Gesundheitsprobleme und Dr. Google: Informationen, Foren, Facebook-Gruppen

Die Techniker Krankenkasse hat im Jahr 2018 mit der Studie „Homo Digivitalis“ gezeigt, dass sich die Deutschen immer selbstverständlicher im Internet über Gesundheitsprobleme informieren. Selbst die über Sechzigjährigen informieren sich immer häufiger im Netz über ihre Krankheiten und mögliche Therapieformen. Zwar liegt mit 82 Prozent der Arzt weiterhin auf Platz 1 der Informationsquellen, doch mit 77 Prozent liegt das Internet dicht dahinter. Doch was sollten die Internetuser bedenken, wenn sie sich Hilfe bei Dr. Google holen?

Am häufigsten informieren sich die Deutschen bei Google über Depressionen, Diabetes, Bandscheibenvorfall und Neurodermitis. Da wird eine Suche gern mit einer Frage oder einem Statement begonnen wie „Kein Bock mehr und immer müde“. Von Google geht es meist weiter zu ersten Ergebnissen bei Informationsportalen. Danach haben viele Suchende das Bedürfnis, sich bei Betroffenen weiter zu informieren. Öffentlich einsehbare Foren sind sehr beliebt, um Frage und Antwort-Stränge zu studieren.

Sollte sich der Verdacht erhärten, die ein oder andere Krankheit zu haben, werden mögliche Symptome verglichen, um eine Selbstdiagnose stellen zu können. In dieser Phase besteht die Gefahr, dass die Betroffenen Panik bekommen und sich in eine bedrohliche Erkrankung hineinsteigern können. Bestenfalls wird nun ein Art aufgesucht und mit diesem der Verdacht oder die gefundenen Ergebnisse diskutiert.
Digital Patient Journey: Wie sich Patienten im Web und in Social Media bewegen

Leider gibt es immer noch viele Ärzte, die sich in ihrer Autorität angegriffen fühlen, wenn der Patient ihnen von seinen Google-Recherchen erzählt. Dieses Spannungsverhältnis kann dazu führen, dass der Patient seine Forschungen verschweigt und sozusagen ein Doppelleben als Arzt-Patient und Betroffenen-Kollege führt. Das kann zu Missverständnissen führen – aber auch zu teuren oder gar gefährlichen Eigentherapien, da einige „objektive“ Forenbetreiber und Administratoren von Facebook-Gruppen kommerzielle Interessen verfolgen, die der Erkrankte nicht durchschaut.

Selbsthilfegruppen im Web können eine große Unterstützung für Leidende sein. Gerade Depressive, Diabetiker, Übergewichtige und seelisch Außergewöhnliche wie Asperger Autisten und Hochsensible erfahren häufig Stärkung und Solidarität in Foren und geschlossenen Facebook-Gruppen. Es ist nicht leicht, mit Familie und Freunden ständig über ein bedrückendes Leiden zu sprechen. Gleichgesinnte sind nicht nur interessierter und engagierter – sie können auch mitleidsfrei Hinweise geben und sich gegenseitig auf Augenhöhe begegnen.

Allerdings sollte man in geschlossenen und geheimen Facebook-Gruppen bedenken, dass Facebook durchaus aus diesen Gruppen Daten auswertet und weiterverwendet. Durch die Klarnamenpflicht  können persönliche Informationen auch deshalb in unbefugte Hände geraten, weil andere Gruppenmitglieder trotz der Gruppenregeln Internes weitertragen – zum Beispiel, weil sie für ein Pharamunternehmen tätig sind.

In Foren kann man weitaus sicherer mit einem Pseudonym kommunizieren. Zwar besteht auch in Foren immer die Gefahr, „enttarnt“ werden zu können, doch mit einigen Vorsichtsmaßregeln bleibt nur das übrig, was über die Browser-Aktivitäten bzw. das Webverhalten weitergeleitet wird. Hier kann man mit ein bisschen Google-Recherche gangbare Wege finden, um sich vor Überwachung zu schützen.

Der informierte Patient

Auch wenn die Gefahr besteht, dass man sich durch die unüberschaubare Masse an Informationen, Werbebotschaften und Diskussionsbeiträgen in etwas Bedrohliches hineinsteigert, ist es sinnvoll, Dr. Google zu nutzen, um sich zum mündigen Patienten zu entwickeln. Je häufiger man recherchiert und ausprobiert, desto sicherer wird man darin, seriöse von unseriösen Quellen zu unterscheiden und sich in Foren zurechtzufinden.

Keine Angst vor Fehlinformationen, vor Betrug, Bauernfängerei und Scharlatanen! Nur wer sich bewusst und kritisch in das Haifischbecken der Gesundheits-Informationen traut, erlangt mit der Zeit Gelassenheit und echte digitale Kompetenz. Wunderbar, wenn man einen Arzt hat, der seine Patienten bei dem Umgang mit dem Internet unterstützt und ihnen wertvolle Tipps dabei gibt. Auch einige Krankenkassen helfen kompetent dabei, den mündigen Patienten zu unterstützen.

Sich informieren und in Gruppen auszutauschen ist kein schlechter Charakterzug einer narzisstischen Persönlichkeit – es ist ein Zeichen für Selbstbewusstsein und die Bereitschaft, bei Erkrankungen sein Leben zu verändern. Denn nur das hilft wirklich – ob durch Ernährungsumstellung, Change-Prozesse oder Persönlichkeitsentwicklung. Und dabei helfen Mitbetroffene sehr wohl…

Homo Digivitalis: 47-seitige Studie der Techniker Krankenkasse zur Digitalen Gesundheitskompetenz

 

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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