Happy Birthday, iPad!

Vor sieben Jahren gab es das iPad 1 erstmals in Deutschland zu kaufen. Und während ich skeptisch war – ich erinnere mich an eine Kolumne damals, in der ich meinte, dass iPad würde wohl kaum wirklich groß werden, ich darf mich ja auch irren – erwies sich das Mittelding zwischen iPhone und Mac-Rechner durchaus als Erfolg. Das surfen im Wohnzimmer von der Couch aus, die diversen Apps und der Vorteil, dass es in eine Damenhandtasche passt – das ist durchaus ein Faktor! – haben unser Leben zwar nicht grundlegend verändert. Das hat das iPhone schon vorher getan. Aber das iPad sorgte dafür, dass wir das Internet noch eine Armlänge näher an uns bekamen.

Komfort und Einfachheit

Was aber sorgt eigentlich generell für den Durchbruch bei modernen Technologien? Es ist ja nicht so, dass Microsoft nicht auch schon vor dem iPad versuchte, Tablets zu verkaufen. Das Konzept an sich gab es auch schon vorher, aber erst Apple hat es perfektioniert. Wie das?

Zum Einen weil Apple das Vertraute nur in eine Form goss. Mit dem iPad kann man nicht telefonieren, das ist aber auch fast das Einzige, was es nicht mit dem iPhone gemeinsam hat. Beide haben das selbe Betriebssystem, beide können dieselben Apps, beide sind von der Bedienung her miteinander verwandt. Zwar redet man immer von einem intuitiven Betriebssystem und grummelt am Ende meistens doch rum, weil sich Dinge nicht erschließen lassen. Aber immerhin: Wer ein iPhone in der Hand hatte, der konnte sofort mit einem iPad umgehen. Ein Umlernen oder komplexe Bedienungstipperein waren nicht notwendig. Windows hatte zwar auch ein Konzept für ein Tablet in der Tasche – 2002 veröffentliche Microsoft sogar den ersten Microsoft Tablet PC  – und Windows hatte auch ein XP, dass extra an diese Reihe angepasst war. Ich kann jetzt nicht beurteilen, inwieweit sich XP am PC und XP für den Tablet PC ähnelten. Den Beschreibungen nach aber war das XP Tablet PC von der Software her nicht unbedingt reichhaltig ausgestattet. Die Handschriftenerkennung bei Stift scheint gut gewesen zu sein, aber die Programme, die man für den Hausgebrauch brauchen konnte, diese waren anscheinend nicht dabei. Kein WORD, POWERPOINT, PAINT – na gut, PAINT, kicher. Und: Es gab darüberhinaus nur Microsoft. Das mit dem App-Store für Drittanbieter war damals nicht in Planung offenbar.

Acht Jahre später sind die Preise für Apple-Produkte auch nicht unbedingt niedriger, aber Apple hatte etwas, was Microsoft nicht hatte. Apple hatte Glamour! Apple war cool! Apple hatte den Schick, für den man tatsächlich bereit war und ist etwas mehr hinzulegen. Microsoft war langweilig. Microsoft hatte keinen Appeal. Apple dagegen – Apple war nach der längeren Talphase wieder ganz oben und ganz dabei Terrain zu besetzen, das vorher keine andere Firma besetzen konnte. Abgesehen davon: Das Marketing von Apple schaffte es auf einmal, ein Gerät als begehrenswert darzustellen, dass vorher eigentlich keiner so richtig nötig hatte. Wenn man ins Internet ging, dann ging man mit einem ordentlichen Rechner ins Netz. Wir hatten uns zwar dran gewöhnt, dass wir keine langen Kabel mehr benötigten, aber Recherche und Archiv – dafür gabs Rechner!

Der mobile Mensch

Und für unterwegs hatten wir Minirechner! Kleine portable Maschinen, die damals den Markt aufwirbelten. Die passten in eine Handtasche! Und die waren eigentlich total praktisch. Halt aber nur nicht für Zwischendurch. Für die Bahn etwa. Da bot das iPhone doch einen Vorteil: Man konnte es in der Hand halten, wenn man in der vollen Bahn stand und seine Nachrichten lesen. Nun gut, das iPad in der Hand zu halten und zu Lesen, wenn man steht, das ist nicht unbedingt so einfach. Aber die Möglichkeit, das im Sitzen zu erledigen und dabei dem Nachbarn nicht ins Gesicht zu schlagen, weil man die Zeitungsseite umblättert – das hat definitiv seine Vorteile.

Und gestehen wir es uns ein: Es ist komfortabel, ein leichtes Gerät mit unterwegs zu haben, welches sofort da ist und das unserer Lieblingswebseiten, unsere Lieblingssongs, unsere Lieblingskontakte dabei hat. Ein Teil unseres Ich haben wir ja schon in die digitale Welt ausgelagert – und wir fühlen uns unbehaglich, wenn wir das Smartphone mal nicht dabei haben. Nicht, weil wir unbedingt Dinge verpassen könnten, sondern weil wir einfach einen Teil unserer sozialen Umgebung in der Tasche haben. Wir sind halt immer noch Herdentiere. Mehr oder weniger.

Damit ist die Versuchung jedoch auch dann zu arbeiten, wenn man Freizeit hat auch groß. Und mancher wird sich ertappt haben, Mails zu schreiben, während man eigentlich gemütlich sein Heißgetränk der Wahl verzehren wollte. Im Café. Aber das hat ja WLAN. Und eigentlich ist das praktisch, dann muss man Mails ja nicht zu Hause erledigen und hat mehr Zeit für – nun – da ist noch diese Präsentation… Klar, das war auch schon mit dem iPhone eine Versuchung, aber da war der Bildschirm zu klein zum netten Arbeiten und man hats bald wieder gelassen. Aber das iPad kann eine Tastatur vertragen und der Bildschirm ist definitiv nett zum Arbeiten an sich. Zack, fertig, Arbeitsfalle!

Und jetzt kommt was?

Gute Frage. Wie die kleinen Minirechner verschwanden, weil die Tablets kamen, so werden Tablets sicher auch durch eine andere Technologie abgelöst werden. Für 2017 scheint Apple nach einem Jahr Auszeit allerdings auch wieder Neues fürs Tablet zu planen. Wobei man heute ja kaum noch durchblickt: Kleines iPad, großes iPad, leichteres iPad… Apple könnte da ruhig mal aufräumen. Eine Zeitlang ruhten die Hoffnungen ja auf Google Glass und Konsorten, diese Technologie ist aber noch nicht so weit, dass sie wirklich einen Mehrwert für den Nutzer zu Hause hätte. Da ist allerdings auch Microsoft einen Schritt weiter als alle anderen mit der Holo-Lense. Bisher sind VR-Brillen oder Datenbrillen einfach noch zu teuer bzw. noch nicht komfortabel genug. Und sie haben noch keinen Mehrwert. Weswegen Smartwatches ja auch nicht den Durchbruch an sich geschafft haben, weil tragbare billige Fitness-Tracker dann doch eher das sind, was die Leute wollen. War halte ein Fehler, die Smartwatch nur als Verlängerung des iPhones zu betrachten – erst, wenn die Uhren eigenständig ins Netz können und das Phone auch mal außer Reichweite liegen kann wird es interessant. Was aber nach den Tablets kommt? Eventuell schaffen wir es ja doch noch mit der aufladbaren durchsichtigen Folie? Mal schauen.

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