Social Media für Einsteiger: mach es selbst!

Viele Jahre lang habe ich Social Media Manager ausgebildet und als Coach gearbeitet. Dabei hat sich in den letzten 20 Jahren natürlich viel verändert. Begonnen hatte alles in der Web 2.0-Bewegung. Damals war das Internet der Start jedes Menschen zu mehr Handlungsautonomie: Aus Empfängern wurden Sender. Gründer konnten ohne Eigenkapital gründen, Künstler konnten sich ohne Produzenten verbreiten, Bürger konnten sich politisch über Grenzen hinweg vernetzen, Konsumenten und Mitarbeiter konnten über Bewertungen Einfluss nehmen auf Konzerne und Arbeitgeber. Alles, die etwas in der Welt verändern wollten, hatten plötzlich eine Stimme.

Der Social Media Manager

Bild von Joseph Mucira auf Pixabay 

In der Zwischenzeit ist Social Media Manager ein Beruf geworden, der vorrangig in Marketing-Abteilungen angesiedelt ist. Posts und Gespräche sind Wege geworden, um Produkte zu verkaufen, Neukunden zu gewinnen und Brands zu stärken. Ununterbrochen wird von allen möglichen Seiten versucht, Emotionen bei den Rezipienten zu erzeugen, die förderlich sind für Vertrieb und Markenbindung.

Der Social Media Manager nutzt lauter Tools und Meinungsforschungs-Erkenntnisse, um den Erfolg seiner Aktivitäten zu optimieren. Selbstverständlich ist er als abhängig Beschäftigter den gewinnorientierten Zielen seines Arbeitgebers verpflichtet. Er ist nicht frei in seinem Ausdruck – kommunikativ ist seine Aufgabe häufig sogar recht eingeschränkt. Es werden Triggerpunkte beim Adressaten gesucht, damit dieser kauft, spendet, empfiehlt, unterstützt. Ist das jetzt Social Media Marketing? Wollen die „emanzipierten Empfänger“ das wirklich?
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Social Media: Nichts weiter als BlingBling Neuromarketing?

Wollen die Konsumenten wirklich in erster Linie Brot und Spiele? Ja, wahrscheinlich schon. Es kommt eben darauf an, worum es geht. Je weniger Verbindung ich mit einem Produkt habe, weil es günstig, austauschbar, spontan erwerbbar, vergnüglich oder genussbringend ist, desto mehr lasse ich mich gern von Spielchen, visuellen Kicks, emotionalen Sprüchen oder attraktiven Testimonials verführen.

Das Problem ist nur, dass unzählige Konzerne mit ausgeklügelten Vertriebs-Strategien und teuren KI-Systemen den Markt mit solchem BlingBling-Werbeposts überschwemmen. Ich fürchte, auch der anspruchsloseste Konsument wird es irgendwann leid sein, sich wie ein Las Vegas Tourist beschallen zu lassen – aber wer weiß, vielleicht irre ich mich da und die Masse liebt ihre tägliche Gehirnwäsche – und wenn es so sein sollte, wäre es mir egal. Dann gehört der Beruf des „Social Media Managers“ eben zum Unternehmens-Bereich, in dem schnell austauschbare fleißige Ameisen das tun, was KI noch nicht allein tun kann.

Meine Empfehlung: Mach es selbst!

Meine Zielgruppe sind nicht die Unternehmen, deren Hauptanliegen es ist, möglichst schnell ihre Gewinnzahlen zu steigern, meine Zielgruppen sind Menschen, die an sich selbst, ihre Botschaft und ihre Produkte glauben. Mir ist es gleichgültig, ob eine Autorin Leser für ihre Romane begeistern möchte oder ein Erfinder seine Messerschärfer-Innovation an den Mann bringt. Ebensolchen Respekt haben mittelständische Unternehmer, die für ihren Betrieb und ihre Mitarbeiter kämpfen und die ständig forschen nach Möglichkeiten, noch besser und erfolgreicher zu werden. Alles Heldinnen und Helden!

Es ist völlig in Ordnung, wenn ein/e Politiker/in sich von einer/m Redenschreiber/in unterstützen lässt – oder wenn eine Institution mit großer Sorgfalt eine/n Pressesprecher/In wählt – doch im Normalfall ist Kommunikation Chef/In-Sache und kann nicht so einfach wegdelegiert werden. Darum meine Empfehlung: Mach es selbst!

