Eva Ihnenfeldt: Ich habe in den letzten Monaten gelernt, Facebook zu lieben. In den ersten Facebook-Jahren habe ich „Zuckerberg“ gehasst als Datenkrake, der uns alle trackt uns ausspioniert und zu Laborkaninchen macht. Ich war Twitter, Blog und Xing – und Facebook war die verachtete „BILD-Zeitung“ für mich. Dann kam der Wandel, als die Flüchtlinge in Dortmund, München und in anderen Dörfern und Städten Deutschlands so herzlich aufgenommen wurden und ich stolz war auf unsere Menschen und unsere Regierung. Facebook wurde zur politischen Diskussionsplattform. Heute – fast zwei Jahre später, hat sich meine „Filterblase“ zu einem vierstelligen freundlichen Dorf entwickelt, in dem wir uns austauschen über alternative Schulsysteme, demokratische Modelle, Selbsterfüllung und Menschlichkeit. Facebook ist mir ans Herz gewachsen. Ich lernen dort viel und erfahre viele Inspirationen von guten Menschen.
Nun bin ich ja auch „Lehrerin“, Coach, Beraterin. Viele meiner Facebook-Freunde sind (ehemalige) Teilnehmer, Studenten, Kollegen, Mitstreiter, Kunden. Sie alle kennen mich gut, kennen meine Stärken und Schwächen, sind wie meine lebendige – sich stets wandelnde SWOT-Analyse. Was für ein Geschenk!
Vor einigen Tagen (es ging um Muttertag und mein gespaltenes Verhältnis zu meiner eigenen Mutter-Rolle) schrieb mir als Facebook-Kommentar eine Social Media Managerin, die ich damals mit ausbilden durfte: „Du tust vielen Menschen gut deshalb sei gannnzzzzzz viel glücklich bitte“. Wahrscheinlich weiß Gülay gar nicht, was sie mit diesem Satz angestoßen hat bei mir – ich muss seitdem ständig daran denken.
Ein anderer Facebook-Freund, Online-Marketing Experte und ehemaliger Teilnehmer erfindet immer wieder liebevolle Spitznamen für mich, abgeleitet aus meinem Nachnamen „Ihnenfeldt“. Klar, auch wenn ich meine Studenten stets sofort duze, bleibt so ein bisschen Respekt erhalten und mein Nachname bleibt wichtig, das ist nun mal so. Und natürlich macht es mich unglaublich glücklich, wenn ich dann plötzlich vom Ihnenfeldt zum“Sonnenfeld“ werde. Ich bin so dankbar dafür!
Glücklich sein ist mein Leistungssport
Gülay hat wirklich formuliert, was ich als meine Berufung empfinde: Ich muss ständig daran arbeiten, dass ich glücklich bleibe. Auch das ist harte Arbeit und gar nicht so einfach. Häufig habe ich zwei, drei Tage, an denen mir alles sinnlos erscheint und ich mich frage, ob all mein Tun und all mein Streben nicht einfach nur Einbildung sind. Ob ich in einer Selbsttäuschung lebe, wenn ich mir einbilde, dass ich viel zu geben habe und dass ich tatsächlich die Gabe habe, andere Menschen zu erkennen als dass, was sie sind: Ein Wunder! Ein einzigartiges, unverwechselbares Wunder!
Ich kann nicht mal mehr werten und urteilen, wer besser und wer „weniger gut“ ist. Man muss nur hineinkriechen in die Menschen, muss ihnen zuhören, muss fragen und lauschen – und dann plötzlich tut sich diese Wunder auf wie eine sich entfaltende Blüte am Morgen. Und dann steht man da, sagt verzaubert „Ja“ – heut wird ein Traum wieder mal wirklich wahr. (na, aus welchem Lied ist das? 😉 )
Aber diese Gabe habe ich nur, wenn ich glücklich bin. Bin ich geschwächt, zweifle ich an mir, fühle ich mich dumm, unfähig, minderwertig, nutzlos, dann kann ich dieses Erkennen nicht empfinden, ausstrahlen und weitergeben. Ich kann nur glücklich machen, wenn ich glücklich bin. Da ich mit so unendlich vielen Menschen zu tun habe geschäftlich und beruflich, kann ich das eindeutig sagen. Mein Leistungssport ist „Glücklich sein“.
Ich wünsche mir also bis zur letzten Minute meines Lebens, dass ich glücklich bin. Natürlich will ich auch immer mal meine zwei, drei Tage tiefster Zweifel ausleben, will verzweifeln an meiner Mangelhaftigkeit und meinen tausend Schwächen und meinem Unvermögen – aber dann will ich wieder glücklich sein und dieses Glück verstreuen wie Blumenkinder bei Hochzeiten Blütenblätter verstreuen. Lehrer sein ist der schönste Beruf der Welt. Möge ich noch lange Menschen auf ihrem Weg zu glücklichen unternehmerisch agierenden Persönlichkeiten begleiten dürfen. Auf den Leistungssport Glück! Wenn dieser sich viral ausbreitet, hat der Planet gewonnen.
Und das hat Vera F. Birkenbihl dazu zu sagen, dass jeder von uns ein fantastisch einzigartiges Wunder ist!