 250.000 mal. Das führte zu einer regen Diskussion im Internet von Rewe-Kunden, die verzweifelt nach der Frankfurter Arena suchten. Manche versuchten sogar, das Bildchen aus Frankfurt bei ebay zu ersteigern – vergeblich.
Diskussion bei schnaeppchenfuchs.de
Die Verzweiflung schlug schnell in Wut um. Den Kommentaren nach kauften tatsächlich viele Schnäppchenjäger in dem Gewinnspiel-Zeitraum häufiger bei Rewe ein. Als sie nach und nach verstanden, dass die Sammelaktion mehr oder weniger nur eine Anlockmethode war, um den Reiz zu erhöhen, möglichst oft und viel einzukaufen, waren sie natürlich erbost. In der Zwischenzeit haben auch viele Zeitungen darüber berichtet, Edda Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg bezeichnet das Gewinnspiel als „eine rechtlich grenzwertige Aktion“.
Merke: Marketingstrategen können noch so schlau und gewieft sein, wenn die Grundeinstellung zum Kunden nicht stimmt, wenn Respekt und Einfühlungsvermögen fehlen, geht es verdientermaßen ganz schnell nach hinten los.