Unsere HerkunftsFamilie: Stoff für eine Netflixserie?

Um versöhnt und frei zu sterben (und zu leben), ist es unabdingbar, sich mit seiner Herkunftsfamilie zu versöhnen. Ja, selbst wenn das Leben in Kindheit und Jugend schmerzhaft, demütigend, lieblos und angstbesetzt war, ist es leider eine Sackgasse sich vorzunehmen „Ich lasse die Vergangenheit hinter mir – Deckel zu, Affe tot“. Sich mit Eltern, Großeltern und anderen Seelenverwandten zu versöhnen, kann gelingen über eine Genogramm-Arbeit. Denn dabei wird einem bewusst, dass der gewalttätige Vater auch eine schlimme Kindheit hatte – und die depressive Mutter ihrer Lähmung hilflos ausgeliefert war aus Gründen…

Wie Genogramm-Arbeit funktioniert

Ein Genogramm ist die Aufzeichnung eines Familien-Stammbaums, in dem auf die Beziehungen untereinander ein Augenmerk gelegt wird. So ergeben sich aus den vielen Menschen, die miteinander über Bluts- oder Lebensgemeinschaft verbunden sind, Strukturen, Systeme und Geschichten. Wurden bisher im Genogramm vor Allem nach Störungen und Defiziten gesucht, verändert sich gerade der Blickwinkel im Coaching und in der Therapie. Mit Wertschätzung, Respekt und Nächstenliebe ist es möglich, jedem Mitglied eines Familiensystems seine Bedeutung zurückzugeben – und damit auch die Geschichten, die unser Leben bestimmen.

Wichtig ist, dass man zu zweit den „Stammbaum“ erstellt. Im Internet und bei YouTube gibt es zahlreiche Anleitungen, bei Google Fotos sehr Ihr Beispiele. Sobald Ihr die Grundregeln des Genogramms verstanden habt, kann es losgehen.
Anleitung zum Erstellen eines Genogramms

Einer malt (zeichnet auf), einer erzählt. Dadurch, dass der Aufzeichnende immer weiter fragen muss, um die „Landkarte der Ahnen“ einigermaßen korrekt wiederzugeben, wird dem Erzählenden dies und das bewusst, was vielleicht verschütt gegangen war in der Erinnerung.

In der Genogramm-Arbeit können häufig Bewertungen und Gefühlswahrnehmungen transformiert werden. Die „herrische“ Oma wird durch Lebenszusammenhänge zur tüchtigen Familienanführerin. Der weinerliche Onkel wird zum einsamen, ungewollten „Bankert“ (verächtliche Bezeichnung für ein uneheliches Kind), und die gierige Erbschleicherin zur Überlebenskämpferin.

Natürlich kann man auch versuchen, allein ein Genogramm aufzuzeichnen, doch im Dialog und in der gemeinsamen Arbeit am „Projekt“ ist es möglich, sich zu befreien aus Schmerz, Ungerechtigkeitsempfinden, kälter Wut…

Es ist empfehlenswert, so ein Genogramm mit einer möglichst unbeteiligten Person zu erstellen. Je weniger verflochten man ist, desto besser.

Um aus der (ver-)urteilenden Bewertung herauszukommen kann es hilfreich sein sich vorzustellen, die eigene Familie wäre Stoff bzw. Drehbuch für ein großartiges Kunstwerk. Wie würde das Werk heißen? Was daran wäre so großartig? Was ist Deine eigene Aufgabe in dieser Geschichte? Hältst Du dann diesen Schlüssel in Deinen Händen, bist Du vom Opfer zum Gestalter emporgestiegen. Und glaub mir, so lebt es sich bedeutend angenehmer 😉

Als Beispiel nehme ich nun meine eigene Familiengeschichte. Würde mich freuen, wenn es inspirierend ist für Dich, Deine eigene Serie/ Deinen eigenen Roman oder Film zu visualisieren.

Wir Überlebenden

Wir Überlebenden ist die Geschichte eines deutschen Familienclans, der nie auf der Gewinnerseite des Lebens stand. Die Serie erzählt die Geschichte der Knechte und Mägde, die in der Zeit der Industrialisierung ins Ruhrgebiet kamen und dort sesshaft wurden, aus der Perspektive mehrerer Familien, die sich durch Heirat  verbunden hatten.

Ferdinand wurde 1880 geboren als uneheliches Kind eine Magd im katholischen Paderborner Land, die von ihrem Gutsherren vergewaltigt worden war. In Bochum heiratete er als junger Mann ein Mädchen, Theresia, das irgendwie als unverheiratete Dienstmagd schwanger geworden war und einen Jungen zur Welt gebracht hatte. Die Beiden zeugten in den Folgejahren noch 12 weitere Kinder, von denen drei Mädchen im Kleinkindalter starben – und zwei Jungen als Soldaten im zweiten Weltkrieg fielen.

Bernhard war das zweitjüngste Kind der Familie. Er war 17, als das Nazireich im Krieg zusammenbrach. Er heiratete Helga, ein Mädchen aus einer protestantischen Familie. Da er eigentlich die Bestimmung hatte, katholischer Priester zu werden – jedoch das Priesterseminar vorzeitig verlassen hatte – hatte er mit seinem Abitur den gesellschaftlichen Aufstieg geschafft. Er wurde Beamter,  Rechtspfleger.

Helga war die Erstgeborene einer protestantischen Proletarierfamilie, die aus Ostpreußen über Hessen ins Ruhrgebiet eingewandert war. Das sehr intelligente, ehrgeizige Mädchen konnte selbst nicht aufschwingen, da ihre Mutter als Alleinerziehende im Krieg zu wenig Einkommen hatte, um ihre beiden Mädchen zu versorgen. Bernhard und Helga zeugten ein Mädchen, Eva-Maria, und dieses Mädchen bin ich. Mit der Begabung, Sippenreisen in die Vergangenheit zu träumen, führe ich Euch in der Serie „Wir Uberlebnden“ in Szenarien meines Familienclans in eine Welt voller Armut, Gewalt, Unterdückung, Krieg und Hilflosigkeit. Und in eine Welt, wo trotz aller Not Menschen nicht verlernten, zu träumen, zu lachen, zu glauben und zu vertrauen.

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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