Anleitung für Selbstgespräche

Vor Kurzem sagte ich in meinem Unterricht „Empowerment und Recovery“, dass es meine größte Angst sei, meinen Glauben zu verlieren – einfach nur noch so „sinnlos rumzuleben“. Dass ich Angst davor habe, Fragen zu stellen – und alles bleibt stumm. Darauf eine meiner Teilnehmer/Innen: „Du meinst, Du bist wie der Dorfpfarrer in Don Camillo und Peppone?“ (unten verlinkt) Ja! Genau das meine ich! Oder in heutiger Verbreitung: Neale Donald Walsch: „Gespräche mit Gott“. Und so möchte ich in diesem Beitrag Mut machen zum Selbstgespräch. Raus aus dem stummen Gedankenkarussell – sprecht doch einfach direkt mit Eurem „Wer auch immer“.

Das Selbstgespräch – Zeichen für Verwirrtheit?

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay 

Manchmal sehen wir in den Innenstädten Menschen, die mit sich selbst reden. Aber das sind keine wirklichen Selbstgespräche! Verwirrte, psychisch kranke Menschen hören Stimmen von außen – das sind Gespräche mit „Geistern“. Selbstgespräche hingegen sind bewusste Gespräche mit sich selbst. Selbstgespräche werden zum Beispiel methodisch für Motivationstrainings und die Auflösung von Ängsten und Fremdbestimmungen eingesetzt.

Das Selbstgespräch scheint weiterhin noch ein gesellschaftliches Tabu zu sein. Kleine Kinder reden häufig mit sich selbst. Doch irgendwann spüren sie, dass die Erwachsenen das merkwürdig finden. Ob sie deshalb verstummen?

Bei meinen Recherchen entdeckte ich, dass Leistungssportler heute mental trainiert werden in der Kunst des Selbstgesprächs: Motiviere Dich laut mit positivem Zuspruch. Das wirkt stärker als Deine Gedanken – und Deine eigene Stimme ist eindrucksvoller als die Stimme Deines Trainers.
Selbstgespräche als Methode im Leistungssport

Selbstgespräche mit dem „Höheren Selbst“

In seinen Gesprächen mit Gott fand Neale Donald Walsch nicht nur selbst aus seiner verzweifelten Lage – er gab auch unzähligen Leser/Innen Trost und das Gefühl von Wahrheit mit seinen niedergeschriebenen Selbstgesprächen.
Zitate aus „Gespräche mit Gott“ von Neale Donald Walsch

Es muss ja nicht sein, dass der Übende sich auf ein Gottesbild einlässt in seinem Dialog mit sich selbst – Leistungssportler werden das auch nicht unbedingt tun. Vielleicht reden sie aus der Perspektive des Trainers, oder des Vaters, oder ihres idealen Selbst…. Jeder Mensch hat sein individuelles Gegenüber – und das kann auch wechseln!

Mein ideales Selbst

Wir kennen dank der Forschung von Sigmund Freud die Unterscheidung zwischen Ich, Es und Über-Ich. Das Über-Ich wird oft gleichgesetzt mit den Eltern. Doch was ist, wenn wir uns unabhängig machen von unseren Kindheits-Überichs und uns ein eigenes Über-Ich basteln für unsere Selbstgespräche? Was ist, wenn wir uns trauen, ein ganz eigenes Vorbild als Gesprächspartner zu wählen – oder je nach Situation immer wieder ein anderes?

Bild von Jazella auf Pixabay 

Anleitung für Selbstgespräche

1. Es ist völlig normal, sich zunächst zu schämen, wenn Du Dich an das Selbstgespräch heranwagst. Lass es zu, Dir albern vorzukommen oder verrückt. Wärest Du bei einer/m Therapeuten/In, würdest Du ab und zu vielleicht das Gespräch zwischen zwei Stühlen nutzen. Dann säße Dir auf dem leeren Stuhl vielleicht Deine Mutter, Dein inneres Kind oder ein Vorbild, dem Du vertraust, gegenüber. Man gewöhnt sich rasch an das Unbehagen und verliert die Angst davor. Denke an die Leistungssportler, die hoch anerkannt sind in der Gesellschaft. Dürfen diese Selbstgespräche nutzen, darfst Du es auch.
2. Wer ist Dein Gesprächspartner? Vielleicht eine verstorbene Vertrauensperson aus Deiner Kindheit? Vielleicht ein verstorbenes oder auch lebendes prominentes Vorbild? Vielleicht Dein Schutzengel, vielleicht Deine persönliche Vorstellung von Gott oder Göttin? Keine Angst, Deine Gesprächspartner sind nicht festgelegt. Probiere aus – so wie bei der therapeutischen Methode mit dem leeren Stuhl.
3. Wo kannst Du Selbstgespräche führen? Wichtig ist, absolut ungestört zu sein. Das ist in der Familie häufig kaum möglich. Auf einem Spaziergang gerät man schnell in den Verdacht, verrückt und verwirrt zu sein, wenn man beobachtet wird. Ideal ist eigentlich das Auto – doch ein Selbstgespräch während der Fahrt kann die Konzentration auf den Verkehr stören. Überlege Dir einen Ort und eine Zeit, die es Dir erlaubt, mit Dir zu sprechen, ohne dass Du belauscht werden kannst. Vielleicht die schwierigste Barriere – doch Du wirst eine Möglichkeit finden (zum Beispiel, indem Du auf dem Spaziergang so tust, als ob Du mit Kopfhörern telefonierst 😉 ).
4. Gib Deinem Gegenüber einen Namen. Vielleicht wirst Du eine Weile brauchen, um den richtigen Namen zu finden (wie im Märchen Rumpelstilzchen oder wie in einer Schwangerschaft), doch Du kannst ja auch im Dialog gemeinsam überlegen, wie Du sie oder ihn nennen magst. Eine gute erste Übung im Selbstgespräch: „Wer bist Du und wie soll ich Dich nennen?“
5. Nur keine Einschränkungen! Versuche, Dich davon zu lösen, Dein Selbstgespräch könnte belauscht und bewertet werden. Die eigentliche Kunst liegt darin, völlig frei alles ansprechen zu können, was Dich beschäftigt, bedrückt oder ängstigt. Wichtig ist nur, dass Dein Gegenüber Dich liebt, Dein Vorbild ist, Dein Ideal verkörpert. Bei mir ist es tatsächlich „Gott“. Nicht Jesus, nicht ein Engel, nicht meine verstorbene Mutter oder mein verstorbener Vater – sondern einfach „Gott“. Kann ich sehr empfehlen, da man auf diese Weise auch herausbekommt, welche Form von „Über-Ich“ man eigentlich hat! Mein Gott zum Beispiel ist sehr gelassen, akzeptiert mich ganz so, wie ich bin, ist ziemlich alt und hat Humor.
6. Nimm Deine Selbstgespräche auf! Wie wunderbar, dass wir mit unserem Smartphone auch ein Diktiergerät an unserer Seite haben. So wird aus einem ungeordneten Selbstgespräch eine Aufzeichnung, die wir immer wieder abhören können – sozusagen ein Audio-Tagebuch. Ich selbst will im neuen Jahr jeden Morgen ein kurzes Selbstgespräch mit meinem „Gott“ führen. Zwei Tage habe ich schon durchgehalten – und ich sage Euch, es macht richtig Spaß.

Und so spricht der norditalienische Dorfpfarrer Don Camillo mit seinem Jesus (auf italienisch).
Ach, was habe ich als kleines Kind diese Filme geliebt…

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert