Täter-Transparenz bei Gewalttaten: Hilfreich oder aufhetzend?

Am 23. Mai 2025 gab es in Hamburg eine Messerattacke, die alles auf den Kopf stellte, was in Deutschland mit Messergewalt assoziiert wird: „Muslimische Migranten bringen Gewalt und Extremismus in die friedliebende deutsche Gesellschaft – man traut sich kaum noch auf die Straße“. Doch in Hamburg war es eine als Frau geborene Frau, die am Hauptbahnhof wahllos auf 18 Menschen einstach. Dass ein syrischer Migrant und ein Migrant tschetschenischer Herkunft Schlimmeres verhindert haben, während die allermeisten Umstehenden in Panik wegrannten, ist ebenfalls eine nachdenklich machende Information für Medien-Konsumenten. Sollte die Polizei mehr Transparenz in Täter-Strukturen geben? Oder würde das zu mehr Fremdenhass führen? Eine schwierige Entscheidung…

Täterherkunft angeben als Pflicht?

Der Focus schreibt am 27. Mai 2025, dass in Schleswig-Holstein die Nennung von Täternationalitäten bei Straftaten nun Pflicht ist. Die polizeiliche Begründung lautet, dass ansonsten Fremdenfeindlichkeit politisch erfolgreich instrumentalisiert wird durch das Argument, dass von der Regierung verschwiegen wird, wie tiefgreifend die Folgen der Zuwanderung sind. Wenn die Pressestellen der Polizei gezielt zu den Nationalitäten von Tätern und Opfern schweigen, stärkt das die rechte Auslegung von Straftaten.
Focus – Polizei muss Täter-Nationalität nennen, um perfide Taktik der Rechten zu torpedieren

Bild von HANSUAN FABREGAS auf Pixabay

Transparenz bei Straftaten: Gut oder schlecht für die Gesellschaft?

Als ich etwa zehn Jahre alt war, erfuhr ich dank dem ausgeprägten Mitgefühl meiner Mutter von dem, was der STERN damals ausführlich berichtet hatte: Wie ein gequältes Kind zum Massenmörder an Kindern wurde, um den eigenen Schmerz aushalten zu können: Die traurige Geschichte von Jürgen Bartsch

Damals begriff ich, wie wichtig verantwortungsvolle Transparenz ist, um Hass und Lynchgelüste zu verhindern: Ganz Deutschland war erschüttert, weil der STERN so ausführlich, mitfühlend und ungeschminkt über das Martyrium des Heimkindes Jürgen Bartsch berichtete.

Die Messerangreiferin von Hamburg

Die Frau, die am Hamburger Hauptbahnhof 18 Menschen mit dem Messer angriff, litt unter Wahnvorstellungen, war einen Tag zuvor aus der Psychiatrie in die Obdachlosigkeit entlassen worden. In einem taz-Gespräch vom 30. Mai 2025 mit dem Psychologen Thomas Bock erfährt man, dass in manchen Berliner Kliniken bis zu 50 Prozent der Pa­ti­en­t/In­nen in die Obdachlosigkeit entlassen werden.
taz vom 30.05.2025 – Psychologe über Hamburger Messerangriff

Zwar gibt es betreute Wohneinrichtungen für chronisch psychisch Kranke, doch wenn die Bewohner gefährlich sind, werden diese nach ihren Psychiatrie-Aufenthalten nicht immer zurückgenommen. Auch in Notschafstellen können Menschen mit Wahnvorstellungen nicht unterkommen, wenn sie zu emotionalen Ausfällen neigen. In Dortmund, die Stadt, in der ich arbeite, sind viele der obdachlosen Männer und Frauen psychiatrisch krank – meist leiden sie unter Psychosen und anderen schwerwiegenden Persönlichkeitsstörungen.

Migranten und Kriminalität

Laut Focus sind im Jahr 2024 von 100.000 Ausländern 5.091 straffällig geworden, unter 100.000 Deutschen waren es nur 1.878. Das ist verständlich, wenn man sich die genauen Umstände anschaut: Migranten sind häufig junge Männer, allein das erklärt schon die Überzahl der Straftaten. Außerdem leben viel von ihnen in prekären Verhältnissen.

