Kein Vertrauen mehr in die Politik? Die Grenze zwischen Wahrheit und Fälschung verschwimmt

Was passiert, wenn die Bürger in einer Demokratie kein Vertrauen mehr in die Politik haben? Wir leben in einer Welt, in der es in vielerlei Medien und vielerlei Quellen Informationen, Meinungen, Haltungen, Fake-News und nun auch KI-erzeugte Bilder und Videos gibt. Das, was in Social Media als „Graswurzelrevolution“ begann, ist zu einem weltweit undurchschaubaren Dschungel geworden. Das, was traditionelle Medien an Fakten und Bewertungen bringen, hat im letzten Jahrzehnt immer mehr an Glaubwürdigkeit verloren. Was nun?

Nach dem Sturz des Nationalsozialismus wurde im Rundfunkstaatsvertrag festgelegt, dass die Bürger an Demokratie herangeführt werden auch durch ein propagandafreies öffentlich-rechtliches Mediensystem, das politisch objektiv informiert und „einen umfassenden Überblick über das internationale, europäische, nationale und regionale Geschehen in allen wesentlichen Lebensbereichen zu geben“ hat. Bundeszentrale für politische Bildung

In autokratischen Staatssystemen wie in China wird der Diskussions- und Content-Flut mit strenger Zensur begegnet, in westlichen Demokratien ist das nicht so leicht. Auch in pluralistischen Systemen schwindet das Vertrauen in die Politik und die staatsnahen Medien. Belgien mag hier ein Extrembeispiel sein (7 von 10 Belgiern misstrauen der Politik), doch in Deutschland sieht es ähnlich aus. Vor allem junge Menschen sind politikverdrossen – wie die Jugendstudie „Generation What“ im Jahr 2016 zeigte. Seitdem ist viel passiert, was das Vertrauen weiter zurückgehen lässt.

Finde ich bei YouTube Interviews und Gesprächsrunden aus ARD und ZDF, die vor 2020 stattfanden, finde ich spannende Diskurse – auch zu Themen wie Russland- und Klimapolitik. Dann wird mir bewusst, wie sehr sich unsere Medienfreiheit eingeschränkt hat – besonders seit Corona, den Klimamaßnahmen, der Genderpolitik und dem Ukrainekrieg. Ich verstehe das sogar! Die Angst vor einem irrsinnigen Propagandakrieg von allen Seiten ist so groß, dass Medien von konservativ bis progressiv sich bemühen, nicht noch weiteres Öl ins Feuer zu gießen.

Das Internet lässt sich ebenso wenig zurückdrehen wie die Technologie der Künstlichen Intelligenz. Auch in autokratischen Systemen gelingt es nicht, dauerhaft die Wahrheitshoheit zu sichern. Die Masse lässt sich zwar gern in ihren Meinungen und Überzeugungen leiten – doch nur, solange es ihnen gut geht – bzw. solange sie nicht in existenzielle Not geraten. Ideologien versuchen zwar, ähnlich wie religiöse Systeme das Volk zu gewinnen, doch was tun, wenn es so viele verschiedene Ideologien gibt?

Wenn die Wahrheit schwindet

Wir müssen uns wohl daran gewöhnen, dass der Glaube an die Wahrheit schwindet. Im Moment ist es noch die Wissenschaft, an deren Objektivität sich die Menschen klammern, doch wie lange wird das noch Bestand haben? Gerade in der Wissenschaft ist der unzensierte Diskurs Grundlage von Forschung und Fortschritt (wie man anhand historischer „Wahrheiten“ der Wissenschaft verfolgen kann), ein Ersatz für Kirche und Ideologien ist Wissenschaft kaum.

Wenn der Glaube an Wahrheit schwindet, erleben wir entweder ein völlig stumpfes, auf Grundbedürfnisse, Ablenkung und Genuss reduziertes Volk – oder wir erleben ein neues Zeitalter mit neuen gesellschaftlichen Systementwicklungen, die nicht mehr abhängig sind von Autoritätsgläubigkeit. Wenn Mitgefühl und Nächstenliebe den Glauben an „Wahrheit“ und „Gerechtigkeit“ ersetzen, kann sich etwas sehr Gutes entwickeln durch die Desillusionierung, die unaufhaltsam voranschreitet. Ich bin gespannt, wofür der Mensch sich entscheidet – und was dem einzelnen Menschen daraus für Möglichkeiten entwickeln werden.

Journalismus und KI-Deep-Fakes. ZDF-Sendung vom 4. April 2023 – Markus Lanz

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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