Mein persönliches Fazit zu Corona: Weltweite Familienaufstellung?

Nun begleitet mich also die Pandemie Corona seit Januar 2020. In dieser Zeit bin ich viele verschiedene Phasen durchlaufen – und nun will ich ein Zwischenresümee ziehen. Wer es lesen mag – gern! Zurzeit befasse ich mich aus beruflichen Gründen viel mit systemischer Beratung. Beim systemischen Ansatz gefällt mir, dass man nicht nach „Schuld“ sucht bei einzelnen Menschen (Vater, Mutter, Kindheit…) sondern dass man sich das System ansieht, in dem ein Mensch lebt und gelebt hat. Wir werden von unserer Umgebung geprägt wie Gänseküken – und unsere Persönlichkeit findet Wege, mit dieser Umgebung so gut wie möglich zurecht zu kommen. Fertig.

Zahlen, Prognosen und Prozesse in verschiedenen Systemen

Wir alle verfolgen wahrscheinlich täglich Pandemie-Zahlen und Entwicklungen auf der ganzen Welt. Asien, USA, Afrika, Europa… Innerhalb von Europa die verschiedenen Kulturen vom schwedischen Weg bis zu südeuropäischen Ländern. Dann innerhalb von Deutschland die verschiedenen Bundesländer mit ihren verschiedenen Grundhaltungen und Herausforderungen: Jedes Bundesland ist anders – ja, und auch jede Gemeinde ist anders.

Eva Ihnenfeldt und ihre geprägte Persönlichkeit

Zunächst zu meiner Persönlichkeit: Wenn ich in Bezug auf Corona zwischen den drei Prototypen der menschlichen Angst vor dem Tod von 1 bis 10 gewichten soll, sieht es Folgendermaßen aus:

  1. Angst vor Infizierung und schwerer Erkrankung meiner Liebsten:
    3 Punkte
  2. Angst vor Verarmung und Verlust der gesellschaftlichen Zugehörigkeit:
    5 Punkte
  3. Angst vor Unterdrückung, Diktatur und Krieg: 7 Punkte

Jeder Mensch nimmt hier andere Gewichtungen vor, und das ist gut so. Keine der Bewertungen ist wahrer oder unwahrer, besser oder schlechter. Wir haben unsere Biografien, Erfahrungen und Wertesysteme – wir haben das Recht, auf unser Innenleben Rücksicht zu nehmen.

Corona – die weltweite Familienaufstellung?

Ich bin froh, in Deutschland zu leben. Ich mag die Beamtenmentalität der Deutschen, auch wenn sie nicht gerade sexy ist. Ich mag es, dass wir uns darum bemühen, soziale Absicherung aller Bürger und die Erfüllung der verfassungsrechtlichen Aufträge ernst zu nehmen.

Bild von Venita Oberholster auf Pixabay 

Die Demokraten
Von meiner Persönlichkeit her bin ich bei den politischen Entscheidungskriterien am Ehesten „Team Schweden“. Ich gönne es den Schweden, dass sie Erfolg haben bei ihrem Umgang mit dem neuen, unbekannten Virus. Ich bewundere, dass sie so ungern Bürgerrechte einschränken – und ich freue mich, dass die Mortalitätsrate 2020 in Schweden trotz dieser Hoffnung auf „Herdenimmunität“ die drittgeringste in den letzten 11 Jahren ist. Herzlichen Glückwunsch!
heise.de vom 10.12.20: Der schwedische Coronaweg – Erfolg oder Misserfolg

Die Autoritären
Ost-Asien hingegen – und insbesondere China – ist den Weg der staatlichen Eingriffe und der digitalen Überwachung gegangen. Das hat sich ebenfalls bewährt, wenn man sich die Fallzahlen anschaut. Durch die konsequente Selektion und Isolierung von Infizierten ist es vielen Ländern in Asien gelungen, Corona regelrecht auszuhungern.
Was ich persönlich davon halte? Nun ja, da bin ich gespalten. Auf der einen Seite bin ich für Transparenz und ein Leben „mit offenem Visier“, auf der anderen Seite fürchte ich Autokratien wie kaum etwas Anderes im Leben. Kein Wunder; Meine Eltern haben den Nationalsozialismus als Kinder erlebt. Ob steinzeitlich oder hochtechnisch: Ich verabscheue es, wenn der Staat sich zum Diktator aufschwingt.
cicero.de vom 22.11.20: Corona in Asien – China, Taiwan, Japan

