Wenn Facebook Deine Freunde und Kontakte löscht – ohne dass diese das wollen

Facebook und die anderen Digital-Giganten werden politisch stark unter Druck gesetzt. Sie sollen sich aktiver und konsequenter gegen Fake-News und politisch unerwünschte Aussagen einsetzen. Sie sollen aufpassen, dass ihre Werbeformate nicht durch politische Interessensgruppen eingesetzt werden, die unkontrolliert Beeinflussung auszuüben. Doch wie weit geht Facebook dabei? Wie netzpolitik.org und der Focus berichten, erlebt ein Erdogan-Kritiker gerade, wie bei Facebook seine Freunde und Abonnenten immer weniger werden. Nachfragen haben ergeben, dass diese häufig gar nichts von ihrer „Entfreundung“ wissen – und anscheinend Facebook eigenhändisch vorgeht. Will man sich nicht mit Regierungen wie in der Türkei anlegen?

Das Schweizer Online-News-Portal Watson schreibt, dass mehrere prominente Erdogan-Kritiker betroffen sind. Innerhalb weniger Wochen haben sie mehrere tausend Freunde und Abonnenten verloren. Kerem Schamberger, Marxist, Kurdeninteressen-Vertreter und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, hatte mit seinem persönlichen Profil das Maximum an Facebook Freunden erreicht (5.000 Freunde) und im Dezember 2016 zusätzlich 20.000 Follower, die ihn abonniert hatten.

Doch plötzlich setzte ein unerklärlicher Schwund ein. Zunächst waren es nur wenige Kontakte, die sich auflösten, dann wurden es immer mehr. Zwischenzeitlich hat er rund 5.000 Follower verloren. Täglich erhielt er Zuschriften von Betroffenen, die ihm zusicherten, dass sie nichts damit zu tun haben und die ihm erneut eine Freundschaftsanfrage schicken wollten. Schamberger versuchte, seine gesamten Facebook-Daten in den Facebook-Einstellungen herunterzuladen, doch obwohl normalerweise so ein Prozess in wenigen Stunden abgeschlossen ist, stößt er mit seinem Anliegen gegen eine Wand. Facebook antwortet auch nach Wochen noch nicht.

Netzpolitik.org hat uns alle aufgefordert, selbst einmal unsere vollständigen Daten bei Facebook anzufordern. Das ist ganz einfach. Unter „Einstellungen“ steht unten als letzter Punkt „Eine Kopie deiner Facebook-Daten herunterladen“. Klickt man darauf, muss man zur Kontrolle noch einmal das Facebook-Passwort eingeben – und dann die Anforderung bestätigen.

Nachdem das Internet viele Jahre lang ein meinungsfreier Raum war, schlägt nun das Pendel in die andere Richtung aus. Klar, dass dabei Regierungen und mächtige Lobbyisten am Hebel sitzen. Auf der einen Seite verständlich, da wohl keine Staaten-Gemeinschaft sich wünscht, dass fremde Interessen Einfluss nehmen, doch auf der anderen Seite bedrohlich, da wir zunehmend nur noch die Inhalte zu sehen bekommen, die wir sehen sollen. Zumindest könnten alle, die mit den türkeikritischen Posts von Kerem Schamberger sympathisieren, ihn erneut bei Facebook abonnieren. Auf jeden Fall ist es spannend, sich das komplette Datenarchiv von Facebook anzuschauen. Also einfach mal den Download anfordern – ist sicher spannend.

Quelle: Focus vom 10.11.2017

 

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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