Freunde? Nein, Freunde habe ich nicht

Dank einer lieben Gefährtin habe ich mich in den letzten Tagen viel mit dem Thema „Freundschaft“ befasst. Ich kenne zwar wundervolle Menschen, mit denen ich mich treffe und mit denen ich wundervolle Erlebnisse teile, doch Freunde? Nein, Freunde habe ich nicht. So wie meine Zweierbeziehungen sehr intensiv waren und stets einen Anfang und ein Ende kannten, waren auch meine Freundschaften geprägt von Intensität und Bruch bei Lebensveränderungen. Warum kann ich keine dauerhaften Freundschaften pflegen? Warum fällt es mir so schwer, Menschen zu „behalten“, wenn sich doch alles andere stets so rasch wandelt?

Schon meine Eltern waren freundschaftsfrei

Bild von Herney Gómez auf Pixabay

Meine Mutter hatte es nicht, mein Vater hatte es nicht: Den besten Freund, die beste Freundin. Mein Papa stammt aus einer Generation, wo Männer zwar durchaus lange Beziehungen zu anderen Männern pflegten, aber da waren Gespräche über Privates fast ein Tabu. Männer sprachen über Politik, Sport, Hobbys, Technik, die eigene Leistung beim Aufbau der Familien-Dynastie und die entsprechenden Erfolge beim Nachwuchs. Da mein Papa sich für keines dieser Themen wirklich interessierte, beschränkte sich seine Kontaktpflege auf Verwandtschaftsbeziehungen, Berufskollegen, Freizeitabenteuer und später Begegnungen mit Hilfsbedürftigen im Ehrenamt.

Auch meine Mutter hatte keine Freundinnen – zumindest nicht, seit ich auf der Welt bin. Sie erzählte mir, dass sie als Kind immer nur mit Jungens gespielt hatte. Meine Mutter interessierte sich sehr wohl für Politik, Sport, Gesellschaft und alles, was mit Ethik und Sinn zu tun hatte.

Frauenthemen waren nicht ihr Ding. Sie pflegte als Mädchen und junge Frau zwar Freundschaften mit Jungens – doch nur platonisch. Nachdem sie meinen Vater kennengelernt hatte, war es mit diesen Freundschaften natürlich vorbei. Hatten wir Besuch, war sie immer die, die in die Tiefe ging bei Gesprächen, doch echte Freundschaften haben sich nie aus diesen wertvollen Begegnungen entwickelt.

Ich und meine Eltern

Wie sehr ich doch Kind meiner Eltern bin! Wie eine Mischung aus den Beiden. Ich mag keine Freundschaften aus den gleichen Gründen wie die Beiden: Mein Vater wollte keine Freundschaften, da er von keinem Menschen festgenagelt werden wollte – meine Mutter war wohl zu empfindlich für Freundschaften – sie war ein sehr leicht verletzbarer Mensch.

Was ich in meinem Leben gelernt habe, ist, dass man ein buntes Leben voller liebevoller Begegnungen haben kann, auch ohne feste Bindungen einzugehen.

Meine Mutter war einen Großteil ihres Lebens einsam und traurig. Das tut mir unendlich leid. Mein Vater hatte immer viele soziale Kontakte, durch den Beruf, durch die Kirche, durch Gaststättenbesuche. Er war gern albern und er kümmerte sich gern um bedürftige Menschen.

Ich selbst bin sowohl wie meine Mutter, die bei Gesprächen stets in die Tiefe gräbt, als auch wie mein Vater, der gern kurze Begegnungen hat, jedoch Freundschaften meidet.

Klar hat es Nachteile, wenn man keine festen Freunde hat. Wer kümmert sich, wenn ich alt und klapprig werde? Wer hilft mir bei Umzügen und Reparaturen? Wer fährt mich, wenn ich nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln reisen kann?

Vor einigen Jahren traf ich eine sehr alte Frau im Zug, die nie geheiratet hatte. Wir kamen ins Gespräch und sie erzählte mir, dass sie diese Probleme trotz Bindungsfreiheit immer locker bewältigen konnte. So, als hätten sich ihr Körper und ihr Schicksal darauf eingestellt, dass sie es mit einer extrem freiheitsliebenden Frau zu tun haben.

So, wie sich ein Hund darauf einstellt, wie sein Frauchen ist, hat sich sozusagen ihr ganzes Leben auf ihre Sonderlichkeit eingestellt. Die ausgesprochen attraktive Frau war 90 Jahre alt, als ich sie traf. Vor Kurzem war sie zum ersten Mal schwerer erkrankt und musste längere Zeit ins Krankenhaus. Klappte alles wunderbar, erzählte sie mir. Sie hat keine Freunde vermisst, es ging stets auch anders. Das hat mich sehr erleichtert.

Freundschaft

Freundschaft zum Nächsten,
Freundschaft im Augenblick.
Schau nicht nach vorne,
schau nicht zurück.
Leben ist Freundschaft
im ganz großen Wir.
Freundschaft zum Leben,
Freundschaft mit Dir.

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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