Auch in der heutigen Zeit zählen bei anspruchsvolleren Produkten und Dienstleistungen die Dinge, die sich hinter der Deko befinden. Wenn ich auf einem Bauernhof den Urlaub verbringen will, sind mir die anbietenden Vermieter wichtig! Wenn ich einen Anwalt bauche, hilft es mir, seine Blogbeiträge zu lesen, um mich besser entscheiden zu können. Wenn ich eine spannende Boutique finde, interessiert es mich, nach welchen Kriterien der Besitzer /die Besitzerin ihre Ware einkauft!

Aber ich habe doch keine Zeit!

Social Media muss nicht viel Zeit kosten. Für manche (wie mich) ist das Schreiben ein wichtiger Teil meiner Arbeit, um zu reflektieren, zu forschen und zu lernen. So verbinde ich meine unabdingbare ständige Weiterbildung mit Marketing. Das was ich sowieso tun müsste, mache ich eben öffentlich. Finde ich praktisch. Die sozialen Netzwerke rund um meinen Blog sind mein Tor zur Welt.

Ich nutze fast ausschließlich Facebook für die digitale Kommunikation. Für Instagram bin ich visuell nicht interessant genug und die Gespräche sind mir zu oberflächlich. Meine Aktivitäten bei Facebook und im Messenger kosten mich über den Tag verteilt täglich ca 30 Minuten. Das finde ich wahrlich verträglich. Auch bei 60-Stunden-Wochen ist das kein Problem.

Jeder Unternehmende muss kommunizieren und netzwerken. Das gehört immer dazu – egal ob als CEO eines Konzerns oder als Tierschützer im Verein. Erfolgreiche Manager kommunizieren häufig über LinkedIn (und haben auch dort nicht selten ihren eigenen Blog), Tierschützer finden Gleichgesinnte häufig bei Instagram und können über diese Vernetzungen Projekte erfolgreich durchführen. Teenager können bei TikTok andere Kreative finden – und das womöglich sogar über die ganzen Welt! Und Gamer sind bei Twitch. Es ist doch wunderbar!
CEO’s nutzen Social Media strategisch

Zeit ist nicht das Problem – aber Mut muss man haben

Social Media ist kein Hexenwerk. Man braucht keine Tools und keine Automatisierungssoftware. Social Media ist nicht viel schwieriger als telefonieren. Blogs kann man sich zur Not über kostenlose Baukastensysteme zusammenstricken (später kann man ja zu etwas Hochwertigerem umsteigen) und bei den sozialen Netzwerken findet jede/r mit der Zeit den richtigen Kanal. Es gibt kein richtig oder falsch, das ergibt sich ganz automatisch durchs Tun. Es kann auch Twitter sein! Man kann sich super vernetzen über Twitter -passen muss es…

Mut ist allerdings immer nötig, um den Schritt in die Öffentlichkeit zu wagen. Zwar bietet die digitale Welt Schutz vor zerstochenen Reifen und anderen kriminellen Überfällen – doch Bedrohungen, Häme und Shitstorms sind auch im Internet kein Sonntagsspaziergang. Es dauert, bis man sich daran gewöhnt hat.

Ignorieren, entfolgen, blockieren…

Ich persönlich bin zwischenzeitlich extrem abgebrüht: Wenn mir was nicht passt, wird ermahnt, entflogt, geblockt. Da ich stets sehr früh agiere und mich nicht auf streitorientierte Diskussionen einlasse, habe ich keine Angst vor zerstochenen Reifen oder vor einem Messer im Rücken.

Was im Keim erstickt wird, wird vom Aggressor schnell wieder vergessen. Früher war das auch die beste Strategie bei den lästigen Sex-Telefon-Nachbarn. Auflegen, nicht reagieren, ignorieren. Das kennt wohl jede ältere Frau, die in analogen Zeiten auch mal allein gelebt hat. Gähn. Davon ließen wir uns doch nicht einschüchtern!

Willst Du etwas erreichen und glaubst Du an Dich, nutze Social Media. Es gibt nicht nur Geld als Erfolgsziel. Es gibt auch Liebe, Forschungsdrang, Leidenschaft, Begeisterung und diese Idee, die Welt ein bisschen verändern zu können. Und der digitale Planet ist so herrlich unhaptisch. Man bleibt geschützt vor seinem Laptop oder Handy. Klar gibt es auch im Digitalen reelle Gefahren – doch im Vergleich zu früher und zu Mobbing in der Schule und am Arbeitsplatz ist es lässig. Also nur Mut! Es gibt viel zu tun – packen wir es an 🙂

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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