Was ist eine Schreibwerkstatt? Zunächst einmal ist eine Schreibwerkstatt eine Zusammenkunft, bei der die Anwesenden gemeinsam etwas schreiben – meist zu einem bestimmten Thema. Es gibt unzählige Schreibwerkstätten in Deutschland. Häufig sind sie bei den Volkshochschulen verortet, doch auch private Schreibwerkstätten gibt es – seit einigen Jahren auch zunehmend Online-Schreibwerkstätten. Es gibt Schreibwerkstätten, die Autoren und Autorinnen dabei unterstützen, eigene Werke zu verlegen – und es gibt Schreibwerkstätten, bei denen es ganz einfach um den Genuss geht, gemeinsam zu schreiben. Es gibt Schreibwerkstätten, die über einen längeren Zeitraum gemeinsame Schreib-Projekte durchführen, und es gibt Schreibwerkstätten, die als Workshops aufgebaut sind – mit Aufgaben und Feedback.
Was ist eine „Schrei Dich raus“ Schreibwerkstatt?
Eine „Schrei Dich raus“ Schreibwerkstatt ist eine Zusammenkunft von Menschen, die sich selbst auf die Spur kommen wollen durch die Niederschrift ihres Inneren. Die es genießen, in der Gruppe Inspirationen zu erhalten, um immer mutiger und freier in „stumme Worte“ zu kleiden, was sie fühlen, denken und glauben. Man liest sich gegenseitig die geschriebenen Texte vor, staunt, freut sich, erlebt den Hochgenuss dieser Kraft, die durch Gemeinschaft entsteht.
Ist Schreiben eine Therapieform?
„Ich kann nicht schreiben“, sagen ebenso viele Menschen wie „Ich kann nicht zeichnen“. Und doch sind das Menschen, die wissen, wie man sich schriftlich in seiner Muttersprache mitteilen kann. Dieses „kann ich nicht“ hängt zusammen mit Entmutigungen, die meistens auf schulische Erfahrungen zurückzuführen sind. Schlechte Benotungen, Herabwürdigungen, traumatische Erinnerungen.
Schreiben ist wie beten
Schreiben kann so etwas sein wie beten. Man schickt Worte gen Himmel, die auf Papier gegossen wurden. Man kann sie wiederholen, korrigieren, kann etwas wegstreichen und etwas ergänzen. Man kann die Worte aufbewahren oder vernichten. Man kann Erlebnisse aufschreiben oder Gedanken – und von ganz besonderer Kraft: Man kann Geschichten erfinden!
Philosophische und spirituelle Lehrer wie Platon, Jesus, Laotse, Mohammed, Siddhartha Buddha haben Gleichnisse und Parabeln genutzt, um Weisheiten zu verdeutlichen. Wenn wir Geschichten erfinden, folgen die Geschehnisse dem, woran wir glauben, dem, wonach wir uns sehnen, dem, was wir fürchten, dem, was schlummernd in uns liegt.
Es ist nicht von Belang, ob wir ein Lesepublikum erreichen wollen mit unseren kleinen Geschichten, es ist von Belang, dass wir uns selbst erreichen können mit unseren stummen Worten! In Schreibwerkstätten kann eine Atmosphäre entstehen, die vergleichbar ist mit Heilungsprozessen, die in Gesprächstherapien stattfinden können. Das Geheimnis einer solchen Schreibwerkstatt besteht darin, dass die Gruppenmitglieder mit zunehmendem Vertrauen sämtliche moralische Fremdbestimmung über Bord werfen können und schreiben, was ihnen gerade so in den Sinn kommt. Geschichten von Rotkäppchen, das den Wolf frisst und Geschichten von Robotern, die den Menschen ersetzen.
