Gerade in Deutschland gibt es viele ältere Menschen, die aufgrund von Datenschutzbedenken den Gebrauch ihres Smartphones auf das Nötigste beschränken. Das ist schade, denn mit Smartphone, Tablet und Computer/ Laptop lässt sich viel tun, um der Ermüdung des Gehirns und dem Abbau des Geistes entgegenzuwirken. Im Grunde genommen verlangt der Umgang mit dem Smartphone sogar, dass wir permanent dazulernen müssen. Immer wieder steht man vor neuen Problemen, denen man auf den Grund gehen muss…
Zwei Neurowissenschaftler aus Texas/ USA haben 57 Studien aus aller Welt ausgewertet, die sich damit auseinandergesetzt haben, was passiert, wenn Erwachsene im mittleren und höheren Alter digitale Technologien nutzen. Insgesamt hatten über 400.000 Erwachsene über 50 Jahren an diesen Studien teilgenommen. Die Teilnehmer, die rege Nutzer der digitalen Technologien waren, wurden im Schnitt länger als sechs Jahre beobachtet.
Das Smartphone als Schutz vor Demenz
Die Studienteilnehmer, die regelmäßig ihr Smartphone, bzw. den Computer in Verbindung mit dem Internet nutzten, hatten ein um 58 Prozent geringeres Risiko für kognitive Beeinträchtigungen oder geistigen Abbau als der Schnitt ihrer Altersgruppe. Das ist eigentlich wenig erstaunlich, da der Umgang mit dieser Technologie erfordert, dass man bei Problemen die Ursachen erforscht und nach Lösungen fahndet (meist über Google).
Nutzer 50+, die den digitalen Fortschritt mögen, probieren immer wieder Spannendes aus und lernen hinzu. Man installiert Apps zu Interessensgebieten und erforscht, ob sie etwas taugen, und wenn nicht, deinstalliert man sie wieder. Man beginnt vielleicht, kreativ zu werden – zum Beispiel, indem man Bilder, Videos oder Texte mit Künstlicher Intelligenz erstellt oder anfängt, Geschichten zu schreiben.
Neben dieser technologischen Anstrengung sind auch die sozialen Beziehungen, die über das Smartphone, über Tablet und Laptop in Echtzeit möglich sind, eine gute vorbeugende Maßnahme gegen die Erschöpfung des Geistes, gegen Einsamkeit und gegen die Fixierung auf Vergangenes. Man kann mit entfernten Freunden und Angehörigen Videochats starten, man kann sich in Interessensgruppen engagieren – zum Beispiel im Bereich Kultur, Gesellschaft, Bewegung, Krankheit und Gesundheit. Und selbstverständlich bleibt man über WhatsApp mit der Familie und mit Freunden und Bekannten in Kontakt.
Spiele für die kognitive Fitness
Es gibt viele Spiele als kostenlose Apps im Android- oder iOS-Store, die für die kognitive Fitness tauglich sind. Da sind die vielen Gedächtnistrainer wie das beliebte NeuroNation. Googlet man danach, finden sich viele Spiele speziell für ältere Erwachsene wie Solitaire, Mahjong, Sudoku, Kreuzworträtsel und natürlich auch Schach. Es gibt sogar Musikspiele, Kommunikations-Spiele, Wortspiele und Geschicklichkeitsspiele.
Hier ein ausführlicher Überblick bei pro-aging-welt
Sich einarbeiten ist anstrengend
Früher übergab man als älterer Mensch die Gebrauchsanweisung neuer technischer Geräte gern den Kindern und Enkeln, anstatt sich mühsam selbst in die Installation oder Fehlersuche hineinzuarbeiten. Heute ist die Technologie so umfassend geworden, dass es nur noch selten möglich ist, die jungen Familienangehörigen damit zu beauftragen. Man kommt nicht drumherum: man muss Lösungen selbst erforschen.
Die beste Unterstützung ist auch heute noch Google. Man kann auf so gut wie alle Fragen Antworten finden. Bei YouTube gibt es viele Videos, die Lösungshilfen bei Problemen sind. Es ist anstrengend, doch es lohnt sich. Mit der Zeit wird der Umgang mit digitalen Geräten immer leichter. Man gewinnt an Souveränität.
Datenschutz als Ausrede?
Wir Menschen streben aus unserem Innersten danach, uns so wenig wie möglich anzustrengen. Anstrengung kann wundervoll sein – doch das erleben nur die Menschen, die sich durch die Anfangsfrustrationen kämpfen. So, wie es beim Erlernen eines Instruments oder einer Sprache ist: Nur, wer die ermüdend langwierigen, mühseligen Anfänge besteht, wird immer besser und besser. Ich habe den Eindruck, dass das Argument „Ich will meine Daten schützen“ manchmal ein Vorwand ist, um sich nicht einarbeiten zu müssen in die Komplexität von Smartphone und Internet.
Je früher man mit dieser Erforschung des Smartphones beginnt, desto leichter fällt der tägliche Gebrauch des Digitalgeräts im Alter. Spielen, kommunizieren, sich informieren, unterhalten werden… Es lohnt sich, fit zu werden mit digitalen Technologien – und es macht richtig Spaß, sie bedienen zu können wie ein Klavierspieler sein Klavier…
Quelle scinexx.de – Neurowissenschaften – Hält uns die Digitalisierung geistig fit?
Die Datenschutzbedenken sind keine „Ausrede“, sondern absolut berechtigt und zeugen davon, dass die Leute mehr über das Thema wissen als Fake-„Digital Natives“, die häufig über ein Jahrzehnt nach den Snowden-Enthüllungen noch immer keine andere Suchmaschine als Google kennen und Datenschutzbedenken für eine Ausrede halten.
Verstehe ich sehr, sehr gut. Ich selbst habe erlebt, wie bei den Enthüllungen von Edward Snowden meine Welt zusammenbrach in der Erkenntnis, dass wir in die totale Überwachung hineinrutschen – so wie in China. Mit „Ausrede“ meine ich, dass wir Menschen super darin sind, unsere Faulheit (also die Bevorzugung der Energieeffizienz) mit guten Argumenten zu begründen. So wie bei Übergewicht „Ich wiege mich nicht, weil das erwiesenermaßen das Problem noch verschlimmert und zu Essstörungen führt“