Soooo viele Kulturen, so viele Systeme, so viele bitterarme, ärmere, wohhabende und superreiche Nationen. Und es fasziniert mich, wie unterschiedlich all diese „Familien“ mit der Bewältigung dieses fremdartigen Virus umgehen. Von laissez faire bis autoritär, von respektvoll bis brutal, von sozial bis liberal – alles dabei, und alles vermischt mit Religionen, Werten, Traditionen.

…und die Strategie hier in Deutschland – meine Meinung

Ich bitte darum, dass wir Deutschen Erbarmen haben mit unserem deutschen „Familien-System“. Auch wenn wir vielleicht etwas überfürsorglich sind – oder wenn wir bei staatlichen Eingriffen vielleicht etwas zu zögerlich sind – wir kümmern uns um die, die betroffen sind!

Der deutsche Staat zahlt vorbildlich Kurzarbeitergeld, unterstützt (wenn auch zu wenig) die Selbstständigen und Unternehmer und kümmert sich weiterhin um die sozial Schwachen. Wir versorgen die Risikogruppen, so gut wir es vermögen und wir entwickeln Strategien, wie wir unser Gesundheitssystem trotz der vielen Einsparungen in den letzten Jahrzehnten aufrecht erhalten.

Ja, für mich benimmt sich der deutsche Staat ein bisschen wie Helikoptereltern. Das ist doch auch süß, dass es so ist! Klar werden wir wohl ewig brauchen, bis wir „durchseucht“ sind bei dieser fürsorglichen Haltung – doch alles hat seinen Preis! Ich möchte keinen liberalen Staat, der nur auf Gewinn, Innovation und Wachstum schaut, und der Menschen ausschließlich bewertet anhand ihrer Nützlichkeit.

Ich finde es bewundernswert, wenn Kinder von Senioren freiwillig in die soziale Isolation gehen, um weiterhin ihre Eltern begleiten und pflegen zu können. Ich mag es, wenn wir alle Maske tragen – nicht nur aus Angst vor unserem Nächsten, sondern vor Allem, aus fürsorglicher Rücksicht! Ich bin berührt davon, wenn wir mit unserer sprichwörtlichen Disziplin, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit die Regeln einhalten – auch wenn wir sie vielleicht nicht alle einsehen.

Kurz und gut: Ich bin zufrieden. Ich selbst kenne niemanden, der erkrankt war oder ist an Corona. Ich kenne zwar vom Hörensagen einige positiv Getestete, die in Quarantäne mussten oder sind, und ich kenne zwei Facebook-Freunde, die während ihrer Corona-Krankheit Tagebuch geführt haben bei Facebook – was ich extrem hilfreich fand.
Der Eine war Thomas Sattelberger, 71 Jahre alt, Bundestagsabgeordneter der FDP, und die Andere war Fatma Karacakurtoglu, 44 Jahre alt, Vorsitzende des Dortmunder Vereins „Train of Hope“ und Stadtratsmitglied der Linken.

Klar wäre ich gern so cool wie die Schweden und so digital wie die Estländer. Beides Beispiele für vorbildliche Bürger-Demokratien. Auch die Schweiz entspricht in Vielem meinem Wertebewusstsein. Doch Deutschland ist meine Heimat, und Deutschland passt zu mir. Ich mag Angela Merkel und ich vertraue darauf, dass wir so mit die Letzten sein werden, die ins materielle Elend stürzen oder die eine Autokratie errichten. Was weltweit nun an Change im Gange ist, kann ich nicht beurteilen – aber ich wüsste kein Land, in dem ich gerade lieber leben würde als hier – auch nicht in Schweden…

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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