Die Hetzjagd auf die Facebook-Interaktionen

Vielleicht haben Sie es auch schon die Tage bemerkt – nein, ich rede nicht von der Tatsache, dass jetzt eventuell einige Fanpages mit denen Sie vorher Kontakt hatten nicht mehr in ihrem Facebook-Stream zu sehen sind. Aber das aktuelle Phänomen hängt mit der Umstellung des Edge-Ranks eng zusammen: Die Unternehmen drehen momentan alle irgendwie am Rad was Interaktionen betrifft. Also die Meisten.

Seitdem bekannt ist, das Photos bei Facebook sichtbarer sind als Beiträge kann ich mich vor Photos in meiner Timeline nicht mehr retten. Und da die potentiell eher durchdringen als andere Beiträge auf der Fanpage werden diese jetzt mit Haufen von Bildern gefüttert. Nun gucke ich mir generell auch gerne mal ein Katzenphoto an, ein Video in dem ein süßes kleines Kind vorkommt, eine lustige Kartikatur – auch wenn ich mich dann frage ob derjenige, der sowas online stellt immer die Rechte dazu hat – jedenfalls: Ich bin bunten Bildern nicht abgeneigt. Ich mag ja auch Kunst.
Aber:

Liebe Unternehmen – wenn ihr weiterhin wollt das Beiträge geliked werden und dass eure Inhalte gelesen werden dann schafft bitte qualitativ hochwertige Inhalte oder Inhalte, die zumindest irgendwie zu euch passen!

Natürlich könnte ich auf meiner Fanpage nur um eine Interaktion zu erhaschen  lauter süße, niedliche Bilder mit Ponys, Einhörnern, Katzen, Cartoons etc. pp.  posten. Sicher würde dadurch die Interaktion kurzfristig steigern weil das Kindchenschema zuschlägt. Zumindes bei niedlichen Photos von Katzenbabys. Das Posten unterlasse ich jedoch. Weil ich beruflich weder mit Ponys, Einhörnern etc. pp zu tun habe. Ab und an mache ich natürlich auch auf für meine persönlichen Seite Photos oder teile Bilder weil ich sie nett finde. Persönlich ist aber nicht beruflich und schon lange nicht privat.

Beruflich arbeite ich für Kultuinstitutionen und KMUs. Zu mir würden da eher Bilder von tollen Opernaufführungen, gelungenen Theaterinszenierungen oder Best-Practice-Beispiele für den KMU-Bereich passen. Katzenbilder haben da nichts zu suchen. Nun ist das vielleicht nicht für jeden weiter von Belang, was ich allerdings heute in meiner Timeline vorfand – ich verschweige den Namen bewußt und formuliere auch nicht originalgetreu – war dann doch etwas, bei dem ich mich fragte: Bin ich denn als Dialogpartner echt so blöd angesehen?

Das Unternehmen stellte einen Videolink auf die Fanpage und gab als Begründung, warum man das anschauen sollte folgendes an: „Bitte unbedingt anklicken und anschauen. Da sind süße Kinder zu sehen.“ – Immerhin wurde nach meiner Nachfrage, ob die Themen denn genau so süss sind wie die Kinder noch nachgelegt, aber der betreffende Social Media Manager muss sich schon fragen lassen ob er vielleicht noch eine Sammeltasse vom Flohmarkt für seinen Schrank braucht – offensichtlich schon… Beim Tag des Kaffees, beim Sprung von Baumgartner und anderen Aktionen war dieses Verhalten allerdings auch zu betrachten: Das Adabei-Sein um des Adabeiseins-Willen.

Liebe Unternehmen: Ihr habt Facebook bestimmt mit einem Ziel betreten. (Wenn nicht würde ich mir schleunigst Gedanken drüber machen was ich eigentlich auf Facebook will.) Dieses Ziel kann aber nicht darin bestehen dass ihr jetzt eine Hetzjagd auf Facebook-Interaktionen startet nur weil Facebook den Edge-Rank verändert hat. Ich verstehe durchaus, dass es Ängste und Bedenken gibt. Es gibt aber eine Möglichkeit dem Ganzen entgegenzuwirken: Schafft gute Inhalte mit Mehrwert. Inhalte, die mit eurer Marke und eurem Unternehmen zu tun haben. Inhalte, die ich gerne freiwillig verteile. Das nennt sich dann Virales Marketing.

Und falls ihr die ein oder andere Anregungen braucht: Frank Tentler kuratierte die Interessensliste für Best-Practice-Beispiele bei Facebook. Ein Abonnement lohnt.

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