Lohnt sich ein Coaching? Welche Erwartungen gibt es?

Ich selbst gehöre zu den Menschen, die kein Bedürfnis nach einem Coach haben. Selbstverständlich bin ich nicht perfekt, doch meine wenigen Erfahrungen mit Coachings haben mich darin bestärkt, dass mir das nichts bringt. Ich selbst bin zwar im Bereich Coaching tätig, doch meine Coachings sind auf sehr konkrete Dinge ausgerichtet: Der richtige Job, die richtige Karrierestrategie, die richtige Zukunftsperspektive, die richtige Marketing-Kommunikation. Ich sehe mich in meinen Coachings als Beraterin. Doch was wünschen sich Menschen, die ein Coaching wünschen? Und bekommen sie das, was sie sich wünschen?

Beratung oder Coaching?

Ich komme aus der Gründungs-, Marketing- und Unternehmensberatung, und meine Einstellung zu meinen jetzigen Kunden ist die gleiche wie eh und je: Ziele anhand der IST-Situation festlegen, Strategien entwickeln, Umsetzung planen. Gemeinsam arbeiten wir auf Augenhöhe daran, mit IST-Analyse, gewinnorientierter Idee, Marktbeobachtung zu einer Entscheidungsfindung zu kommen, die trägt. Eigentlich ist es nebensächlich, ob es um eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung geht, eine berufliche Umorientierung, um Karriereplanung im Unternehmen – oder um Unternehmensentscheidungen. Beratung lässt die Persönlichkeit weitgehend in Ruhe.

Was ist Coaching?

Coaching wird meist gewählt, um die Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Ich habe in letzter Zeit einige Menschen kennenlernen dürfen, die in Coachings von mehr oder weniger bekannten Speakern investiert haben. Sie haben mir erklärt, dass sie mit Unterstützung dieser Angebote lernen wollen, ein erfüllteres, glücklicheres und finanziell unabhängigeres Leben zu führen.

Ich glaube, die Bedürfnisse sind im Wesentlichen folgende:

  • Finanzielle Unabhängigkeit bis hin zu Reichtum – und den Aufbau eines bedeutenden passiven Einkommens
  • Die Erfüllung einer Partnerschaft, die dauerhaft zu Geborgenheit, erotischem Glück, echter Freundschaft, dem Aufbau von Familie, Status und Sicherheit führt
  • Reisen können, viel Freizeit haben, Luxus genießen
  • Anerkennung in Gesellschaft und Beruf erfahren
  • Die eigene Persönlichkeit erkennen, wertschätzen, ausleben können – die eigene Berufung finden
  • Spirituelle Weiterentwicklung Richtung Erleuchtung. Freiheit von Fremdbestimmung, Krankheit, Gewalt, Unterdrückung, Missachtung und Demütigung

Sicher habe ich noch einiges vergessen bei dieser Liste, doch Menschen, die bereit sind, vier- bis fünfstellige Beträge in Coachings, Seminare, Video-Kurse, Bücher etc. zu investieren, haben große Sehnsüchte bzw. einen hohen Leidensdruck, und ich habe höchsten Respekt davor. Ich glaube nicht, dass sie sich nach einem Coach sehnen, weil sie zu viel Geld und zu wenig zu tun haben – ich glaube, dass sie Rettung brauchen von ihrem Leid. Ob die Speaker und Coaches durch ihre Angebote heilend tätig sein können, weiß ich nicht. Ich lasse mich gern überzeugen.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay 

Beratung, Coaching oder Psychotherapie?

Wie oben erwähnt, bin ich selbst kein potenzieller Kunde für Coachings und Kurse zum „Reich und Glücklich“-Weg. Ich bin weiterhin davon überzeugt, dass allein die charismatischsten Anbieter dieser Produkte wirklich Geld damit verdienen – und dass die Hoffnungsvollen ein wenig Sektenanhängern ähneln, die (vergeblich) auf den Schlüssel hoffen, der ihnen aus ihrem Leid hilft. Für mich ähneln diese Gurus den Wunderwasserverkäufern im Wilden Westen.

