#Blogparade: Lust oder Last? Wie viel Besitz wünscht sich… Eva Ihnenfeldt

Ist Besitz mehr Lust oder mehr Last? Das fragen sich in unserer Zeit, in der mensch zunehmend in Konsumgütern ertrinkt, vor Allem junge Leute – aber auch ältere. Zwei Beispiele: Da ist die digitale Nomadin Carina Herrmann, die ihren ganzen Besitz auf 14 kg zusammengeschrumpft hat, da ist Anne Donath, die seit über 20 Jahren in einer Blockhütte lebt (ohne Strom und fließend Wasser!). Auf der anderen Seite steht das Einfamilienhaus noch immer ganz oben auf der Liste der erstrebenswerten Konsumgüter – und auch Auto, Markenkleidung, Möbel, exklusive Haushaltsgeräte und Unterhaltungselektronik sind weiterhin wichtig für Viele. Doch wie steht es um Eva Ihnenfeldt? Was wünscht sie sich an Besitz?

Am 26. August 2016 starteten wir bei den SteadyNews eine Blogparade zu diesem Thema, und Jeder, der mag, kann sich daran beteiligen. 
Hier alle Informationen zur Blogparade – vom 26. August bis 31. Oktober 2016

Doch nun zu mir persönlich. Gern beantworte ich die drei Fragen, die ich beim Aufruf zur Blogparade gestellt habe

  1. Was ist Besitz für Dich? Mehr Lust oder mehr Last? Was bedeutet Besitz grundlegend für Dich? Welche Werte verbindest Du mit Besitz? Hast Du einen besonderen Wunsch oder Traum, den Du gern für Dich verwirklichen würdest?
  2. Was empfindest Du, wenn Du Dir das Leben von Anne Donath anschaust – was würdest Du an ihrer Stelle am ehesten vermissen? Könntest Du Dir so ein Leben für Dich vorstellen?
  3. Haus, Grundbesitz, Vermögen, das an die Kinder vererbt werden kann – das sind die Werte vieler Generationen. Erleben diese Werte im digitalen Zeitalter einen Wandel? Was bedeutet uns heute die finanzielle Absicherung unserer Kinder?

Was ist Besitz für Dich? Mehr Lust oder mehr Last?
Ich verbinde mit Besitz schon eher Last anstatt Lust. Das liegt daran (ich bin ja schon 57), dass ich erlebt habe, wie gerade das Einfamilienhaus und die feste Einbindung in die Nachbarschaft sich Bildschirmfoto 2016-09-06 um 14.08.35für mich anfühlten wie ein Gefängnis. Vor vielen Jahren habe ich mich bewusst gegen dieses Leben entschieden – mit aller Konsequenz. Seitdem wohne ich wieder zur Miete und kann jederzeit umziehen. Das empfinde ich als großen Luxus (obwohl ich erst dreimal umgezogen bin in den letzten 25 Jahren – aber ich könnte…)

Auf der anderen Seite verbinde ich „Besitz“ durchaus mit Sicherheit und Entspannung. Gerade Immobilien empfinde ich als Stütze im Alter, und für viele Selbstständige sind tatsächlich ihre vermieteten Immobilien die entscheidende Altersvorsorge. Geld hat keinen bestimmten Wert und steht ständig in Gefahr, weniger wert zu werden – Grund und Boden bleibt. Trotzdem wäre ich nicht gern Vermieter oder Verpächter, da ich zu dieser Branche keine Verbindung habe- Wenn man Sicherheiten über Immobilien aufbauen möchte, muss man sich intensiv damit beschäftigen. Man muss mit Handwerkern verhandeln, muss Sachverstand beweisen, muss sich mit Genehmigungen und anderen behördlichen Themen auseinandersetzen. Ganz abgesehen davon, dass Mieter auch nicht die leichtesten „Kunden“ sind – das wäre nicht meine Passion.

