Vor allem junge Menschen sind vom medialen Stress in der Freizeit betroffen, so die Ergebnisse einer Studie der GfK (Gesellschaft für Konsumforschung). Obwohl durch die Corona-Einschränkungen sehr viel mehr Freizeitaktivitäten in den eigenen vier Wänden stattfinden, entsteht auch bei älteren Menschen in Deutschland der Druck, etwas zu verpassen. Neben den Anforderungen im Beruf, in der Familie und in Bezug auf Selbstoptimierung/ Selbstverwirklichung gibt es eine weitere Gefahr, in einen Burnout zu geraten: Die Freizeit.
Lebensplanung
Jeder dritte Deutsche fühlt sich durch die eigene Lebensplanung gestresst, so die Ergebnisse der Studie. 2015 waren es erst zwanzig Prozent (18 Prozent bei den Frauen und 22 Prozent bei den Männern). Der größte Stressfaktor ist das Internet. Vor zehn Jahren waren weniger als die Hälfte der Menschen in Deutschland regelmäßig online aktiv, heute sind es 97 Prozent. Zwei Drittel nutzen regelmäßig Social Media.
Über die Hälfte der jungen Menschen zwischen 18 und 34 Jahren empfinden Stress wegen der Mediennutzung ihrer Mitmenschen. Wahrscheinloch handelt es sich hier häufig um Stress durch WhatsApp und ähnliche Medien, bei denen man sich zum (schnellen) Antworten verpflichtet fühlt. Auch das eigene Verhalten im Web sowie die ständige Konfrontation mit Schönheit, statusorientierten Erfolgen, Selbstoptimierung und herausragenden Reisen macht Stress. 41 Prozent der jungen Menschen empfinden online Freizeitstress, in der Gesamtbevölkerung sind es nur 26 Prozent.
Seit 40 Jahren wird die Untersuchung zum Freizeitverhalten der Deutschen durchgeführt. Nur vier Freizeitaktivitäten zählen seit 1982 zu den häufigsten Beschäftigungen: Musik hören, Fernsehen, den eigenen Gedanken nachgehen – oder mit Anderen über wichtige Dinge reden. Erstaunlich mag klingen, dass die häufigste Freizeitbeschäftigung von 1982 – Zeitung lesen – heute kaum noch eine Rolle spielt, ebenso wie „etwas mit Freunden unternehmen“ oder ein Buch zu lesen.
Heute bleiben viele Menschen in ihrer Freizeit zu Hause. Seit der Corona-Einschränkungen hat dieser Trend noch weiter zugenommen. So langsam scheint auch die Sorge, etwas verpassen zu können, abzunehmen. Dafür entsteht immer mehr Freude, wenn man etwas verpassen kann.
Quelle: Der SPIEGEL vom 20.09.22