Das ganze Leben ist Kunst -Moment für Moment für Moment

Dieser Gedanke kam mir heute früh nach einer unruhigen Nacht und einem Gespräch mit einem gleichaltrigen Kunst-Missionar gestern abend, das mich sehr inspiriert hat. Was wäre, wenn ich die innere Einstellung annehme, dass mein ganzes Leben ein Kunstwerk ist? Moment für Moment für Moment? Was wäre, wenn ich akzeptiere, dass Schöpfer und Geschöpf miteinander verwoben sind? Wenn ich meine Mitmenschen betrachte in dem Wissen, dass sie ein sich bewegendes Kunstwerk sind? Moment für Moment für Moment…

Galerie Schnieke+Geil: Livepainting und Ausstellung in Witten – September 2020

Es war gestern abend in der City in Witten. Die Galerie Schnieke+Geil hatte gerade ihr Wochenend-Event begonnen. Eine Schaufenster-Kunst-Ausstellung mit 19 Werken international bekannter Künstler – und Livepainting mit Musik innerhalb der Räume des Wittener unikat-Vereins.

Eine Begegnung

Vor den Fenstern traf ich auf einen Fahrradfahrer in meinem Alter, der sich für die ausgestellten Werke interessierte. Er hatte viele Jahre lang eine eigene Galerie geführt, finanziert sich wie ich schon lange als „Freier“ und lehrt an einer Universität Rhetorik, Kunstverständnis und Storytelling. Nebenbei bemerkte er irgendwann, dass seine Frau und seine Kinder bei einem Autounfall ums Leben gekommen seien und er seitdem allein ist.

Und da kam mir schemenhaft ein Gedanke, der in der Nacht an Konturen gewann. Wenn wir einen persönlichen Schicksalsschlag erleiden, der eigentlich nicht ertragbar ist, haben wir drei Möglichkeiten: 1. Dem eigenen Leben ebenfalls ein Ende setzen 2. In chronischer Trauer und Verzweiflung irgendwie jeden Tag überleben 3. Dem Unerträglichen einen Sinn verleihen, indem man es schöpferisch umwandelt.

Es gibt viele Möglichkeiten, dem Schmerz durch künstlerische Transformation einen Sinn zu verleihen – doch die Mission, die dieser Trauernde gewählt hat, haut mich um. Er zeigt seinen Studenten, Partnern, Kunstkäufern und Kunden, wie man in die Kunst eintaucht über Storytelling.

Die Menschen lernen, die Geschichten hinter den Geschichten hinter den Geschichten zu erfahren und niederzuschreiben. Sie reisen durch das Schöpfungs-All mit ihren Gedanken, Gefühlen, ihrem Glauben und ihren Sehnsüchten und Ängsten. Sie erleben, wie Kunst sie erhebt aus ihren Konditionierungen und Traumata, indem sie die innere Einstellung in sich erkennen: Das ganze Leben ist Kunst. Es bewegt sich!

Das ganze Leben ist Kunst?

Als junger Mensch habe ich mich mit Buddhismus und Esoterik beschäftigt (typisch für die Achtziger) und hatte sogar sechs Wochen lang einen echten „Guru“, der sehr wild war und mir eine Menge abforderte. Immer wieder versuchte er, mich dahin zu bringen, sämtliche „Richtig-Falsch“ Bewertungssysteme abzuschütteln, indem ich meine Wurzeln (Sexualität) offen legte und von Moral befreite.

Ich habe viel gelernt in dieser kurzen Zeit – vieles aber auch nicht. Dass man jeden Moment so achtsam erlebt als würde man meditativ eine Orange schälen, ist mir verkopftem Langschädel bis heute nicht gelungen – ich will es nicht einmal lernen! Ich will registrieren, analysieren, transformieren, in Aktion bringen. Ich will leben nach dem Prinzip „Das Leben ist Kampf“ und ich will viele Abenteuer und Herausforderungen haben. Weil es Spaß macht und weil ich mich immer so schnell langweile, wenn nichts Aufregendes passiert.

In jeder Sekunde unseres Lebens werden wir in unseren Entscheidungen und Handlungen geführt von unserem Unterbewusstsein – unserem inneren Schöpfergeist. Wir werden geleitet von unseren Wahrheiten und Wirklichkeiten, ohne es abschütteln zu können. Noch immer glauben viele Menschen, sie könnten ihre Entscheidungen mit der Großhirnrinde beeinflussen – doch zahlreiche Studien haben bewiesen, dass der Verstand der Entscheidung nur hinterhertrabt und diese nachträglich mit mehr oder weniger einleuchtenden Argumenten begründet.