In meinen Jobcoachings und Sozialcoachings mit seelisch belasteten Langzeitarbeitslosen berichten mir viele meiner Klienten, dass ihnen Psychotherapie sehr geholfen hat – vor allem im Bereich der kognitiven Verhaltenstherapie. Häufig geht es bei den Erkrankungen um Angststörungen, Depressionen, Essstörungen, Sozialphobien, posttraumatische Belastungsstörungen, Zwangsstörungen.

In der von gesetzlichen Krankenkassen bezahlten Psychotherapie begibt man sich in die Hände von Experten, die eine langjährige, gesetzlich festgelegte Ausbildung durchlaufen haben und in der Regel viel berufliche Erfahrung mit psychisch Erkrankten sammeln konnten.

Was ich bis vor Kurzem nicht wusste: Es ist möglich, sich auch ohne ärztliche Überweisung eine/n Psychotherapeuten/In zu suchen. Allerdings muss bei dem Anbieter eine Kassenzulassung vorliegen. Die Suche ist sehr aufwändig – häufig gibt es Patientenstopp oder zumindest lange Wartezeiten – doch die Berichte meiner Klienten/Innen haben mich darin bestärkt, dass sich die Mühe auszahlt: Dieser Weg lohnt sich.

Persönlichkeitsreifung

Wir leben in einer Zeit, in der wir Menschen uns immer häufiger mit dem Thema Persönlichkeitsentwicklung beschäftigen. In Kulturen, die auf der Maslowschen Bedürfnispyramide (hier bei Wikipedia) weit oben angekommen sind – bei Individualbedürfnissen und Selbstverwirklichung – gibt man sich nicht mehr mit sozialen Aufstiegschancen zufrieden.

Einige Menschen wählen freiwillig für sich andere Ziele als Besitz, Familie und hohe gesellschaftliche Positionen. Menschen erfahren aber auch, dass Sicherheiten wie Familie, Besitz und Position nicht mehr so zuverlässige Fundamente sind wie vor einigen Jahrzehnten.

In den Medien gibt es unzählige Materialien zur Persönlichkeitsentwicklung. Wer dort forscht, wird sicher genau die Richtung finden, die passt. Eine der Richtungen ist die Vorstellung, dass man sich ein glückliches, erfülltes, sorgenfreies Leben wünschen kann vom Universum. Eine andere Richtung sagt, dass es darum geht, sich von materialistischen Wünschen zu befreien. Wieder andere Schwerpunkte liegen in der Heilung von Krankheiten durch spirituelle Transformationen, ganzheitliche Lebensführung, Nahrungsumstellungen und körperliche Praktiken wie Yoga.

Ich persönlich misstraue zwar den „Reich und Glücklich Speakern“ (die in der Regel kein Einzelcoaching anbieten, weil sie da weniger Profit durch generieren können), doch so lange man sich nicht verschuldet, kann es sicher auch ein Weg sein, diesen charismatischen, begeisternden Menschen zu folgen wie Tobias Beck, Robert Betz, Laura Malina Seiler, Kurt Tepperwein… Häufig sind die Communitys dieser Coaches sehr aktiv und haben eigene Gruppen, in denen man sich austauscht und sich näher kennenlernt.

Ich selbst bleibe, was ich seit vielen Jahren bin: strategische Beraterin von Selbstständigen und Gründern, Karrierecoach, Coach bei der beruflichen Umorientierung, Sozialcoach für Menschen, die an ihren Selbstzweifeln leiden. Und ich freue mich, dass sich immer mehr Frauen und Männer für Psychologie, Spiritualität, seelische Gesundung und Persönlichkeitsentwicklung interessieren.

Eine spannende Zeit! Und hier ist mein persönlicher Lieblings-Weiser: Eckhart Tolle, geboren 1948 in Lünen bei Dortmund. Seit seinem 13. Lebensjahr lebt er im Ausland, hat aber die deutsche Sprache nicht verlernt. Bei YouTube gibt es viele Videos mit ihm – sieben Bücher hat er geschrieben, ich mag seine Hörbücher auf Deutsch sehr.

Eckhart Tolle 2010 in Karlsruhe

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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