„Mehr als 40 Prozent der Beschäftigten zwischen 50 und 65 Jahren können sich einen Jobwechsel in den nächsten beiden Jahren vorstellen“ schreibt der Spiegel Anfang April 2023. Tatsächlich werden Babyboomer immer beliebter bei Personalern, da sie häufig eine hohe Leistungsbereitschaft zeigen und weniger Anspruchsdenken haben als junge Menschen, die in einer ganz anderen Zeit aufgewachsen sind.
Bei jungen Menschen wächst hingegen das Bedürfnis nach möglichst viel Freizeit. Lieber weniger Geld verdienen und dafür das tun können, was man am liebsten tut. Besonders bei den 18- bis 34-Jährigen ist die traditionelle Vorstellung, sich durch Mühsal, Fremdbestimmung und im „Schweiße des Angesichts“ eine Familie aufzubauen, ein Haus zu bauen und dafür zu sorgen, dass es „die Kinder einmal besser haben als man selbst“ wenig verankert. Wie auch in einer Welt, die kaum noch Sicherheiten bietet – und die sich in einem rasanten Taumel zu befinden scheint.
Lieber arbeitslos als unglücklich im Job
Ende März 2023 titelt der Standard aus Österreich „Jeder Dritte wäre lieber arbeitslos als unglücklich im Job“. In dem interessanten Artikel werden verschiedene Aspekte der Erwartungen bezüglich Beruf und Altersruhestand aufgelistet. Weniger arbeiten, früher in Pension gehen, auf eine gesunde Work-Life-Balance achten – das sind vor allem bei jungen Menschen Kriterien, die ihnen wichtig sind.
Kommunismus als Ziel?
Wer weiß, vielleicht kann die aktuelle Entwicklung im Bereich der Künstlichen Intelligenz tatsächlich bald bis zu 50 Prozent aller Arbeitsplätze ersetzen. Vielleicht kommen wir dahin, wovon Karl Marx in der „Deutschen Ideologie“ geträumt hat: „…. während in der kommunistischen Gesellschaft, wo Jeder nicht einen ausschliesslichen Kreis der Tätigkeit hat, sondern sich in jedem beliebigen Zweige ausbilden kann, die Gesellschaft die allgemeine Produktion regelt und mir eben dadurch möglich macht, heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden.“ (journal21.ch)
Ich selbst bin außerordentlich skeptisch bei dieser Vision. Aber ich bin ja auch Babyboomer. Ich liebe Arbeit und ich kann mir auch mit 64 Jahren noch sehr gut vorstellen, wieder einmal meinen Aufgabenbereich zu wechseln. Ich würde zum Beispiel gern für die Menschenrechte von alten, pflegebedüftigen Menschen kämpfen. Es gibt so viel Tolles zu tun! Packen wir’s an!
Titelbild von Peggy und Marco Lachmann-Anke auf Pixabay
Ein spannendes Thema, auf das mich allein die Überschrift deines Artikels aufmerksam gemacht hat. Ich bin – wie du – skeptisch, denke aber jetzt noch eine Weile über dieses Thema nach: danke für die Anregung!