Sehnsucht ist für mich eines der schönsten Worte in der deutschen Sprache. Sehnsucht will ausdrücken, was wir in unserem tiefsten Inneren wünschen. Welcher Mangel schmerzt uns? Was könnte uns heilen? Kinder sehnen sich nach Geborgenheit, bedingungsloser Liebe – und nach der Gewissheit, „richtig“ zu sein – ganz so, wie sie sind. Doch wonach sehne ich mich heute – in einem Alter, das mir die Endlichkeit meines Lebens deutlich bewusst macht?
Wenn ich mir was wünschen dürfte:
- Ich wünsche mir, dass ich bis zu meinem letzten Atemzug in einem Umfeld leben darf, das mir meine existenziellen Bedürfnisse erfüllt: Essen und Trinken, Schutz gegen Kälte, Schutz vor Gewalt und seelischer Folter.
- Ich wünsche mir, dass ich in diesem Schutz ganz von Moment zu Moment lebe. Ich möchte mich nicht durch Zukunftsvisionen beirren lassen und ich möchte mich nicht durch Erinnerungen täuschen lassen. Ich möchte frei sein in jeder Sekunde.
- Ich wünsche mir, dass es mir mehr und mehr gelingt, Mitgefühl gegenüber allen fühlenden Wesen wahrzunehmen – ohne Einteilung in „wertvoll“ und „unwert“. Ich wünsche mir einen inneren Frieden voller Wertschätzung für alles, was mich umgibt.
- Ich wünsche mir, dass ich gelassen akzeptieren kann, wenn mein Körper und mein Geist verfallen. Ich wünsche mir, dass meine Seele sich immer weiter heraushebt aus dem Vergänglichen und dass ich mit leuchtenden Augen den Tod erwarten kann.
- Ich wünsche mir, dass ich bei meinem Tod alles loslassen kann, was mich an meine Persönlichkeit und mein Ego bindet. Ich möchte vollkommen versöhnt von dieser Welt scheiden – und ich möchte einfach tot sein, wenn ich tot bin – ohne ein „Danach“. Ich möchte mich auflösen.
Hast Du Dir schon einmal überlegt, was Deine Sehnsüchte sind? Macht Spaß, es für sich zu entdecken! Kann man auch zu zweit spielen und sich gegenseitig erzählen. Ich sag Euch, das tut total gut und macht ein bisschen frei.
Wenn ich mir was wünschen dürfte… Aber ja doch, das dürfen wir…