Was ich mir als Besitz im Alter wünsche, ist ein ausreichendes Einkommen, um möglichst unabhängig von Hilfe zu sein. Natürlich wäre es für meine Kinder von Vorteil, wenn ich ihnen ein nennenswertes Erbe hinterlassen könnte, doch bei vier Kindern ist das sowieso kaum zu leisten. Da ist auch so ein Einfamilienhaus nicht mehr viel, wenn man es durch vier teilt. Und es würde mein Herz zerreißen, wenn sich meine Kinder wegen Geld und Besitz entzweien würden. Sie verstehen sich extrem gut – und das soll auch so bleiben. Besitz vererben ist wunderbar – aber man sollte rechtzeitig genaue Regelungen treffen und diese kommunizieren und absprechen, damit bei den Kindern keine Verwirrung entsteht.

Andere Wünsche von „Besitz“ habe ich nicht. Ich brauche gewisse Dinge, um handlungsfähig zu sein, und diese Dinge gewähren mit Freiheit. Mir gefällt folgende Definition von Reichtum: „Reichtum ist, wenn ich alles tun kann, was ich will“. Oder, um mit Andre Kostolany zu sprechen: „Nicht reich muss man sein, sondern unabhängig.“ Genau das ist meine Definition von wünschenswertem Besitz: Ressourcen für Handlungsfreiheit.

Was empfindest Du, wenn Du Dir das Leben von Anne Donath anschaust?
Das Leben von Anne Donath zieht mich magisch an – ebenso wie das Leben von Carinna Herrmann mit ihren 14 kg Gepäck als digitale Nomadin. Menschen, die fast nichts besitzen, lösen in mir eine tief liegende Sehnsucht aus – nach Freiheit, Unabhängigkeit und Unverletzbarkeit. Doch ich bin zu bequem und komfortverwöhnt, um ohne Strom und fließend Wasser zu leben – und so wie die digitale Nomadin Carina Herrmann nirgendwo ein Refugium zu haben, kann ich mir auch nicht vorstellen. „Was braucht der Mensch zum Leben? Die digitale Nomadin Carina Herrmann„. Kurz und gut: Ich will so bleiben, wie ich bin. Ohne unnötigen Konsum, der mich belastet mit seinem Gewicht, aber mit allem Komfort, der mir das Leben erleichtert. (Und am liebsten würde ich allen Gegenständen in meiner Wohnung, die ich länger als ein Jahr nicht gebraucht habe, einen roten Punkt aufkleben. Dann würde ich gucken, was davon ich trotzdem behalten will – und der Rest könnte ich ohne Arbeit und Energieeinsatz einfach in Luft auflösen).
ZDR-Reporter Florian Weiss besucht Anne Donath im August 2016

Was bedeutet uns heute die finanzielle Absicherung unserer Kinder?
Wir leben in einem Zeitalter, in dem extrem viel vererbt wird. Und wir wissen: Reich wird man nicht durch Geschäftsideen und/ oder harte Arbeit – reich wird man durch Erben. Reiche Kinder, reiche Witwen – so sehen die Menschen aus, die das Schicksal von ganzen Gesellschaften entscheidend bestimmen. Das lehne ich völlig ab. Zum Einen würde ich mir wünschen (kleine Lösung), dass Eltern das Recht hätten, ihr Vermögen und ihren Besitz komplett an andere Nutznießer zu vererben als an ihre leiblichen Kinder – zum Anderen wünschte ich mir, jeder Mensch hätte die gleichen Chancen, zu Vermögen und Einfluss zu kommen. Ist natürlich naiv und undurchführbar und würde wahrscheinlich zu einer Riesenwelle Verstaatlichung und zu unzähligen Unternehmenspleiten führen . Grundsätzlich wäre es meiner Meinung nach wünschenswert, wenn Besitz ebenso wie politische Ämter nicht vererbt werden – sondern durch Tüchtigkeit und Zuspruch der Anspruchsgruppen (z.B. Mitarbeiter) erworben würden. Für mich ist die Vererbungstradition von Vermögen und Besitz ein Herrschaftsinstrument vergangener Zeiten, das nicht zu meiner demokratischen Gesinnung passen will. Ob es eine Möglichkeit gäbe, dem etwas Alternatives entgegenzusetzen?

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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