Junge Männer im Alter zwischen 14 und 25 Jahren sind in vielen Gesellschaften überproportional in Gewaltstatistiken vertreten. Ob das hormonelle Ursachen hat oder ob anerzogenes Gruppenverhalten dafür verantwortlich ist, oder ob vielleicht gesellschaftliche Strukturen die Jungen und jungen Männer zur Gewalt verführe – die Wissenschaft hat keine eindeutige Gewissheit bei der Ursachenforschung.

Ich arbeite sehr viel mit Migranten – überwiegend aus dem Nahen Osten. Die Männer, mit denen ich in der Beratung über ihre berufliche Zukunft spreche, sind in der Regel verheiratet und haben Kinder. Alles, was sie wollen, ist, dass es ihren Familien gutgeht und dass ihre Kinder beruflich aufsteigen können und finanziell unabhängig werden, um eigene Familien aufzubauen.

Oder, wie ein junger Familienvater aus Syrien mir die traditionelle Rollenverteilung von Mann und Frau aus Syrien erklärte: Der Mann bringt, die Frau baut.

Wenn wir dann da sitzen und rätseln, wie der Mann in Deutschland seine Aufgabe erfüllen kann: „Der Mann arbeitet, bringt Geld und ernährt die Familie“, brauchen wir eine Menge Fantasie und Vorstellungskraft, um nachhaltige Lösungen zu finden. In der Regel kommt der Mann in die frustrierende Schleife aus Jobs, die jedes Mal nach maximal einem Jahr zu Ende sind – so wie im Amazon Lager (das meist sehr gelobt wird) oder bei Zeitarbeitsfirmen. Helfer-Jobs mit dauerhaften Angestelltenverträgen scheinen auszusterben.

Söhne und Töchter aus Familien, die langfristig auf staatliche Alimentierung angewiesen sind, sind zwar meistens sehr solidarisch mit ihren Eltern und bemühen sich um gute schulische Leistungen – auch um später ihre Eltern finanziell unterstützen zu können, doch es gibt auch die Söhne, die in schlechte Gesellschaft geraten.

Immer wieder habe ich alleinerziehende Mütter bei mir, die verzweifelt versuchen, mit ihren Kindern in „gute Wohngegenden“ umzuziehen, da sie in den typischen Migrantenvierteln ohnmächtig mitansehen müssen, wie ihre Söhne in Gruppen kommen, die andere Ziele haben als Ausbildung und Abitur.

Transparenz beim Zusammenwachsen der Kulturen

Wenn die Menschen, die hier in Deutschland schon lange zu Hause sind, wüssten, wie überaus freundlich, fleißig und mitfühlend die meisten migrantischen Familien sind, würden sie sich auch wieder auf die Straße trauen.

Gerade dadurch, dass die Pressestellen der Polizei in der Regel angewiesen sind, keine Fakten zu benennen, die auf Herkunft und soziales Umfeld der Täter hinweisen, wird eine erfolgreiche Gemeinschaft zwischen „Alt-Deutschen“ und „Neu-Deutschen“ verhindert. Ob Ukraine oder Naher Osten – die Menschen werden zum allergrößten Teil bei uns bleiben – und das kann eine herrliche Bereicherung für unsere Gesellschaft sein. Vielfalt bringt multikulturelle Kreativität und Gedankenerweiterung.

Ja, ich bin für Transparenz, was die Herkunft von Tätern und Opfern von Kriminalität betrifft. Meine Klienten, die Migrant/Innen sind, wollen auf keinen Fall, dass ihre Landsleute Straftaten begehen und damit all ihren Landsleuten schaden. Sie wollen, dass ihre Kinder anerkannt und geschätzt werden für ihre Leistungen, ihre Kultur, ihre Charaktereigenschaften. Also ja: Transparenz und Ursachenforschung bei Gewalttaten – das kann unser Zusammenwachsen unterstützen und den zugewanderten Kindern und Jugendlichen Perspektiven eröffnen – gerade im akademischen Bereich.

NDR – Landespolizei in SH muss Nationalität von mutmaßlichen Tätern nennen

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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