Social Media: Fast überall auf der Welt das Reich der Gebildeten – außer in Deutschland?

Diese OECD-Statistik ist zwar von 2014, aber seitdem dürfte sich nicht viel Entscheidendes geändert haben. Die Grafik zeigt, dass fast überall auf der Welt vor Allem die Besser Gebildeten Social Media nutzen – und weniger Geschulte Hemmungen haben bzw. andere Interessen. Doch in Deutschland sieht das anders aus: Akademiker (Menschen mit Fachhochschul- oder Hochschulabschluss) nutzten im Jahr 2014 nur zu 42 Prozent soziale Netzwerke – Menschen mit Hauptschul- oder Realschulabschluss zu 51 Prozent. Das mag auch daran liegen, dass bei uns das Bildungsniveaus der ehemaligen Haupt- und Realschüler höher ist als in vielen anderen Ländern, doch es zeigt auch ein Abgrenzungsverhalten, das mich stört.

Wir wissen, dass soziale Netzwerke in Ländern mit regierungsgesteuerter Presse besonders wichtig sind, um zusätzliche, unzensierte Informationen zu erhalten und sich zu vernetzen. Immer wieder erleben wir, dass in autoritären Regimen der Widerstand aus der Bevölkerung erst dadurch möglich wird, dass die Vielfältigkeit und Schnelligkeit von Social Media wirksame Unterdrückung unterläuft. Selbst in China mit ihrer eigenen Social-Media-Infrastruktur wird Kommunikation internationaler, kreativer und kritischer. Der freiheitsliebende Mensch lässt sich auf Dauer nicht in Formen pressen.

http://www.bento.de/gadgets/social-media-bildung-studie-149542/

In Deutschland kommt zu der (relativ) guten Bildungslandschaft und den (relativ) objektiven Leitmedien hinzu, dass wir ein starkes Statusdenken in uns tragen. Das ist einer der Gründe, warum es so schwierig ist, sich aus der eigenen sozialen Schicht nach oben zu bewegen. Man misstraut sich gegenseitig. Einfluss und Macht wird häufig in traditionellen Schichten ausgetragen.
Wikipedia: Bildungsbenachteiligung in der BRD

Das ist natürlich völlig in Ordnung, wenn man als gut Ausgebildeter und Privilegierter zufrieden ist mit dieser gesellschaftlichen Abgrenzung. Dann kann man mit Fug und Recht vertreten, dass man bewusst nicht bei Facebook, Twitter und Co unterwegs ist, weil man keine Berührung mit unteren Schichten will (manche regen sich ja sogar über Rechtschreib- und Grammatikfehler in Posts auf wie ein Deutschlehrer) – doch auch bei Akademikern, die sich für progressiv und politisch engagiert halten, sehe ich immer wieder diese Abgenzungstendenzen – und das ärgert mich.

Ich kann nicht auf der einen Seite für die Rechte der Schwächeren, unterdrückten Minderheiten, Ausgeschlossenen und Besitzlosen eintreten, und mich auf der anderen Seite von offenen Plattformen fernhalten, die auch diesen Gruppierungen eine Stimme geben! Ich kann nicht für Menschenrechte und einen gesunden Planeten kämpfen, und auf der anderen Seite über „Die Leute“ die Nase rümpfen, die sich in sozialen Netzwerken zeigen und damit für überzeugende Gespräche offen sind!

Darum mein Appell: Kommt herunter von Eurem hohen Ross, Ihr Bildungsbürger und politisch Interessierten, wagt Euch vorbehaltlos und neugierig in die Menschenmasse hinein, bessert Eure Englischkenntnisse auf, indem Ihr mit Menschen aus der ganzen Welt diskutiert über Gott und die Welt, lernt andere Lebenssituationen kennen und verbrüdert Euch mit Menschen aus anderen gesellschaftlichen Schichten. DAS ist Social Media! Zusammenrücken und für eine bessere Welt arbeiten. Es geht – und es ist verdammt viel zu tun. Wir brauchen Euch.

Bildquelle: pixabay_geralt

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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