Sich selbst belohnen? Oder besser umprogrammieren?

Eins habe ich im Laufe meiner therapeutischen Arbeit gelernt: Die Aufarbeitung von negativen Erfahrungen und den daraus resultierenden Lähmungen, Ängsten und Blockaden ist unerlässlich. Doch entscheidend sind immer die Lebensstil-Änderungen, die erfolgen. Ich nenne es gern den inneren „Wohnsitz-Wechsel“.

Häufig haben diese Änderungen mit Arbeit zu tun, aber es können auch private Lebensstil-Änderungen sein, wie Änderungen in familiären Beziehungen, des Freundeskreises, der Gewohnheiten. Man kann neue Fähigkeiten erwerben, neue Communitys, neue Hobbys. Besonders hervorzuheben sind Änderungen in Bezug auf die Gesundheit: Bewegung, Ernährung, geistige und seelische Ernährung…

Angst vor Bestrafung

Bild von Alexandra_Koch auf Pixabay

Tatsächlich überwinden wir nicht selten unseren „Inneren Schweinehund“ dann, wenn wir Angst vor negativen Konsequenzen haben. Der Arzt stellt eine lebensbedrohliche Diagnose aufgrund unseres destruktiven Verhaltens (Rauchen, Trinken, Zucker…), der/die Partner/In verlässt uns aufgrund unseres Verhaltens, der Arbeitgeber oder das Jobcenter droht mit Kündigung bzw. Sperre.

Leider führen bestrafende Konsequenzen häufig zu Trotz, da sie als Freiheitsberaubung empfunden werden. Strafen wirken zwar schnell, doch meist nur kurzfristig (wie Prügel bei Kindern). Besser wirken verstärkende Belohnungen (siehe Video am Ende des Beitrags).
B. F. Skinner: Behaviorismus – Lernen durch Belohnung

Erfolg durch Belohnungen

Bild von Graphix Made auf Pixabay

Eltern und Lehrer haben zu früheren Zeiten in erster Linie durch die Angst vor Bestrafung und Schmerz ihre Kinder erzogen. Heute ist diese diktatorische Pädagogik verpönt – zum Teil sogar gesetzlich verboten. Stattdessen werden Kinder belohnt, wenn sie erwünschtes Verhalten zeigen. Die operante Konditionierung „Wenn ich etwas Bestimmtes tue, erhalten ich dafür etwas, was mich glücklich macht“ hat sich im kapitalistischen Zeitalter immer weiter ausgedehnt. Viele Belohnungen haben einen materiellen Wert und sind durchaus auch gesundheitsschädlich, zum Beispiel, wenn erwünschtes Verhalten mit Süßigkeiten oder Medienkonsum belohnt wird.

Nudging – Verhaltenssteuerung durch subtiles Anstupsen

Selbst der Staat, der durch die Etablierung demokratischer Strukturen auf das Wohlwollen der Bürger angewiesen ist, bemüht sich, seine Bürger/Innen durch Belohnungen zu erwünschtem Verhalten zu erziehen. Lobende Anerkennungen, gesellschaftliche Hervorhebung, Karrieremöglichkeiten, Ansprache des schnellen Belohnungssystems… Das Thema Nudging (freundliches Anstupsen) ist seit den Neunziger Jahren ein wichtiges Thema in der Politik geworden. In vielen Fallen wird das Unterbewusste angesprochen, etwa durch angenehme Sinnesansprache, emotionale Impulse, automatische Belohnungsmechanismen.
die-debatte.org – Nudging als Instrument der Politikgestaltung

Selbstprogrammierungen „Weil ich es mir wert bin“

Es gibt allerdings auch die Möglichkeit, sich ohne manipulierende Techniken selbst zu Verhaltensänderungen zu bringen. In Filmen und Serien ist es häufig so, dass der/die Held/in eine entscheidende Änderung des bisherigen Lebens vornimmt, weil die bisherige Lage nicht mehr akzeptiert werden kann.

Ein entschiedenes „Es reicht“ kann dazu führen, dass man bereit ist, Opfer für die angestrebten Lebensänderungen in Kauf zu nehmen. Oder noch besser: Dass Überwindungen und neue Verhaltensweisen nicht mehr als Opfer empfunden werden, sondern als genussvolle Liebestat. Weil man sich selbst liebt, hat man Freude am gesunden Lebensstil, an der eigenen Leistung, an körperlicher Arbeit, an geistigem Wachstum, an friedvollen, liebevollen Beziehungen – an einem ganz neuen Leben.

Weil ich mich liebe

Entscheidend für diese Kraft zur Lebensänderung ist die wahrhaft empfundene Selbstliebe. Sich ganz so, wie man ist, aus ganzem Herzen lieben zu können, ist Voraussetzung dafür, Änderungen nicht an Belohnungen von außen zu knüpfen. Die Lebensstil-Änderung an sich ist genussvolle Belohnung. Man beginnt, sich sportlich zu betätigen, man beginnt, gesund zu essen, man hört mit schädigenden Suchtmitteln auf, man erkennt, wie wunderbar es ist, ein Mensch sein zu dürfen.

Immer wieder erlebe ich diese Transformation bei meinen Coachees. Allerdings kann die Selbsterkenntnis des „Ich bin mein eigenes, über alles geliebtes Menschlein“ auch wieder verkümmern, wenn sie nicht gefüttert wird.

Selbstprogrammierung hin zum Glück ist nur dann nachhaltig erfolgreich, wenn sie tagtäglich erlebt wird. Darum ist es so wichtig, den „Inneren Wohnsitz“ zu wechseln. Genau so, wie es unsere Helden im Film tun. Das Ganze nennt man dann den Weg zur intrinsischen Motivation. Man wird frei von äußerer Belohnung. Genau das ist Freiheit. Genau das ist ein selbstbestimmtes Leben. Egal, wie da draußen die Stimmung gerade ist…

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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