Facebook weiß zwar schon sehr viel über ihre Nutzer und all Jene, die indirekt Kontakt zum Facebook-Kosmos bekommen, doch dass der Konzern Geld an User zahlte, wenn diese bereit sind, ihr komplettes Smartphone-Verhalten an Facebook zu übermitteln, ist wohl neu. Nach Angaben der Basler Zeitung konnten Nutzer der Facebook-App „Facebook Research“ bis zu 20 Dollar verdienen, wenn sie zwischen 13 und 35 Jahre alt waren und Facebook ihre Smartphone-Aktivitäten freigaben. Nutzer der App waren für eine Forschungs-Studie zum Online-Verhalten rekrutiert worden und somit sensibilisiert für dieses Ansinnen.
Das Angebot zielte wohl vor Allem auf Teenager, für die 20 Dollar durchaus eine attraktive Summe sind. Natürlich mussten die Erziehungsberechtigten zustimmern, wenn Minderjährige auf den Deal eingehen wollten. Manche der Studien-Teilnehmer wurden auch gebeten, eine Übersicht über ihre Amazon-Bestellungen zu schicken.
Was will Facebook mit diesen Daten?
Nun könnte man meinen, Facebook und die anderen Internet-Giganten wissen doch langsam genug über uns und unser Web-Verhalten – doch eine legale Überwachung des Smartphones ist wohl wichtig, da Gesetzgeber und Justiz immer sensibler auf Datenschutzverstöße reagieren. Apps, die ohne unser Wissen das Handy überwachen, gibt es weiterhin, doch seit der DSGVO gibt es mehr Befugnisse, um dagegen vorzugehen.
Ein Großteil der Smartphone-Apps nutzt die Möglichkeit, Standortdaten auszulesen, das Adressbuch, die Kamera und das Mikrofon. So werden bei mehr als 250 Smartphone-Spielen und rund 1.000 anderen betroffenen Apps die Geräusche des Nutzers per Mikrofonzugriff aufgenommen und analysiert.
Datenschutz-notizen.de: Smartphone Apps die mitlauschen
Facebook hat ganz sicher großes Interesse daran, legal zu erforschen, wie bestimmte Altersgruppen mit bestimmten demografischen Kriterien ihr Smartphone nutzen. Wer kommuniziert mit wem um welche Zeit? Was genau werden für Inhalte ausgetauscht? Bilder? Videos? Texte? Links? Wie entwickeln sich Chats im Verlauf einer Unterhaltung? An welchem Standort und in welcher Lebenslage nutzt die Zielgruppe ihr Handy – und warum?
Was sagt das Smartphone-Verhalten über die Persönlichkeit eines Menschen aus? Die berühmten „Big Five“ als Hauptdimensionen in der Persönlichkeitsforschung lassen sich gewiss auch über unser kommunikatives Verhalten am mobilen Endgerät abschätzen:
- Offenheit für Erfahrungen
- Gewissenhaftigkeit
- Extraversion
- Verträglichkeit
- Neurotizismus
Schützt Eva Ihnenfeldt ihre Persönlichkeit vor dem Zugriff von Staat und Oligarchen?
Nein, ich habe für mich einen Weg gefunden, der Transparenz meiner Persönlichkeit etwas grundlegend Befreiendes zuzuordnen. Mag ein Trick meiner Gehirnwindungen sein, da ich ganz einfach die Mühen scheue, mich ständig und überall durch Verschlüsselungen und aufwendige technische Operationen vor Überwachung zu schützen. Aber vielleicht steckt doch mehr dahinter.
Einmal zumindest habe ich erlebt, welch Schutz es für mich ist, so transparent im Web zu agieren. Als ich die Hausdurchsuchung wegen des Groupon-Spaßdoktortitels hatte, fiel es leicht, meiner Version zu glauben. Selbst internationale Medien griffen die Story auf und trugen somit zu unserem Sieg vor dem Verfassungsgericht bei. Durch die SteadyNews und meine offenen Aktivitäten in sozialen Netzwerken ist es nicht leicht möglich, mit Motive und Absichten anzuhängen, die so überhaupt nicht zu meiner Persönlichkeit und meinen Werten passen. Was für eine Erleichterung im Umgang mit Staat und Justiz!
