Nein, eine Social Media Strategie muss nicht sein. Es gibt weitere Wege in der Kommunikationspolitik und nur wenige Unternehmen und Selbstständige verlagern ihr Marketing und ihren Markenkern auf internetbasierte Social Media Plattformen. Natürlich sollte man auf allen relevanten Kanälen präsent sein und ab und zu etwas posten. Natürlich sollte man täglich kontrollieren, ob Kommentare oder Nachrichten bei Facebook, Twitter, Instagram, Google My Business, Blog etc. eine Reaktion erfordern, doch das ist ja noch keine Social Media Strategie! Diejenigen, die sich für eine Social Media Strategie entscheiden, brauchen eine ganz bestimmte Unternehmenskultur und eine ganz bestimmte Einstellung zu Dialog und Beziehungspflege. Ist das vorhanden, müssen nur noch Ängste und Barrieren fallen – und dann geht es los mit der sich entwickelnden Strategie…
Die Social Media Strategie: Vom Willen zum Tun
Marken und Menschen können dann eine erfolgreiche Social Media Strategie umsetzen, wenn sie mit Leidenschaft und Überzeugung für ihre Vision und Mission brennen. Ein schönes Vorbild ist Nike mit dem Claim „Just Do It!“. Alles was in Social Media passiert, ist dieser Dachbotschaft untergeordnet. Manchmal könnte man meinen, Nike sei eine Kirche oder ein Coaching-Programm…
Gerade bei Kleinstunternehmen findet man häufig diese Grundeinstellung zu Social Media: Der Friseur, der für seine Berufung kämpfen würde und voller Begeisterung ist für sein Kunst-Handwerk und seine wunderschönen Kunden; die Boutique-Besitzerin, die täglich fahndet nach den außergewöhnlichsten und kleidsamsten Kreationen für ihre Kundinnen; die Gastronomin, die ihr Mitarbeiter-Team über alles liebt und in ihrem Stolz auf ihre Leute diese in den Mittelpunkt stellt ihres Social Media Storytellings.
Ausgangspunkt ist also dieser Trieb, sich mit der Außenwelt auseinanderzusetzen und digital zu kommunizieren. Ja, es nimmt viel Zeit in Anspruch, ja es nimmt eine Rücksicht auf Uhrzeit und Wochentag, ja, es ist oft genug herausfordernd und ungemütlich. Social Media ist kein Ponyhof, wenn man es leidenschaftlich betreibt.
In vielen Unternehmern steckt diese Leidenschaft, doch die Angst vor den Konsequenzen hält viel zu viele zurück. Angst vor öffentlicher Kritik, Angst vor dem Getriebensein, Angst vor den Reaktionen aus Betrieb und Familie, Angst vor der Vermischung von Business und Privatleben… WhatsApp als Dark Social Messenger ist da ungefährlicher – doch abgesehen davon, dass Facebook die geschäftliche Nutzung von WhatsApp ab Dezember 2019 sanktionieren will, ist es natürlich so öffentlichkeitswirksam wie ein Telefongespräch – null öffentlich eben.
Die Social Media Strategie ist da für die, die etwas zu erzählen haben
Die meisten Unternehmen nutzen Social Media für Werbebotschaften und absatzorientierte Botschaften. Sie wollen über Facebook, Instagram und Co Kunden gewinnen. Doch da gibt es weitaus effizientere Kommunikationsmedien: Google Adwords, Newsletter, Flyer, Printanzeigen… Für absatzorientierte Botschaften ist Social Media oft wenig geeignet – außer vielleicht bei Event-Bewerbungen.
Warum nutzen Menschen Social Media?
Menschen nutzen Social Media, um Beziehungen zu pflegen und um „gute Gefühle“ zu erhalten. Gute Gefühle können auch durchaus Wut, Abscheu, Schadenfreude, Hass und Gier beinhalten – doch die meisten Unternehmen begeben sich lieber auf die Schiene der guten guten Gefühle: Liebe, Freiheit, Ansehen, Humor, Sicherheit, Erfolg… uuuund Ausbruch aus dem gewohnten Hamsterrad! Sehr erwünscht bei den meisten Erwachsenen. Gerade hier können Unternehmen mit ihrem Wertesystem ansetzen, wenn…
Ja wenn…
…wenn sie nicht den Eindruck erwecken, diesen ersehnten Ausbruch als Trick zu benutzen, um Produkte und Dienstleistungen zu verkaufen. Der gute Social Media Stratege (siehe Nike) spricht nicht über seine Produkte – er spricht über diese ersehnten Visionen und Träume der Menschen.
Storytelling
Der gute Social Media Stratege macht sich so menschlich und nahbar wie nur möglich. Er agiert nicht als Marke sondern als „Held“. Robin Hood, Mary Poppins, Alexander der Große, Coco Chanel… Marken, die Helden sind, versammeln eine Community hinter sich. Je überzeugender und dialogorientierter unsere Strategen sind, desto eher ist ihre Social Media Kommunikation von Erfolg gekrönt.
Da werden kleine Geschichten erzählt, die das emotionale Bewertungssystem der Zielgruppe berühren. So wie in Computergames und Romanen verfolgen die Zuschauer/-hörer den archetypischen Weg des Helden. Komfortzone, Herausforderung, Scheitern, Aufstehen, Kampf, Sieg, Wandlung (Erkenntnis) – so sieht eine gute Social Media Strategie aus! Mutig muss sie sein, einzigartig und wertebasiert. Finanzieller Erfolg steht als Ernte am Ende – die Strategie lebt von ihrer Leidenschaft, die Welt (oder wie Steve Jobs sagte, den „Status Quo“) zu verändern.
Nicht Masse sondern Klasse
Manchmal reichen hundert Kontakte, Follower oder Fans aus, um dem eigenen Business richtigen Schub zu geben. Nicht die Masse macht den Erfolg, sondern die emotionale Verbindung. Nicht das Zählen des messbaren Erfolges ist die Kennzahl, sondern die Sichtbarkeit und Weiterentwicklung der eigenen Unternehmenspersönlichkeit! Je unabhängiger vom wirtschaftlichen Erfolg eine Marke erscheint, desto attraktiver und glaubwürdiger erscheint sie. Auch in der Disko ist der Mann am attraktivsten, der anscheinend überhaupt keine Frau kennenlernen will, weil er es nicht nötig hat. Das reizt, das macht anziehend und fordert emotional heraus.
Es ist ok, keine Social Media Strategie zu haben
Nur für wenige Unternehmen und Selbstständige ist die Social Media Strategie das Richtige. Für die meisten ist es besser, attraktive Angebote zu verbreiten über Werbung und andere absatzorientierte Maßnahmen wie Verkaufsförderung. Das Digitale bietet da immer mehr, zum Beispiel die Möglichkeit, bestehende Kunden nach ihrer Persönlichkeit zu analysieren und Zwillingsgruppen im Web anzusprechen bei Google, Facebook und Co.
Social Media ist ein mühevoller, steiniger Weg. Social Media erfordert Authentizität und Persönlichkeit. Und Mut. Und Leidenschaft. Doch wenn man all dies hat für sein Business, dann sollte man es wagen. Denn es ist wunderwunderschön.