Das ganze Leben ist Kunst

können wir uns also darauf einigen, dass Kunst gleich Schöpferenergie ist, können wir doch vielleicht auch akzeptieren, dass unser sichtbares Verhalten Ausdruck dieser Schöpferenergie ist – in jedem Moment. So beobachte ich gerade meine Finger auf der Tastatur und bewundere, wie sich mein Schöpfergeist (Biologen sagen „Limbisches System“ dazu) und meine Finger miteinander unterhalten, während ich mir hier oben mit meiner Großhirnrinde einbilde, ich hätte irgendwelche Kontrolle darüber, was ich zum Ausdruck bringe.

Der intellektuelle Kunst-Missionar von gestern abend hat mir eine Vision vermittelt anhand des extremen Beispiels, wie man auch mit schlimmsten Schicksalsschlägen weiterleben kann, ohne ein Zombie zu werden. Man kriecht hinein in das eigene Schicksal, man taucht ein und verbindet sich mit dem, was ab nun zu einem gehört und was einen nie wieder verlassen wird. Man akzeptiert, was da ist und man akzeptiert die Erkenntnis der vollkommenen Einsamkeit.

Genau aus dieser Hingabe an das Unerträgliche entsteht eine Kraft, die Berge versetzt. Was dieser Mann bisher geleistet hat an Transformation bei seinen Schülern und Studenten, ist meisterlich. Er gibt seine Weisheit (Krieche hinein in die exzessiven Ausformungen des Schöpfergeistes) weiter. Er ist ständig auf der Suche nach Kunstwerken, die mutig und unverfälscht dem Schöpfergeist Ausdruck geben. Kunst, die sich nicht anpasst an Regeln und Beurteilungen. Kunst, die unverfälscht ist und mutig. Kunst, die tröstet und lehrt: Alles ist wahr.

Nun ja, ich werde also versuchen, ab sofort jeden Moment meines Lebens und Überlebens als Ausdruck meines Unterbewussten zu bewundern und meinen Entscheidungen mit meiner braven Großhirnrinde dienen, so gut wir „da oben“ es vermögen. Ich will also versuchen, in meinen Mitmenschen die schillernden Ausdrucksformen ihrer Schöpfungskraft zu bestaunen, ohne sie zu bewerten. Will erkennen, dass dies alles Kunst ist – selbst wenn es schimpft und jammert.

Und wenn jemand Lust hat, seine Schöpferkraft von Fesseln und Angewohnheiten zu befreien, will ich dabei sein und die förderlichen Rahmenbedingungen mit gestalten. Ob Beruf, Passion, Obsession oder Spiel – wir wachsen hinein in ein Jahrhundert der Künstler. Und es gibt viel zu tun…

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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2 thoughts on “Das ganze Leben ist Kunst -Moment für Moment für Moment

  • Reply René Scheffer 18. September 2021 at 21:12

    Vielen Lieben Dank Eva, für das Festhalten von deinem Erlebnis!

    Es berührt mich immer wieder, das wir mit der Galerie schnieke+geil Veranstaltungen schaffen, die ein tiefen Austausch zwischen Menschen schaffen. Kunst schenkt mit seinen weiten Interpratationsräumen die Möglichkeiten immer eine Ebene des Austausch, auf der sich Menschen auch mit den unterschiedlichsten Hintergünden begegnen, zu finden.

    Aller liebste Grüße

    René Scheffer

    • Reply Eva Ihnenfeldt 19. September 2021 at 08:21

      Huhu lieber René!! Glaubst gar nicht, wie ich mich über Deinen Kommentar freue. Und Du hast recht: Kunst ist nicht einfach eine Wertanlage für Vermögende – Kunst ist etwas, was bewegen kann und Menschen durch den Austausch aktivieren. Leider sehe ich das heute in unserer Gesellschaft nicht so. Kommt mir eher vor wie ein Freizeitvergnügen für Mittel- und Oberschicht. Aber es kann jederzeit wieder passieren, was Künstler wie Mozart und Brecht geschafft haben: Die Herzen des Volkes berühren, um ihre eigene Schönheit zu sehen und zu Stolz und Tatkraft finden…

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