Eine Welt voller Geschichten
Wir alle haben so viele Geschichten in unserem Leben aufgenommen wie noch keine Generation vor uns. Die mediale Flut hat uns seit frühester Kindheit gefüttert mit Helden und Heldinnen, die uns inspiriert haben. Hast Du eine Lieblingsserie gehabt? Einen Lieblingsfilm? Ein Lieblings-Kinderbuch? Einen Lieblings-Comic? Hältst Du eher zu den Bösewichten oder eher zu den Guten? Magst Du lieber Geschichten aus dem Alltag oder lieber Science-Fiction und Fantasy? Hast Du jemals das Wunder erlebt, das passiert, wenn Du selbst Figuren und deren Abenteuer erschaffst?
Das Geheimnis der „Schrei Dich raus mit stummen Worten“ Schreibwerkstatt ist, dass wir gemeinsam Geschichten erfinden. Wir können uns in die Rolle der märchenerzählenden Oma begeben, oder in die Rolle der kleinen Alice, die in ihr Wunderland stürzt. Wir können Kriege beenden und Schlachten gewinnen, wir können uns verlieben, können verreisen und können Wunder bewirken. Das Geheimnis der „Schrei Dich raus mit stummen Worten“ Schreibwerkstatt ist, dass wir eine Alternative haben zu Autoritäten, die uns heilen – wir lernen, uns selbst zu heilen durch die Kraft unserer Worte.
…wer auch immer Du bist
Es ist gleichgültig, ob Du in den gemeinsamen Schreibphasen von rund dreißig bis sechzig Minuten wenige Sätze zu Papier bringst oder eine Geschichte, für die Du beim anschließenden Vorlesen fünfzehn Minuten brauchst. Es ist gleichgültig, ob Du geschliffenes Deutsch zu Papier bringst oder ungehobelten Slang (wobei dieser schon eine ganz besondere Magie entfalten kann, wie wir vom Hip-Hop wissen). Deine Geschichten dürfen übertrieben sein, alltäglich, dürfen auf Deinen Erinnerungen beruhen oder auf Erkenntnissen. Alles ist ok – und alles entwickelt sich weiter.
Du kannst mit dem Stift auf Papier schreiben, kannst in Dein Handy tippen (was ich stets tue, schon weil ich meine Schrift nicht lesen kann), kannst Deinen Rechner benutzen. Wichtig ist, dass die Gruppen, die sich online in Videokonferenzen treffen, nicht zu groß sind, damit in den zweieinhalb Stunden genügend Zeit zum Vorlesen bleibt.
Sind es wenige Teilnehmer (vier oder fünf), werden nach der Schreibübung zu Anfang mehrere Schreibphasen eingebaut, in größeren Gruppen (sechs oder sieben) gibt es nur eine Schreibphase. Die Impulse hierfür sind zum Beispiel die Anfänge von Geschichten oder deren Schlusssätze. Oder es werden mehrere Begriffe als Schreibinspiration vorgegeben. Selbstverständlich bleiben die Mitglieder frei, die Impulse zu nutzen oder auch nicht. Die einzige Verpflichtung der „Schrei Dich raus mit stummen Worten“ Schreibwerkstatt ist es, den geschriebenen Text in der Gruppe vorzulesen.
Kosten
Ein Schreibwerkstatt-Abend kostet 30 Euro. Es ist jedoch kein Problem, bei Geldknappheit einen fünfzigprozentigen Rabatt zu erhalten. Was sich im Weiteren aus dem Projekt ergibt, wird man sehen. Kann sein, dass die Gruppe Lust hat, einige der Geschichten zu veröffentlichen, kann sein, dass man weitergehende Schreib-Projekte beschließt oder Lesungen veranstaltet.
Seelen heilen durch Schreiben
Entscheidend ist, dass wir mündig werden, unsere Seelen auch abseits von krankenkassenfinanzierten Psychotherapien zu heilen. Dass wir mündig werden, beständig an uns zu arbeiten, um zu einem erfüllten und selbstwirksamen Leben zu kommen – und zu einer Versöhnung mit all dem, was da ist. Ich persönlich habe festgestellt, dass das gute alte Tagebuch einen neuen Freund und Kollegen zur Seite gestellt bekommen hat: Das Geschichten-Schreiben. Lasst uns diese selbstwirksame Heilkunst in die Welt tragen. Weil es sich lohnt…