Ich traue dem Staat weniger als der Wirtschaft. Facebook, Google, Amazon, Microsoft und Co wollen mich durchleuchten und verstehen, um mich zu einem optimalen Konsumenten zu erziehen. Selbst wenn ich mich anstrengen würde, investigative Hintergründe der Oligarchen aufzudecken (wozu mir nun wirklich die Ressourcen fehlen) würden sie mich kaum verfolgen, wie die Staaten einen Edward Snowden oder Julian Assange verfolgen.
Selbstverständlich sind Staaten und Geheimdienste mit den wirtschaftlichen Interessen ihres Einzugsgebiets verbunden – doch polizeiliche, behördliche und juristische Wikkür fürchte ich weitaus mehr als personalisierte Werbung und manipulative Konsumenten-Psychotricks.
Würde Facebook mich bitten, meine Smartphone-Aktivitäten zu analysieren, würde mich nur daran hindern, dass ich mit dieser Freigabe auch meine vielen Kontakte in die Hände des Konzerns legen würde – ohne dass diese zugestimmt haben. Ich weiß, dass viele meiner Kommunikationspartner das nicht wollen – darum könnte ich nicht bewusst zustimmen.
Wäre das nicht der Fall, würde ich gern jedem Konzern den Zugriff auf mein Verhalten erlauben. Ich empfinde es als Schutz, wenn so viel wie möglich von mir transparent vorliegt. Auch wenn ich leider nicht zum Whistleblower tauge und mich in keinster Weise mit meinen großen politischen Vorbildern messen kann, ist es immerhin eine gute Grundlage, nie „im Dunkeln gut zu munkeln“.
Sollte dann doch einmal das Wunder geschehen und ich könnte dazu beitrage, dass Unrecht aufgedeckt wird und etablierten Machtstrukturen Schaden zugefügt werden könnte, würde ich selbstverständlich gern die Mühen auf mich nehmen, eine zweite Identität mit Verschlüsselung zu pflegen. Schließlich haben es auch die Journalisten rund um Snowden geschafft, gemäß seinen Anweisungen ihre Kontaktpunkte zu ihm geheim zu halten!
Julian Assange wurden aus Schweden heraus sexuelle Verbrechen vorgeworfen, die 2017 überraschend fallen gelassen wurden. Natürlich weiß ich nicht, wie das Sexualleben des Wikileaks-Aktivisten sich gestaltet. Doch dass Regierungen und deren hintergründige Organisationen gern zu solchen und ähnlichen Maßnahmen greifen, um Dissidenten mundtot zu machen, wissen wir alle.
Das beste Geheimnis ist eine offene Tür!
Meine Vorgehensweise ist und bleibt bedingungslose Transparenz. Ich lache, wenn ich lachen muss und weine, wenn ich weinen muss. Ich liebe meine Fehler und Schwächen, so wie ich meine Stärken und Erfolge liebe. Ich habe keine Geheimnisse. Lügen sind mir zuwider und Authentizität ist mein Schutzschild und mein Glaube.
Nicht dass ich Mark Zuckerberg und die anderen Digital-Verantwortlichen verehre! Mächtige sind Mächtige in aller Konsequenz – und bestenfalls charismatisch wie Elon Musk und Steve Jobs. Doch ich benutze sie für meine heilige Transparenz. Ob ich deswegen besser und mehr konsumiere? Mag sein, aber wenn diese manipulierte Konsumhaltung sich ökologisch und sozial weiterentwickelt, soll es mir recht sein. Da habe ich nämlich noch eine Menge zu lernen…
Quelle Basler Zeitung: Zahlte Facebook Geld an User für Einblick in Smartphone-Aktivitäten?
https://bazonline.ch/digital/social-media/Facebook-soll-Teenagern-20-Dollar-bezahlt-haben/story/27522349