Bauwirtschaft und Handwerk in der Krise – Fachkräftemangel und Digitalisierung

Bauwirtschaft und Handwerk sind Gewerke, die mit körperlich schwerer Arbeit verbunden werden. Doch welche jungen Menschen wollen noch Berufe ergreifen, die nicht nur mit extremen Anstrengungen verbunden sind – sondern auch damit, dass auf Dauer irreparable körperliche Schäden entstehen können! Das ist eins der Probleme in Bauwirtschaft und Handwerk. Die zweite Problematik liegt im notwendigen Wandel hin zu Robotik, Digitalisierung der Arbeitsprozesse, Nachhaltigkeits-Anforderungen, CO2-Vermeidung und technologische Innovation. Die Berufsbilder ändern sich grundlegend – die heutigen Fachkräfte im Bau und im Handwerk brauchen digitale Kompetenz.

Bauwirtschaft im Wandel

Bild von Jason Goh auf Pixabay

Wie in der Industrieproduktion muss auch in der Bauwirtschaft umgedacht werden. Der Einsatz moderner Technologien, die ständig optimiert und weiterentwickelt werden, ist eine große Herausforderung für die Bauwirtschaft. So beeinflusst schon allein die Auswahl von Baumaschinen wie Stapler, Arbeitsbühnen, Kränen – siehe DID-Group – die Effizienz und Sicherheit am Bau aufgrund des Einsatzes innovativer Technologien und digitalisierter Arbeitsprozesse.

3D-Druck im Bauwesen

3D-Druckverfahren im Bauwesen haben sich in den vergangenen drei Jahren in Bezug auf die Errichtung von 3D-gedruckten Wohnhäusern so sehr weiterentwickelt, dass für das Jahr 2025 ein Durchbruch erwartet wird. Ende 2024 wurde das erste öffentlich geförderte Mehrfamilienhaus aus einem 3D-Drucker mit einer Gesamtwohnfläche von fast 424 Quadratmetern bezugsfertig. Baubeginn war im Juli 2023. Die reine Druckzeit betrug laut Handelsblatt 118 Stunden.

BIM (Building Information Modeling)

Die Bauwerksinformationsmodellierung (BIM) beschreibt eine softwarebasierte Arbeitsmethode für den Bau und die Bewirtschaftung von Bauwerken. Bauplanung und Bauausführung werden digital modelliert und verwaltet.

BIM ist der Grundstein der digitalen Transformation in Architektur, Ingenieurwesen und Konstruktion. BIM-Modelle können auch in der Gebäudebetreibung eingesetzt werden, für Wartungsaufgaben und die Steuerung des Energieverbrauchs.

Building Information Modeling (BIM) ist eine digitale Planungsmethode, die sich gerade weltweit in der Baubranche verbreitet. BIM wird bereits in vielen Ländern als Standard für öffentliche Bauprojekte vorgeschrieben. BIM soll nach politischem Willen in Deutschland auch zum Turbo für Baugenehmigungen werden, was und zum nächsten Problem führt: den langwierigen Genehmigungsprozessen bei Bauprojekten

Ausufernde Regulierungen erschweren Bauprojekte

Nicht nur die Vollkasko-Mentalität unserer heutigen Wohlstandsgesellschaft stellt die Bauwirtschaft vor enorme Probleme, da Planungsprozesse selbst bei kleineren Bauvorhaben sehr lange und komplizierte Genehmigungsprozesse durchlaufen müssen. Grundsätzlich liegen die gravierenden Problematiken und Gefahren in den Auswirkungen menschlicher Eingriffe in die Grundlagen des Lebens.

Niemand wird wohl bezweifeln, dass die Auswirkungen des industriellen Zeitalters und der weltweiten Entwicklung dazu geführt haben, dass sämtliche Nationen verpflichtet sind, bei Bauprojekten aller Art immer genauere Regulierungen festlegen und anwenden müssen – nicht nur im Hinblick auf Ökologie und Klimawandel, sondern auch im Hinblick auf die Auswirkungen für Mensch und Gesellschaft.

Zwar wird in der deutschen Politik schon seit vielen Jahren versucht, Regulierungen abzubauen und Genehmigungsprozesse zu beschleunigen, doch diese Versuche scheitern gerade bei Bauprojekten immer wieder daran, dass die Rechte von Interessensgruppen gewahrt bleiben, die Vermeidung von Risiken eingehalten werden und Ressourcen geschont werden.

Nicht nur die Vermeidung von CO₂-Ausstoß ist gemeint, sondern auch der Rohstoffeinsatz, die Nutzung einer gut durchdachten Kreislaufwirtschaft und andere Aspekte der Ressourceneffizienz. Da die deutsche Mentalität verbunden ist mit dem Wunsch nach Ordnung und Sicherheit, ist bei uns die Regulierungsbürokratie besonders dramatisch.

Regulierungen, die sowohl von der EU, als auch von Bund, Ländern, Verbänden und Kommunen vorliegen, widersprechen sich häufig, was zu unlösbaren Problemen bei Genehmigungsverfahren führen kann, wie hier der MDR in einem achtminütigen Videobeitrag zum Thema „Bürokratie an Bau“ sehr gut zusammenfasst

Digitale Kompetenz für Fachkräfte im Bau- und Handwerksgewerbe

Für Bau und Handwerk werden neue Kompetenzen gebraucht, die mit der Digitalisierung der Bauwirtschaft verbunden sind. Beschäftigte der Bauwirtschaft brauchen IT-Kompetenzen über alle Berufsgruppen hinweg. Arbeitsmöglichkeiten für Bauhelfer, die ähnlich wie bei einfachen Lagertätigkeiten nichts weiter leisten müssen, als schwere Lasten von A nach B zu transportieren, sterben nach und nach aus.

Was neben IT-Kenntnissen ebenfalls vonnöten ist, sind Kenntnisse des kollaborativen Arbeitens und prozessbezogenen Denkens. Bauunternehmen aus dem Mittelstand sorgen sich zu recht darum, was passiert, wenn nicht nur der Nachwuchs fehlt, weil immer weniger junge Menschen Berufe mit körperlichen Anstrengungen und Belastungen attraktiv finden – sondern wenn die lang gedienten Fachkräfte im Unternehmen sich in internen und externen Schulungen IT-Kompetenzen, digitales Arbeiten und sich ständig weiterentwickelnde Technologie-Kenntnisse aneignen sollen.

Gerade Fachkräfte im Bauwesen und Handwerk sind häufig kreative Problemlöser, wenn praktische, konkrete Herausforderungen entstehen – doch Probleme mit iPad und kollaborativer Vernetzung in agiler Arbeitsumgebung zu lösen, ist etwas ganz Anderes.

Bedeutung der Bauwirtschaft

Die Bauwirtschaft ist ein zentraler Wirtschaftszweig für die Volkswirtschaft. Nicht nur im Wohnungsbau ist der Bedarf an Investitionen groß, sondern auch für die Infrastruktur und die Anpassung an die Klimaschutzziele bestehender Gebäude besteht ein großer Bedarf an schlagkräftiger Bauwirtschaft.

Bezahlbarer Wohnraum und sozialer Wohnungsbau kann nur mit staatlicher Subventionierung realisiert werden, da sich für private Bauunternehmen die Investitionen sonst nicht rentieren können. Steuererleichterungen wären ein bewährtes Mittel, um Investoren anzuziehen.

Die Erneuerung der Verkehrs-Infrastruktur leidet ebenso an der sich immer weiter ausweitenden Bürokratie wie der Bau von Gebäuden. Was jedoch hinzukommt, sind die Anforderungen an Fachkräfte durch den digitalen Wandel.

So wie sich zum Beispiel die Landwirtschaft durch die digitalen Möglichkeiten und Anforderungen beeindruckend gewandelt hat, muss auch das Baugewerbe und Handwerk immer mehr digitale Kompetenz entwickeln. Es wäre vielleicht sinnvoll, schon bei Kindern ein Gefühl für digitale Kompetenz in praktischen Bereichen zu fördern, um den Nachwuchs für Berufsbilder im Baugewerbe, in Handwerk und Pflege zu begeistern.

Wir können nicht alle im Homeoffice am Computer arbeiten – wir brauchen Menschen, die beruflich vor Ort sind und sich mit Intelligenz, Körperkraft, Geist, Seele und Kreativität einsetzen. Ganzheitliche Berufe machen Spaß und bieten Erfüllung – allerdings nur, wenn die Rahmenbedingungen (inklusive Bezahlung) stimmen und die Anforderungen auch auf lange Sicht nicht überfordern.

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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